Alles für umsonst

Kölner Umsonstladen (Foto: M Muer)
Kölner Umsonstladen (Foto: M Muer)

Ein kleiner Raum, voll bis an die Decke mit Kleidung, Büchern, Haushaltswaren, DVDs, CDs, Spielzeug… und doch verbirgt sich zwischen all diesen Dingen, in diesem kleinen Raum, ein vollkommen anderes Verständnis von Ökonomie.

 

Den Kölner Umsonstladen gibt es schon seit einigen Jahren. Er verbirgt sich ganz unspektakulär in einem kleinen Raum in der Mütze, dem Mülheimer Bürgerzentrum. Mülheim ist ein Stadtteil von Köln, der zur Zeit stark von der Gentrifizierung bedroht ist. Alte, stuckgeschmückte Gebäude, von denen viele unter Denkmalschutz stehen, die Nähe zum Rhein, ein vielfältiges kulturelles Angebot und die Schanzenstraße mit dem E-Werk ist gleich um die Ecke. Das weckt Begehrlichkeiten. Auf der anderen Seite sind viele türkischstämmige Familien hier heimisch und haben hier über die Jahre ihre lebendige Gemeinschaft aufgebaut. Türkische Kioske, türkische Cafés, türkische Friseure, türkische Einkaufsmärkte…, die natürlich auch von nicht-türkischstämmigen Kölnern besucht werden.  Auch die Keupstraße ist nicht weit. Neben Ehrenfeld wird auch Mülheim oft liebevoll als Klein-Istanbul bezeichnet.

Aber es ist kein Geheimnis, dass es in Mülheim viele soziale Probleme gibt…

Der Umsonstladen in der Mütze versteht sich als Nachbarschaftsprojekt, er soll ein Ort der Begegnung auf Augenhöhe sein (wie mir heute eine Mitarbeiterin immer wieder versicherte), er ist daher für jeden zugänglich – auch für die Porschefahrerin aus dem Hahnwald, so die Mitarbeiterin. Niemand ist Bittsteller und niemand der Gabenbringer.

Mütze, K-Mülheimer Bürgerzentrum (Foto: M Muer)
Mütze, K-Mülheimer Bürgerzentrum (Foto: M Muer)

Ziel ist neben der Nachbarschaftsförderung, dass gut erhaltene Dinge nicht einfach in den Müll geworfen werden, sondern wiederverwertet werden. Erfahrungsgemäß gibt es immer Menschen, die das, was jemand wegwirft, noch gut gebrauchen können. Ich habe mir beispielsweise heute eine große Kiste mit von Hand gesammelten Muscheln und Steinen mitgenommen. Es war ein eigenartiges Gefühl, einfach etwas mitzunehmen, ohne dafür zu bezahlen…

Finanziert wird der Umsonstladen (150 Euro pro Monat für die Miete) über die Mitgliedsbeiträge und Spenden derjenigen, die dorthin kommen.

Das Prinzip ist ganz einfach: jeder Besucher kann bis zu drei Teile mitnehmen. Er zahlt nichts, es wird auch nicht nach dem Wofür und Warum gefragt. Man kommt, man geht, man bringt und man nimmt mit… Dazwischen ein kleiner Plausch am Tisch in der Mitte des Raumes.

Aber lassen wir den Umsonstladen selbst zu Wort kommen:

„Und was ist die Idee hinter so einem Umsonstladen? Wir sind keine Sozialstation, denn solche gibt es genügend in der Stadt. Wir, die Aktiven, möchten unter uns und durch eigenes Handeln miteinander und gerne auch mit den BesucherInnen eine kritische Einstellung zum ständigen Gefühl des Kaufenmüssens, des Konsumierens entwickeln. Viele Alltagsdinge kann man sich untereinander ausleihen (z.B. den Trolley), kann andere Produkte gemeinsam nutzen (z.B. die Waschmaschine), kann Dinge, die man zeitlich begrenzt gebraucht hat (z.B. Kinderwagen, ein Kleidungsstück, bei dem man sich verkauft hat) weitergeben.
Und das alles ohne Geld. Es entwickelt sich so mit der Zeit ein Geben und Nehmen ohne Geld, ohne bei jedem Geben oder Nehmen gleich im Kopf in Marktpreisen zu rechnen. Entscheidend ist, was wirklich gebraucht wird!

Je mehr geldloses Geben und Nehmen möglich wird, desto eher kann es gelingen, unerfreuliche und allzu stressige Erwerbsarbeit etwas zu reduzieren.

Ein Haushalt braucht auf diese Weise weniger Geld für notwendige Sachen, ohne deshalb schlechter zu leben. Und: Es entwickeln sich neue Kontakte zu Nachbarn und zu bisher unbekannten Menschen.

Ein Begegnungsort für Ideen und neue Projekte, für Veranstaltungen und Kunst. Ein Diskussionsforum zur Anregung eines Netzwerkes für mehr Selbstversorgung, ohne den Zwang zum Kaufen. Ein gemütlicher Treffpunkt zum Klönen und Kennenlernen für jedermann.“

(Quelle: umsonstladen-koeln.de)