Warum lassen sich Menschen in blinder und unreflektierter Autoritätshörigkeit auf Systeme ein, durch die sie eingeengt, reglementiert und ihrer Meinungsfreiheit beraubt werden? Ist es Veranlagung, Erziehung oder ein Resultat aus einem ungelebten Leben? Eine Spurensuche, die auch zur AfD führt.
Die Wasserscheide
In einem eher zufällig in meinen Besitz geratenen Buch des deutschen Philosophen Ernst Bloch entdeckte ich die für mich sehr bedeutsam gewordene Parabel „Die Wasserscheide“. So wie ein Steinchen, das sich über die unzähligen Verzweigungen von herabfließenden Rinnsalen und Bächen (Wasserscheiden) mehr oder weniger zufällig fortbewegt, folgt auch der Lebensweg eines Menschen in seiner ganzen Komplexität Gesetzen des Zufalls, nachhaltigen Begegnungen und den daraus resultierenden Erkenntnissen. Seitdem nutze ich dieses Gleichnis häufig in den Psychotherapien mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Die jungen Patienten, die aufgrund chronischer, zumeist sehr schmerzhafter Erkrankungen stationär betreut werden, sehe ich nicht selten über mehrere Jahrzehnte bis ins Erwachsenenalter hinein. Es ist mir somit möglich, über einen langen Zeitraum auch ihre Persönlichkeitsentwicklung zu beobachten; all die vielen Verläufe, Veränderungen und Verwandlungen. Die Auseinandersetzung mit der belastenden Erkrankung, die vielen Niederschläge durch erneute Krankheitsschübe, als auch die sozialen Probleme, die in der Interaktion mit ihrer Umwelt entstehen und nicht selten Ausgrenzung, Mobbing und ungerechte Behandlung beinhalten, haben den Charakter dieser Menschen zumeist in sehr beeindruckender Weise geprägt. Aus dieser Krisis gehen oftmals hochsensible Personen mit einer ausgeprägten sozialen Kompetenz, hoher Empathie und imponierenden menschlichen Qualitäten hervor. Viele von ihnen entscheiden sich für soziale Berufe, arbeiten ehrenamtlich in der Betreuung von Kindern, Alten oder Flüchtlingen oder zeigen darüber hinaus ein hohes gesellschaftliches Akzeptanz- (Toleranz-) und Gerechtigkeitsdenken. Sie benötigen in der Regel keine Autoritäten über sich, da sie das Selbstdenken, Verantwortung übernehmen und Krisen selbst überstehen aus dem ff gelernt haben.
Autorität im Rechtsradikalismus
Im Zusammenhang mit der momentan nicht mehr nachvollziehbaren Schwemme von engstirnigen Nationalisten, wütenden Pedigasten oder hassentbrannten Rechtsradikalen, die bevorzugt und gewollt in dem Sammelbecken der Partei Alternative für Deutschland ihr politisches Zuhause finden, stellt sich in zahlreichen Analysen immer wieder die Frage: Woher kommt der dort gängige Hass? Woher das Ausblenden von Realitäten und Fakten? Woher die unreflektierte Untertänigkeit in einem aggressiven, autoritativen System, wie es die AfD oder NPD darstellt? Die Autoren solcher Betrachtungen werden nicht müde zu betonen, dass die Wähler rechtsradikaler Parteien nicht dumm sind, sondern sich nicht wahrgenommen fühlen, frustriert sind und negative Erfahrungen mit den Regierungsparteien gesammelt haben. Doch kann das Ausschlag und Begründung genug sein, sich einer Gruppierung anzuschließen, deren Ziel eine Machtbegrenzung auf eine kleinstmögliche politische Elite ist, um so alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens komplett und ohne Abstriche, also in diktatorischer Weise zu reglementieren? Hätten da die jungen Patienten, von denen ich eingangs sprach, nicht mindestens genauso viel Grund, ihren lebenslangen, zum Teil vom Kleinstkindesalter aufgestauten Frust durch die Zugehörigkeit zu extrem autoritativen Systemen auszugleichen?
Es müssen also noch andere Faktoren existieren, die erklären, warum Menschen sich eher zu sozialen, toleranten, freiheitlichen, die Vielfalt liebenden und offenen Wesen entwickelt haben, während andere einer Spur folgen, die durch Hass, Ablehnung, Eingleisigkeit, Intoleranz und Hörigkeit geprägt ist. Wie so ein System aussieht, das sich voll und ganz der Gleichschaltung durch ein diktatorisches System verschrieben hat, sieht man am Beispiel der Türkei. Erdogan und seine ihm blind ergebenen Schächer lassen Menschen bestrafen, foltern oder töten, die anderen Meinungen als die der Regierung anhängen. Die AfD heißt diese diktatorische Meinungseinschränkung gut und lobt immer wieder Erdogans Willkürherrschaft. Für die AfD oder andere rechtsradikale Parteien oder Organisationen zu sein, heißt somit nicht nur, gegen Flüchtlinge zu sein, sondern gegen Meinungs-, Pressefreiheit zu sein, aber auch gegen die Freiheit sexueller Entfaltung, gegen die Gleichheit von Mann und Frau und gegen eine wie auch immer geartete gesellschaftliche Vielfalt. Vor allem aber heißt das im Umkehrschluss, für irrationale Autorität (s.u.), eine antidemokratische Tendenz, Härte, Starrheit, Unterwürfigkeit, Strafen, Gleichschaltung, Gehorsam und Unnachgiebigkeit zu sein. Bedarf eine solche Einstellung einer besonderen Persönlichkeitsentwicklung? Eines besonderen Charakters? Einer autoritären Persönlichkeit?
Ein solcher Charakterzug wird gerne auch mit dem Begriff der „Rigidität“ in Zusammenhang gebracht. Rigidität bedeutet „…Starrheit in der Einstellung, der Zielsetzung oder der Meinung, Unbeweglichkeit und geringe Umstellungsbereitschaft als Verhaltenstendenzen…“ (Wikipedia). Bei einer kleinen Gruppe von erwachsenen Patienten, die von mir therapeutisch betreut wurden und auf die diese Persönlichkeitsumschreibung zutraf, fiel oftmals ein hohes Maß an geringer sozialer Kompetenz auf. Ihnen fehlte häufig Durchsetzungsvermögen und Selbstbewusstsein und –wirksamkeit. Sie umgaben sich mit einer Aura von Strenge, Boshaftigkeit und Aggression, um damit ihre Unsicherheit zu kaschieren. Eine solche Selbsttäuschung funktionierte u.a. „…durch ein mentales Verschließen der Augen vor der Realität.“ Interessant war bei diesen Patienten ein auffälliges Paradoxon: Während sie einerseits betonten, sich von Niemanden etwas sagen lassen zu wollen und einen Satz wie „ich bestimme, wo es lang geht“ mantraartig runterleierten, zeigten sie gleichzeitig ein hohes Maß an Autoritätshörigkeit. Sätze, die diese freiwillige „Verknechtung“ sehr eindrucksvoll wiedergeben, liest man seit Jahren tausendfach in rechten Netzwerken: Da ist die Rede von starken Männern, blutrünstigen Rachefeldzügen und der blindwütigen Eindämmung jeglicher Meinungsfreiheit durch ein Heer von selbsternannten Nationalrettern. Sie scheinen selbst nicht zu bemerken, gleichzeitig einem Autoritätssystem den Weg zu bahnen, in dem sie schlussendlich nichts mehr zu melden haben.
Die autoritäre Persönlichkeit
Eine schockierende Autoritätshörigkeit bei einer Vielzahl von Menschen stellte man vor fünfzig Jahren bei einem sehr berühmt gewordenen Experiment fest, das nach dem US-Psychologen Milgram benannt wurde. Milgram „… testete, wie weit Probanden gehen würden, wenn sie anderen Menschen Elektroschocks verabreichen – und welche Rolle die Anweisungen einer „Autoritätsperson“ im weißen Kittel dafür spielt. Hintergrund dafür waren damals die Nürnberger Prozesse und die Gräuel der Nazizeit.“(1) Man hatte den Probanden zwar zu Beginn des Experiments gesagt, sie könnten den Versuch jeder Zeit abbrechen, doch „…90 Prozent der Probanden gaben bereitwillig vermeintliche Elektroschocks – trotz sich steigernder Schmerzensschreie aus dem Nebenraum.“ (1) Auch eine Wiederholung des Experiments zu einem viel späteren Zeitpunkt in Polen erbrachte fast identische Ergebnisse. Besitzen die Menschen ein Autoritäts-Gen, das – wird es nur richtig gesteuert – freigesetzt wird? Übrigens gab es das Milgram-Experiment schon früher: Es nannte sich Nationalsozialismus und der Versuchsleiter hieß Adolf Hitler.
Ein gewisser gesunder Menschenverstand ließe erwarten, dass nach einer Zeit der größtmöglichen Unterdrückung die psychisch, wie physisch ausgebeuteten und unterdrückten Menschen sich für ein offenes, demokratisches und solidarisches Gesellschaftssystem entscheiden würden. Doch das Gegenteil war und ist häufig der Fall. Und auch heute reibt man sich verwundert die Augen, dass Menschen, die dem aktuellen Politsystem Reglementierung, Beschneidung der Meinungsfreiheit, Beeinflussung der Presse, Lobbyismus oder Vetternwirtschaft vorwerfen, eine Partei wählen, nämlich die AfD, die all dies in einem noch größeren Maße betreibt und offen über eine Rückkehr zu einem Führerstaat schwadroniert. Ist das letztendlich doch Dummheit oder existiert tatsächlich so eine Art autoritärer Persönlichkeitszug in dem ein oder anderen Menschen, die „…sich durch seine Affinität zu autoritär-faschistischen politischen Lösungen auszeichnet“? (2)
Zahlreiche, groß angelegte Untersuchungen haben die Existenz einer solchen „autoritären Persönlichkeit“ nach den beiden Weltkriegen untersucht. In diesem Zusammenhang sind namhafte Sozialpsychologen wie Theodor W. Adorno oder Max Horckheimer in Deutschland oder Else Frenkel-Brunswik, Daniel J. Levinson und R. Nevitt Sanford in den USA zu nennen. Zusammenfassend lassen sich mehre Umschreibungen einer solchen Persönlichkeit finden, die auf der Seite „Gedankenwelt“ sinngemäß wie folgt aufgelistet sind (3):
- Blinde und unhinterfragte Loyalität gegenüber bestimmten Werten, Sitten und Idealen;
- Ethnozentrismus – eine Voreingenommenheit eines Individuums gegenüber fremden Gruppen;
- Angstkultur;
- Aussagen wie „Meine Erfolge sind immer besser als deine“;
- Aggressiver Führungsstil;
- Vorurteile und engstirniges Denken;
- Oberflächliche Argumentationen, häufig auf Verschwörungstheorien beruhend.
Es scheint also wohl kein Zufall zu sein, dass man bei Punkt 1 bis 7 automatisch an die AfD und ihre Führungsstruktur denkt. Viele Analysen der oben zitierten Forscher wurden kritisiert, was zum einen an der psychoanalytischen und damit recht vorgefassten Ausrichtung der Psychologen lag, zum anderen fehlte es wie bei vielen Forschungsergebnissen an der Repräsentativität: Menschliches Denken und Handeln lässt sich nur selten auf wenige Variablen beschränken und fußt in der Regel auf größerer Komplexität. Auch stellt sich hier wieder die Frage, warum Menschen eine solche autoritäre Führung benötigen. Ist es die Angst vor der eigenen Freiheit und damit verbunden einer Flucht in die Konformität?
Familie als Keimzelle von Autorität
Der Psychoanalytiker und Philosoph Erich Fromm sah bereits 1932 Ursachen der Autoritätshörigkeit in der Erziehung und in familiären Strukturen, die dem Kind wenig Freiheit zugestehen und es disziplinieren. Er sah in der Familie eine „psychologische Agentur“: Väter und Mütter geben damit Strukturen weiter, die sie ebenfalls erfahren haben. Zu der Zeit, in der die analytische Sozialpsychologie und Fromm´s “Studien über Autorität und Familie” tragend waren, gab es noch ein sehr starres Familienbild, das in vielen Romanen und Biografien, sowie in Berichten von Zeitzeugen bestimmend ist: Der Mann war der strenge, aber unemotionale und zum Teil gewalttätige Vollstrecker einer unreflektiert tradierten Vater-Kind-Beziehung; die Frau war die treusorgende, emotionale und ausgleichende Mutter, aber ebenfalls in einer klaren Hierarchie unter dem Mann positioniert. Die Kinder lernten so klare autoritäre Strukturen, die sie – damals(?) – gefügig machten für ein faschistisches Leben und eben Autoritätshörigkeit.
In der Jetztzeit haben sich diese Formationen geändert und mal abgesehen davon, dass Väter häufig gar nicht mehr präsent sind, gibt es wesentlich mehr Rollenverschiebungen und –wechsel. Da verwundert es wenig, dass die AfD aktuell versucht, zu alten Mustern und damit einer autoritären Grundstruktur mit klaren Rollenbildern zurückzukehren. Während das familienpolitische Bild der Partei im Wahlprogramm eher verwaschen allgemein klingt, liest man in den sozialen Netzwerken von AfDlern vor allem die Forderung nach „traditionellen“ Vater-Mutter-Bedingungen, mit einem starken Vater als „Disziplinator“ und einer Mutter mit deutlich abgeschwächten Rechten als Frau. In einer solchen Keimzelle lässt sich eher das „Radfahrerprofil“ heranzüchten, das man für die notwendige Autoritätshörigkeit benötigt. Rechtsdrehender Faschismus lässt sich schlecht mit Ich-starken Persönlichkeiten aufbauen – dafür braucht man Ja-Sager, Menschen mit Angst vor der Freiheit und eben Autoritätshörige! Zusammengefasst: Menschen, die ihre eigene Identität aufgeben.
Erich Fromm und die Autorität
So sehr ich Fromm schätze, so sehr hakt der Ansatz an einigen Stellen: Nicht alle Menschen, die autoritative Erziehungsstrukturen durchlaufen haben, reifen automatisch zu fügigen Knechten heran. Das Modell „Strenge durch westfälischen Katholizismus“ mit klaren Verboten, sowie ein katholisches Gymnasium mit autoritären Lehrern hat aus mir eher das Gegenteil gemacht: Einen libertär eingestellten Querdenker. Ähnliche Tendenzen findet man auch bei dem Schriftsteller Andreas Altmann, der in seinem Buch „Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend“ das Phänomen Autorität und Gewalt inklusive Prügeln bis zur Bewusstlosigkeit des Opfers = Sohn durch seinen Vater beschreibt. Auch Altmann entwickelte durch diese Erfahrungen ein gelebtes Leben jenseits einer Autoritätshörigkeit.
Erich Fromm formierte eine sehr brauchbare Unterteilung der Autorität in rational und irrational. „Irrationale Autorität geht immer mit Angst und Ausübung von Druck auf der Grundlage einer emotionalen Unterwerfung einher. Es ist dies die Autorität des blinden Gehorsams, die Art von Autorität, die man am deutlichsten ausgeprägt in allen totalitären Ländern findet.“ (4) Dagegen bedeutete eine rationale Autorität, dass zwischen dem Ausübenden und Empfänger von Autorität eine Gleichheit der Wertigkeit besteht, der Ausübende aber z.B. über mehr Erfahrung oder Wissen auf einem bestimmten Gebiet verfügt. Das kann z.B. ein Lehrer oder ein Ausbilder sein. Es ist in Ordnung, den Ausführungen eines Lehrers zu folgen, sie entsprechend umzusetzen oder gar zu übernehmen. Eine rationale Autorität endet aber in dem Moment, in dem die Gleichwertigkeit in Ausnutzung oder Unterwerfung mündet. Es ist wichtig, den jungen Menschen diese Unterscheidung deutlich zu machen: Schau genau hin und bewerte, wozu die Autoritätsausübung ge- oder missbraucht wird!
Die Furcht vor der Freiheit und Religion
In seinem Buch Furcht vor der Freiheit beschreibt der bereits zitierte Erich Fromm das Doppelgesicht der Freiheit. Während die Menschen früher in klar autoritären Strukturen lebten, in dem abgrenzt war, wer es zu sagen hat und wer nicht, bringt die neue Freiheit und die damit verbundene Verwirklichung des Selbst die Angst vor Eigenverantwortung und des individuellen, freien Selbst mit. Vor dieser Freiheit scheinen sich viele Menschen zu fürchten und ein Gegenmechanismus ist die Flucht in einen autoritären Charakter. Sicherlich ist auch eine Religion eine solche Flucht. Vor allem in sehr rigiden Religionsstrukturen erlebt man immer wieder diese Freiheitsfurcht, weshalb eine ganze Batterie von überirdischen und unsichtbaren Wesen zur Verantwortungsübernahme eingeführt wurden: Götter, Engel, Teufel oder spirituelle Gestalten. So lassen sich Verantwortung und Schuld prima auf sphärische Institutionen abwälzen. So begründete eine baptistische Mutter die chronische Erkrankung ihres Kindes als Strafe des Teufels. Für diiesen Glaubensspuk zahlte die Frau einen hohen Preis: Sie lebte in einer schon pathologischen Autoritätshörigkeit, in der selbst Gewalt durch den Gatten als gottgewollt entschuldigt wird. Vor allem religiöse Praktiken führen häufig dazu, dass Menschen jegliche Selbstverantwortung und damit auch –wirksamkeit ablegen und nur noch auf höhere Instanzen bauen. Doch zeigt die Auseinandersetzung mit dem menschlichen Verhalten in Stresssituationen und Krisen immer wieder, wie wichtig gerade hier das Gefühl einer Selbstwirksamkeit ist. Je öfter ein Individuum erfährt, dass es selbst nicht in der Lage ist, eine Situation zu meistern und auf Hilfe von außen angewiesen ist, desto eher schraubt es sich in eine Spirale der Hilflosigkeit, was dauerhaft depressive Tendenzen einläutet. Das ist der Grund, warum ich meine Patienten ermuntere, selbst zu denken, selbst zu verantworten und selbst wirksam zu sein.
Und nun – was tun?
Der bereits erwähnte Reiseschriftsteller Andreas Altmann sagte einmal über seine negativen Kindheitserfahrungen: „Hätte ich eine liebliche Kindheit verbracht, ich hätte nie zu schreiben begonnen, nie die Welt umrundet…“ Stellt ein Heranwachsen unter der Knute eines Autoritarismus vielleicht sogar eine Chance dar, ein freier und freiheitsliebender Mensch zu werden? Damit kehre ich zurück zu meinem Einstieg mit der Geschichte von der Wasserscheide: Unsere Begegnungen, selbstgemachten Erfahrungen und Erkenntisse, sowie Vorbilder, das Erlernen von Selbstreflexion und eine psychologisch-philosophische Bildung im Sinne seiner Grundbedeutung = sich ein Bild zu machen sind ausschlaggebend, eine Entwicklung zur Autoritätshörigkeit vermeiden zu helfen. Eltern, Lehrer, Pädagogen und andere Lebensbegleiter sind somit gefragt, Menschen früh zu Selbstreflexion anzuleiten.
In meiner Tätigkeit als Kinder- und Jugendpsychologe führe ich regelmäßig ein Seminar durch, in dem ich über Persönlichkeitsentwicklung spreche. Darin nutze ich das Beispiel eines Kleiderschranks, der als Synonym für unser Innenleben steht: Umso mehr ich über den Inhalt des Kleiderschranks sogar in den verstecktesten Winkeln weiß, desto eher kann ich entscheiden, was aussortiert werden kann und somit Platz für Neues oder Besseres macht. Übersetzt auf die Persönlichkeitsentwicklung bedeutet das: je mehr ich über mich selbst weiß, desto mehr kann ich überholte und für mich unstimmige Konstrukte ausschalten, überholte Verhaltensweisen verändern und mich als selbstdenkendes Wesen wahrnehmen, das keine irrationale Autorität, außer seiner eigenen benötigt. „Erkenne dich selbst“ und „Denke selbst“ ist die Devise! und dazu sollten wir die Menschen, nicht nur die Jugend, ermuntern. Und das am besten schon im Vorabendprogramm!
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