Gedankenstriptease Zwo
12/15 und kein Ende

Änne (Foto Arnold Illhardt)
Änne (Foto Arnold Illhardt)

Hier im Münsterland sagt man, wenn man sich in einen Taumel der Ver- oder Bewunderung befindet: Satan Änne! Da der Westfale im Allgemeinen und der Münsterländer im Speziellen nicht viel Aufheben um eine Sache macht, reichen diese zwei Worte fürs Gröbste. Im Grunde ist es aber die Kurzform von „Ach-Du-liebe-Güte-das-ist-ja-kaum-zu-glauben! Wo gibt´s denn sowas?!“ Man ist hier mit Worten nicht so verschwenderisch. Allerdings frage ich mich, wer – zum Teufel – diese Änne ist. Die Frau gehört zu den großen Mysterien der Neuzeit. Meistens sind Frauen im Münsterland entweder Heilige (Euthymia) oder Dichterinnen (Annette). Daher fände ich es mal eine nette Abwechslung, wenn Änne eine große Freiheitskämpferin oder Anarchistin gewesen wäre und z.B. das Rathaus von Amelsbüren in die Luft gesprengt oder barbusig mit geschwenkter Fahne gegen das Münsteraner Beamtentum protestiert hätte. So wie in dem Bild von Eugene Delacroix – Die Freiheit führt das Volk.

Doch das Geheimnis um besagte Änne – barbusig oder bedeckt – wird wohl immer ein Rätsel bleiben, so wie die Frage, ob es mehr als drei Raumdimensionen gibt, was es mit den schwarzen Löchern im Kosmos auf sich hat, wozu Beamte tatsächlich notwendig sind und wer für die Abrissperforation bei Katzenfuttertüten zuständig ist. Letztere lassen sich nämlich grundsätzlich immer so schlecht aufreißen, so dass ein Teil des fleischlichen oder fischigen Inhalts beim Öffnen aufs Hemd kleckert.

Apropos Geheimnisse und Mysterien, was ja hinterletzlich auf das Gleiche hinausläuft: Wenn mich nicht alles täuscht, ist es bis heute nicht geklärt, warum Rex Gildo 1999 nach einem Konzert in einem Möbelhaus aus dem Fenster seiner Münchner Wohnung gesprungen ist und danach nie wieder Fiesta Mexicana gesungen hat. Auch so ein Mysterium! So wie bei der PEGIDA, die ja vor allem von Verschwörungstheorien lebt. Ich vermute ja, dass es an der wilden Mixtur aus Lösemitteln, Formaldehyd und Terpene im Möbelhaus gelegen hat, die gerne in Möbel hineinproduziert werden. Kein Wunder, wenn dies schon mal letale Folgen haben kann, macht doch dieser Geruch auch Ameisen, Stubenfliegen und verbal übergriffige Zeugen Jehovas auf Dauer den Garaus.

Der Religionsphilosoph Martin Buber beschreibt den schwer fassbaren Begriff Verantwortung mit dem Satz: Jeder verantwortet alles, wozu er in einer bewussten oder unbewussten Beziehung steht. Ich habe früh Verantwortung für mein akustisches Seelenheil übernommen und sängerischen Trantüten wie Gildo & Co. den Rücken gekehrt. Wenn ich dann allerdings aktuell höre, dass WDR2 mit dem Slogan „immer ihre Musik“ wirbt, krümmen sich die Gehörgänge diametral. Schon morgens früh am Frühstückstisch findet die geballte Vergildorisierung statt. Bei Andreas Bourani, Joris, Johannes Oerding und anderen Jammerkastraden fällt mir passenderweise die Songzeile „Mein Kopf läuft heiß und Rauch steigt auf“ ein. Präsentiert wird eine von musikalischen Spannungsbögen und textlichem Tiefgang entkernte Musik, passend zur weiß-grauen Einbauküche in Endlosschleife. „Das alles muss weg, das alles muss neu!“ Es ist eben nicht überall drin, was drauf steht.

So wie beim Früchtetee Felix Himbeer-Vanille der Firma Teekanne: Da stand vorne Himbeere drauf, es waren aber innen keine drin, so dass der Bundesgerichtshof entschied: Im Himbeertee müssen Himbeeren sein. Das kann nun auch fatale Folgen für einige Parteien haben, wie z.B. für die CDU und SPD, wo ja auch schon länger weder Sozialdemokratie, noch Christliches drin stecken. Wie sagte einst Willy Brandt: „Es hat keinen Sinn, eine Mehrheit für die Sozialdemokraten zu erringen, wenn der Preis dafür ist, kein Sozialdemokrat mehr zu sein.“ Wer stellt den Sozis mal endlich die Sinnfrage, denn letzteren macht es ja schon lange nicht mehr?!

Kundenliebe (Foto A. Illhardt)
Kundenliebe (Foto A. Illhardt)

Das sind alles so Zeichen der Zeit. Auf dem Plakat der namhaften Geldverschwurbelungsfirma „Volxbank Telgte“ deutet ein freundlich dreinschauender Herr mit seinen Händen ein Herz an. Ich liebe unsere Kunden steht drunter, allerdings ist das Herz sowas von deformiert und vor allem halbherzig, dass man sich fragt, ob es sich dabei um Ironie, gängige Praxis oder um ein Versehen der Werbefirma handelt, die das Foto eigentlich für die Handchirurgische Klinik gedacht hatte. Manchmal soll man´s einfach lassen oder wie mein Vater, damals tatsächlich Schuhmacher von Beruf, zu sagen pflegte: Schuster bleib bei Deinen Leisten“. Herz und Geld gehen einfach nicht zusammen.

Ein anderes Zeichenphänomen der galoppierenden Jetztzeit führt einen zu der Frage, warum weibliche Teenager auf Selfis immer so präorgasmatisch gucken und Jungs eine ramboreske Körperhaltung einnehmen. Das wirkt immer so wie bei Vorstadtpornos und wirft ein schäbiges Bild auf das gängige Aufklärungsvorgehen in der christlichen Wertekultur. Mütter, könnt ihr Euren Mädels nicht mal anerziehen, dass beim Geschlechtsverkehr nicht zwingend die Zunge raushängen muss und man nicht vor jeder scheiß Kamera einen Knutschmund machen muss? Und verehrte Väter: Männlicher Sex hat nichts mit Deckbullen in der Milchkuhhaltung zu tun. Da laufen kirchliche Verbände Sturm gegen vernünftige Aufklärung in den Schulen, aber bekommen es nicht einmal hin, den Nachwuchs nach den Regeln der Kunst an die Liebe heranzuführen. Kein Wunder, wenn wir islamisiert werden müssen, droht doch allerorts Ansteckung durch seelisch schädigendes Posing.

Mir wurde neulich vorgeworfen, ich würde AfDler, Pegidisten und andere Patrioten in meinen Ausführungen zu sehr verdummen. Ich musste das zu meiner Schande nun selbst einsehen, habe ich doch endlich mal kapiert, warum das A in AfD für Alternative steht: Die Typen haben vorgebaut, ahnten sie doch, dass die NPD eines Tages verboten würde. Das füllt sich das A doch glatt mit Sinn und die Braunhirne fallen sozusagen als Alternative gar nicht auf. Dabei dachte ich ursprünglich immer, das A stände für Analphabeten. Asche auf mein graues Haupt!

Übrigens sagt man ja auch, dass Fußball ziemlich dumm ist. Es ist ja auch fürwahr nicht sonderlich einfallsreich, wenn 20 erwachsene Männer oder wahlweise auch Frauen hinter einem einzigen Lederball herlaufen, um ihn dann in einem Kasten zu versenken, in dem jeweils jemand steht, der dies zu vermeiden sucht. Und weil es meist nicht genug Leute gibt, die dazu in der Lage sind, kauft man sich für teuer Geld Profis aus anderen Ländern oder Städten ein. Das hat dann zwar im Grunde nichts mehr mit Schalke oder Bayern zu tun, es scheint aber niemanden so richtig zu kümmern. Es erinnert mich immer so ein bisschen an Söldnertum. In Telgte hat man sich da etwas abgeguckt und Bernd Wittebrock, CDUler aus Herten, eingekauft, um überhaupt jemanden halbwegs Gescheites als Bürgermeistergegenkandidaten parat zu haben. Während der amtierende grüne Bürgermeister ausschließlich Rad fährt, will der Neue laufen. „Ich hole schnell auf und will am 17.4. überholen“, so seine optimistische Haltung im parteieigenen Politblatt. Bis zum 17.4. sind´s noch knappe vier Wochen! Eine lange Zeit von Herten bis hierhin! Übrigens ist er nach eigenen Worten (siehe: Wir in Telgte, Dez. 2015) mit „seiner Frau“ verheiratet. Da sind wir froh, denn wie sagt Karl-Josef Laumann (auch CDU) immer: Die Familie ist die Keimzelle der Gesellschaft. Oder ist das der Startschuss in die Vielehe? Quo Vadis, CDU! Wohin man schaut Sodom und Gomera!