„Der Mensch bleibt in kritischen Situationen selten auf seinem gewohnten Niveau. Er hebt sich darüber oder sinkt darunter.“ (de Tocqueville) „Niveau allein hat keinen Wert, aber Werte können Niveau verleihen“ (E.Blanck)
Telgte: Bei einer sehr emotional geführten Diskussion im Bekanntenkreis vor langer Zeit, konterte ich etwas gereizt: „Dieses Gespräch finde ich jetzt zu niveaulos!“ Daraufhin reagierte mein Gegenpart anders als ich es erwartete: Er lenkte nicht ein oder war peinlich berührt, sondern meinte abschließend, dass jeder sein Niveau selber definieren würde.
Okay, so weit so gut bzw. schlecht, denn danach war eine niveauvolle Auseinandersetzung nicht mehr möglich, es herrschte Schweigen im Walde und man ging sich aus dem Weg! So eine unangenehme Sache – und dann noch vor Weihnachten – trübt die Stimmung und der Begriff „niveauvoll“ ließ mich nicht mehr los, zumal ich ja jetzt den „Schwarzen Peter“ bei mir vermutete! Es wurde ein endloses Thema bei uns und ich entschloss, über Niveau zu recherchieren, um diesem Problem den Garaus zu machen.
Gibt man Niveau bei Google ein, so erscheint fast an erster Stelle „Niveau ist keine Hautcreme“. Dringt man weiter in diverse Foren ein, deren Autoren zum großen Teil an einem erschreckenden Mangel an Selbstreflexion leiden, so merkt man ganz schnell, dass jeder diesen Begriff anders definiert. In einem Fremdwörterlexikon fand ich folgende Erklärung: Rang, Stufe, (Bildungs-) Stand; kein Niveau haben: auf niedriger geistiger Höhe stehen, geistig anspruchslos sein. Diese Erklärungen und Bestimmungen, waren meines Erachtens nicht ausreichend und ich forschte weiter.
Bei Wikipedia war zu lesen: Das Niveau ist im Allgemeinen, im übertragenen, sowie physischen Sinn eine Menge gleicher Höhe bzw. eine Ebene oder Skalenstufe.
Also absolute Fehlanzeige für meine Suche.
Letzten Endes und schon kurz vor dem Aufgeben, fand ich in einem anderen Link eine etwas ausführlichere Deutung: Niveau ist in bestimmten Synonymgruppen, wie im persönlichen Format, im Charakter, im Benehmen, im Ansehen und der persönlichen Stufe zu finden. Und zu jeder Begriffseinheit gehören wiederum die unterschiedlichsten Synonyme. Zu der Gruppe Charakter gehört z.B. Ehre, Stärke und Haltung. Beim Benehmen fand ich: Betragen, Feingefühl, Gebaren, Höflichkeit, Manieren und Anstand. Dann gab es u.a. noch die Gruppe Ansehen mit der Ehre und, ich möchte jetzt nicht alle 130 Synonyme aufzählen, die Sinnverwandtschaften Persönlichkeit und Profil in der Gruppe Format.
Und mit diesen Erklärungen gingen meine eigenen Vorstellungen des Begriffes „Niveau“ konform. Aber inwieweit nun jeder Einzelne diese Werte in Anspruch nimmt oder von Anderen in Gesprächen oder im Verhalten erwartet, das ist wiederum relativ!
Die moralischen Werte, Verhaltens- und Gefühlsstandards werden durch Erziehung der Eltern bzw. Großeltern oder durch die Fähigkeit der Anpassung in einer Gruppe von Interaktionspartnern (z.B. Freunden oder Kollegen) und/oder Vorbildern vermittelt. Das bedeutet allerdings nicht, dass man durch regelmäßige Kontrollprozesse seiner selbst sein eigenes Verhalten ändert. Einsicht aber auch Vernunft erreichen selten die Bewusstseinsschwelle und dringen zum Verstand vor. Der französische Politiker und Historiker Alexis de Tocqueville brachte mit folgendem Zitat meine Vorstellungen des Begriffes auf den Punkt:
„Der Mensch bleibt in kritischen Situationen selten auf seinem gewohnten Niveau. Er hebt sich darüber oder sinkt darunter.“
Ich denk dran. Bei der nächsten Diskussion!