4. Tag Meppen – Haren – Dörpen (Marion Illhardt)
„Sind Sie bitte so freundlich und können mir eine Kerze besorgen? Wissen Sie, mein Mann hat heute Geburtstag!“ „Aber natürlich, Frau Illhardt!“ sagt die nette Dame am Empfang und schon kurze Zeit später steht ein edler Silberleuchter auf unserem Frühstückstisch. Übrigens: Das Frühstücksbüffet heute im Hotel Schmidt ist erstklassig, eine reichhaltige Auswahl an Marmeladen, Käse (und natürlich auch Wurst), Müsli und Brötchen bzw. Brot.
Gegen zehn Uhr sind wir wieder auf den Rädern, heute leider ohne Sonnenschein. Aber wichtig ist ja, dass der Himmel seine Schleusen nicht öffnet und wir Sonne im Herzen haben. Schon kurz hinter der Altstadt fließt die Ems. Nebenbei bemerkt, der lateinische Name für die Ems ist Amisia, was „dunkler Fluß“ bedeutet. Ab Meppen sieht man daher jetzt häufig Ausflugsschiffe mit diesem Namen. Die Fahrradwege sind hier jetzt richtig gut ausgebaut, wir können das Radeln recht gut genießen. Der Weg führt uns durch herrliche Wälder mit uralten, majestätisch wirkenden Eichen, wir kommen an schönen Abschnitten der Ems vorbei, teilweise teilt sie sich und bildet Inseln. Zwischendurch wissen wir allerdings nicht, fahren wir an der Ems vorbei oder sind wir am Kanal? Da der Weg ja leider nicht nur, wie er von der Nennung verspricht, an der Ems sondern auch mal Kilometer weg über Land oder auch am Kanal entlangführt, rätseln wir schon mal, an welchem Gewässer wir gerade sind.
Wir machen Pause in Haren. Hier steht die größte Kirche im Emsland, die Martinuskirche. St. Martinus, die man schon von weitem auf dem Radweg erkennt, wird auch gerne von den Einheimischen Emsland-Dom genannt, denn Pate für den
imposanten Bau war kein geringerer als der Petersdom in Rom.
Wir haben allerdings erwartet, dass dem Bau mehr Aufmerksamkeit gezollt wird, doch die Stadt wirkt wie ausgestorben. Überhaupt waren wir über mehrere Kilometer allein auf der Strecke, keine Radfahrer geschweige denn Menschen waren zu sehen. Wo sind die Gruppen der Radtouristen nur geblieben? Wir hatten durchaus befürchtet, dass dieser Rad-Wanderweg sehr viel mehr befahren wird. Aber uns soll es recht sein, wir genießen diese Einsamkeit. Um uns herum nur Weite, grünes Land, dass mich ganz oft an das Grün von Wales erinnert, bezaubernde Bauernhöfe und Tiere, große und kleine.
Wir sind hier in einem Gebiet, dass offensichtlich wie Warendorf in NRW eine große Verbundenheit zu Pferden zeigt. Sehr oft kreuzen den Radweg gut beschilderte Reitrouten, die Sand- und Waldwege scheinen wohl erstklassige Voraussetzungen für Geländeritte zu bieten. Auf den Weiden rechts und links des Radweges stehen nun eher Pferde denn Rinder und auf einen Reiterhof folgt der nächste.
Aber auch kleinere Tiere kreuzen unseren Weg. In einem Bach tummelten sich Bisamratten, ich vermute, dass es Bisamratten waren, von der Größe konnten es allerdings auch Biber sein, wobei wir keinen Bau erkennen konnten.
Was mir noch ab diesem Abschnitt des Weges auffällt: Die Bauweise der Einfamilienhäuser hat sich geändert. Von Bescheidenheit keinerlei Spur mehr! Hier stehen eher kleine Paläste, zugegeben schöne kleine Paläste mit wundervollen Gärten. Augenscheinlich sind die Grundstückspreise hier eher niedrig. Auf einem Plakat der Oldenburgischen Landesbank las ich etwas von einer 30jährigen Zinsbindung! Voila, sollten Sie planen ein Haus zu bauen, lieber Leser, ziehen Sie doch ins Emsland!
Unser heutiges Ziel sollte ursprünglich Heede sein, doch ich will mir gerne im Nachbarort Dörpen die Papier-Erlebniswelt ansehen. Leider hatte sie schon geschlossen, als wir ankommen. Und der Rest von Dörpen ist eher unschön, ein Durchgangsort, den man nicht unbedingt besuchen muss. Aber vielleicht liegt es auch an dem trüben Wetter, die Sonne lässt uns heute arg im Stich. Unsere Unterkunft finden wir im Gasthaus Westhus, obwohl der Dienstag ihr Sonntag ist, öffnet man uns bereitwillig die Tür. Vielen Dank noch einmal an Herrn Westhus.