Kükenschreddern weiter erlaubt
Urteil des OVG Münster schockiert Tierschützer

PETA-Aktivisten (Quelle: PETA Deutschland e.V.)
PETA-Aktivisten (Quelle: PETA Deutschland e.V.)

Trotz massiver Proteste von Tierschützern kippte das OVG Münster einen Erlass, der das millionenfache Kükenschreddern in NRW stoppen sollte.

 

Küken aussortieren (männl./weibl.) in einer Brüterei. (Quelle: PETA Deutschland e.V. / Foto: Manfred Karrengarn)
Küken aussortieren (männl./weibl.) in einer Brüterei. (Quelle: PETA Deutschland e.V. / Foto: Manfred Karrengarn)

Münster. Das Urteil des Oberverwaltungsgerichts Münster vom vergangenen Freitag (20.5.2016) gab der landesweiten Klage von 11 nordrhein-westfälischen Brütereien gegen einen Erlass des Landesumweltministers Johannes Remmel (Grüne) aus dem Jahr 2013 statt: Die Massentötung männlicher Küken sei mit dem Tierschutzrecht vereinbar.  Die Begründung lautete: Die Aufzucht der ausgebrüteten männlichen Küken einer Legehennen-Rasse sei für die Brütereien mit einem unverhältnismäßig großen Aufwand verbunden und stehe im Widerspruch zu dem erreichten Stand der Hühnerzucht und den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Bei der Kükentötung müssten ethische Gesichtspunkte des Tierschutzes und menschliche Nutzungsinteressen gegeneinander abgewogen werden. Die technischen Verfahren, um nur noch Eier mit weiblicher DNA auszubrüten, seien noch nicht praxistauglich.

 

Küken aussortieren (männl./weibl.) in einer Brüterei. (Quelle: PETA Deutschland e.V. / Foto: Manfred Karrengarn)
Küken aussortieren (männl./weibl.) in einer Brüterei. (Quelle: PETA Deutschland e.V. / Foto: Manfred Karrengarn)

Affront für den Tierschutz

Für Tierschützer ist dieses Urteil ein Affront. Auch Minister Remmel zeigte sich betroffen und bezeichnete das Urteil als „herbe Niederlage für den Tierschutz“.

Das Tierschutzgesetz untersagt, „Tieren ohne vernünftigen Grund Leiden, Schmerzen oder Schäden zuzuführen“. Was anderes als Leid und Schmerz aber ist es, wenn männliche Küken nach dem Schlüpfen aussortiert und dann vergast werden – ein Tötungsprozess, der bis zu 30 qualvolle Sekunden dauern kann? Die Küken, die dies überleben, werden dann zusammen mit den später Schlüpfenden, egal ob männlich oder weiblich, deren Sortierung zu kostenintensiv ist, lebendig geschreddert. Ein schmerzfreier Tod sieht anders aus! Und ist es ein „vernünftiger Grund“, wenn wirtschaftliche Interessen und Profit vor dem Wohl eines Lebewesens stehen?

 

Die Ursache: Unterschiedliche Züchtungen

Das Problem liegt darin, dass heutzutage zweierlei Arten von Hühnern gezüchtet werden: zum einen Legehennen, die für die Eierproduktion zuständig sind, und zum anderen Jungmasthühner, die möglichst schnell viel Fleisch ansetzen. Männliche Küken sind für die Brütereien, die sich auf Legehennen spezialisiert haben, untauglich, und auch als Brathähnchen nicht brauchbar. Da die Aufzucht somit unrentabel ist, werden sie getötet – auf die oben erwähnte barbarische Art und Weise.

 

Kadaverentsorgung bei Hühnermast (Quelle: PETA Deutschland e.V.)
Kadaverentsorgung bei Hühnermast (Quelle: PETA Deutschland e.V.)

Auswege aus der Misere

Um dem moralisch-ethisch nicht vertretbaren Töten ein Ende zu machen, gibt es verschiedene Möglichkeiten:

1) Entwicklung eines Verfahrens, das bereits im Ei-Stadium zuverlässig das Geschlecht des Embryos erkennt. Weibliche Eier würden dann ausgebrütet, männliche vernichtet. Angeblich sollen die Tiere in diesem frühen Entwicklungsstadium noch keinen Schmerz empfinden.  An der Universität Leipzig arbeiten Forscher bereits an solch einem Verfahren mittels Lasertechnologie.

2) „Zweinutzungshühner“: Tierschützer fordern die Zucht von sogenannten Zweinutzungshühnern, die sowohl für die Eier- als auch für die Fleischproduktion eingesetzt werden können. Auf einem Versuchsgut in Niedersachsen soll geprüft werden, ob dies eine wirtschaftliche Lösung ist.

3) Vegane Ernährung: Die beste Lösung wäre – in meinen Augen – die Abkehr sowohl vom Fleischverzehr als auch von dem Verzehr tierischer Produkte wie Eier. Studien wie die bekannte „China Study“ von Prof. T. Colin Campbell haben gezeigt, dass Veganer keinen Mangel an Proteinen und Nährstoffen befürchten müssen, wenn sie sich von ausgewogener pflanzlicher Kost ernähren. Das Schreddern und Vergasen männlicher Küken würde sich damit genauso erledigen wie auch das Leid der über 40 Millionen Legehennen. Denn – auch wenn sie nach dem Schlüpfen weder vergast noch geschreddert werden – ein schönes Leben wartet nicht auf die weiblichen Küken: Sie landen zwar immer weniger in engen Käfigen (10%), aber auch die Bodenhaltung (60%) und selbst die sog. Freilandhaltung (18%) versprechen kein glückliches Hühnerleben. Dicht gedrängt fristen sie ein erbärmliches Dasein, bis sie schließlich nach 16 bis 17 Monaten, wenn ihre Eierproduktion nachlässt, beim Schlachter landen.

 

Rettet das Huhn e.V. – Vermittlung „ausgedienter“ Legehennen