Der Ems auf der Spur
Auf dem Ems-Rad-Weg von Telgte nach Emden

2. Tag: Emsdetten – Rheine – Salzbergen – Emsbüren (Marion Illhardt)

Die Ems suchen wir auf den ersten Kilometern des nächsten Tages vergebens. Wir verlassen Emsdetten nach einem eher spärlichen Frühstück, es war ganz okay, doch die Auswahl war nur gering und für uns als Vegetarier zu sehr wurstorientiert.

Silos im Wald (Foto A. Illhardt)
Silos im Wald (Foto A. Illhardt)

Schon kurz hinter der Stadt bricht die Sonne durch die Wolken und wir fahren durch herrliche Wälder. Die Landschaft hat sich langsam verändert, hier und da sehen wir große Flächen Heideland und Birkenwälder. Der Straßenlärm verschwindet, die Sonne lässt das letzte Grün der Bäume leuchten, die Vögel zwitschern und manches Mal springt ein Eichhörnchen über den Weg. An einer Wegbiegung türmt sich eine alte aufgebrachte Siloanlange vor uns auf. Leuchtend orange und rostend steht sie vor uns, trotzt dem Wald, so als wolle sie diesen Platz mit aller Macht verteidigen. Doch die Natur ist ebenso beharrlich und erobert sich stetig ihren Platz zurück, selbst im Silotrichter haben Birken ihren Platz gefunden. Alles wirkt auf uns völlig surreal!

Bockholter Fähre (Foto A, Illhardt)
Bockholter Fähre (Foto A, Illhardt)

Doch was ist das? Hinter einem Feriendorf steht ein Hinweisschild zur Fähre. Wo eine Fähre ist, muss auch ein Fluss sein. Sollten wir vielleicht Glück haben und mal wieder die Ems sehen? Hinter einer Wegbiegung sehen wir dann das Flachboot, das als Fähre herhalten muss. Leider ist die Fähre nicht in Betrieb, angeblich wurde der Fährbetrieb wegen Hochwassers vorübergehend eingestellt. Für uns sieht allerdings der Wasserpegel völlig normal aus.

Ab Ortseingang Rheine führt dann der Radweg direkt an der Ems entlang. Hier sehen wir auch unser erstes Schiff. Etwas verwahrlost, es sieht auch nicht mehr genutzt aus, wirkt es doch sehr romantisch auf uns. Kurz nach Mittag ziehen wieder dunkle Wolken auf, wir schaffen es gerade noch einen sehr netten Gasthof anzufahren. Der „Alte Gasthof Delsen“ ist sehr zu empfehlen, er liegt direkt am Ems-Rad-Weg, hat das Bett &Bike Label und man kann hier sogar übernachten. Noch sind im Biergarten die großen Schirme aufgestellt und hier sitzen wir wunderbar trocken bei strömendem Regen mit einem heißem Kaffee und anschließendem Bier und Radler. Nach Rheine wird es dann leider etwas anstrengend, erstaunlich dass es im Münsterland doch außer den Kanalbrücken einige Erhebungen gibt, die mit unserem schwer bepackten Rädern eine Herausforderung für uns bedeuten.

Dieser Urlaub ist für mich eine Art Feldforschung. Es ist etwas, was ich noch nie gemacht habe, ich denke, dass ich an diesem zweiten Tag doch empfindlich nah an meine Grenzen gekommen bin. Meinem rechten Knie ist dieser Versuch keinesfalls gut bekommen. Bei jedem Tritt schmerzt es und ich fluche so manches Mal über die schlechte Wegführung.

Am frühen Nachmittag machen wir eine kleine Picknickpause kurz vor Emsbüren. Ich erwähne diese Pause deshalb, weil es das einzige Mal war, dass wir eine Radlertoilette gesehen haben. Und ich muss auch erwähnen, dass einige Unterstände,

Radlertoilette (Foto A. Illhardt)
Radlertoilette (Foto A. Illhardt)

die in Nähe von Häusern standen, doch recht fürsorglich und auch liebevoll betreut wurden. Auf einem Tisch habe ich im Vorbeifahren sogar Kerzen stehen sehen, ein anderer Unterstand war mit Kühlschrank und kalten Getränken ausgestattet.

Wir verlassen ab Emsbüren den Ems-Rad-Weg um nach Beesten zu fahren. Hier machen wir Station bei Verwandten. Der Weg dorthin führt uns über Lünne und vorher eine ziemlich lange Strecke durch einen Wald. Heute habe ich mich gefragt, wer eigentlich zeichnet Fahrradwege aus? Ich bin wirklich froh, dass es an den letzten Tagen geregnet hat, denn zu trockenen Zeiten hätte dieser Weg nur aus reinstem, weißem Heidesand bestanden. Mit unserem schweren Gepäck war es eine reine Schlittertour. Ab Lünne verzichten wir daher auf Fahrradwege und nehmen stur die Straße! Die letzten sechs Kilometer sind rasch bewältigt und wir fahren erleichtert in Beesten ein.

Um es vorweg zu nehmen, wir haben am Abend Lingen noch einen Besuch abgestattet. Lingen ist uns schon von früheren Besuchen bekannt und wir sind begeistert von dieser recht schönen Stadt mit ihrer 1000jährigen Geschichte. Auch kulturell hat Lingen sehr viel zu bieten. Angesagte Künstler treten hier in den Emslandhallen regelmäßig auf.