Eine szenische Schreibaktion
Flüchtige Worte, so war die szenische Schreibaktion von Marion und Arnold Illhardt (Farasan Telgte) überschrieben, die am 1. Mai 21 im Schaufensterbereich der ehemaligen Rossmann-Filiale stattfand. Im Vorfeld hatten die Akteure, beide Mitglieder der Kulturnomaden Telgte, über die sozialen Medien dazu aufgerufen, ihnen einzelne Worte zuzusenden, die von den Personen mit dem Thema „Gesellschaft“ assoziiert wurden. Diese Begriffe notierte Marion Illhardt auf großen Papierbögen und positionierte sie sichtbar im Raum. Gleichzeitig und über Beamer an die Wand projiziert schrieb Arnold Illhardt dazu einen Text, in dem die „flüchtigen Worte“ schlussendlich ein literarisches Ganzes in Form einer Geschichte ergaben. Aus ganz Deutschland trudelten schon im Vorfeld Worte ein, so dass bis zur Beendigung der Aktion gut 91 Begriffe zur Verfügung standen. Eine Art Gesellschaftsdrama mit Happy End. Der Titel: Ein Abend im „Büro der Gesellschaft“.
Die Begriffe in Großbuchstaben sind jeweils die assoziierten Begriffe zum Thema Gesellschaft.
Ein Abend im „Büro der Gesellschaft“
Es war nicht unbedingt überschäumende Freude im Spiel, als mich die Einladung erreichte, für einen Abend in einem leeren Schaufenster einer Geschäftsleiche zu sitzen, um schriftliche Aufzeichnungen über die Gesellschaft zu tätigen. Diese unsere Gesellschaft, müsste es besser heißen, denn „unsere“ schließt mich – wohl oder übel – mit ein. „Zu tätigen“ ist ein – wie ich finde – durch und durch behördlicher Begriff und ein klein wenig fühlte ich mich, als ich mit meinem Laptop und ein paar Utensilien ausgerüstet aufbrach, wie ein Angestellter beim Einwohnermeldeamt. Unterbehörde Meldewesen. Tätigkeitsbereich: Registrierung, Protokollierung, Kartierung und sonstige „…ierung“ von Gesellschaft, was auch immer darunter zu verstehen ist. Mir fielen spontan Begriffe wie GESELLSCHAFTSVERTRAG oder WESTLICHE WERTEGEMEINSCHAFT ein. Worthülsen, die nicht mehr weit entfernt von Ausdrücken wie PROGRESSIONSVORBEHALT waren. Aber ich muss gestehen: Ich dachte auch an SCHLECHTE GESELLSCHAFT.
Dass man ausgerechnet mich für diese Aufgabe auf diesen unwirtlichen Beobachtungsposten setzte, um dem Thema Gesellschaft auf die Pelle zu rücken, hatte mich verwundert. Ausgerechnet ich alter Gesellschaftszyniker, Menschenflüchter und Quergeist (nicht zu verwechseln mit QUERDENKEN). Einmal einen Euro pro Person Eintritt zum Quergeistgucken. Gesellschaft gibt STRUKTUR und besitzt POTENTIAL, sagte mal jemand. Fragte sich nur: Wozu? Mir erschien dieses GEMEINSAM und ZUSAMMEN schon lange KRANK; der Patient Gesellschaft befand sich in einem äußerst KRITISCHEN ZUSTAND. Ein ZERRISSENes NETZWERK, eher DURCHEINANDER UND CHAOS als ZUSAMMENHALT, SOLIDARITÄT und TOLERANZ. Eher KONKURRENZ als ZUSAMMENLEBEN. Begriffe, die gerne bei Gesellschaftshudeleien benutzt werden. Ein System vor dem ABGRUND?
Es hatte etwas überaus Absurdes in einem Schaufensterraum zu sitzen, der abgetrennt durch eine Plastikplane einen Moloch von Ladenlokal hinter sich ließ. Die LEERE dieser Räumlichkeiten zog einem die Seele aus dem Leib. LEERE, dachte ich, ist wohl auch ein Synonym für die heutige Gesellschaft. Ein wenig roch es noch nach Wasch- und Säuberungsmitteln. Hier und da ein Rest dieser Duftnoten entsetzlicher Billigparfüms, die einem den Geruchssinn verklebten. Schließlich war hier früher ein Drogeriemarkt. Ein eigenartiger Ort, um Gesellschaftsstudien zu betreiben. Aber wo ist die Gesellschaft näher an ihrem „zubestimmten“ Ort, als in Räumlichkeiten, die das Konsumieren verkörpern. Ich konsumiere, also bin ich. Das hättest du dir nicht träumen lassen, Descartes!?
Ich sondierte meinen Ort, der für diesen Abend mein schriftstellerisches Refugium sein sollte. Ich beschritt den Raum und maß 12 x 8 Schritte. Mir fiel der Ausdruck Guckkastenraum ein. Wieviel lieber säße ich jetzt in meiner kleinen Schreibecke zuhause, wo mein Blick auf den Garten fällt. Dort wo sich meine Gedanken stets im Holunderstrauch zu verfangen drohen, bevor sie im Fluss nasse Füße bekommen. Manche Schriftsteller sitzen an gewaltigen, schrankgroßen Schreibtischen und es sieht so aus, als horteten sie darin alle Geschichten dieser Welt. Merkwürdig, bei großen Schreibtischen fällt mir immer SCHUBLADENDENKEN ein. Mein wackeliges Tischchen stand an einer Säule, die für diesen Abend den Blick ins ansonsten Leere auffangen sollte. Mein Schreibmobiliar war grade groß genug, dass ein Glas Wein, meine Lesebrille und ein paar Kleinigkeiten Platz hatten. Mehr brauchte man wohl nicht, um sich der Gesellschaft zu widmen. Zwischendurch fielen meine Blicke auf eine große Uhr, die an der Hauswand gegenüber in der Geschäftszeile vor dem Ladenlokal hing. Zeit ist wichtig; Zeit bestimmt den Lauf der Dinge. Zeit bestimmt vor allem das Gesellschaftliche. Dann und wann ein paar Passanten, die einen kurzen Blick ins Innere wagten. Kurze Blicke, beiläufige, die langen und intensiven waren den allbestimmenden Smartphones vorbehalten. Viele nahmen nicht einmal wahr, dass dort ein Mensch, beleuchtet von einer Schreibtischlampe, hinter Glas saß. Vielleicht hatte man schon alles gesehen. Und die VEREINZELUNG eines Menschen war in diesem TOXISCHEN ZUSAMMENSEIN der EGOTRIP-Menschen keine Besonderheit. Man hatte sich eben auch an alles – gewöhnt.
Für gewöhnlich schaute man „in“ ein Schaufenster, seltener hinaus. Für einen Abend entschwand die Situation den GESETZEN der Wahrnehmung – ich war nicht Betrachtender, sondern das zu betrachtende Objekt. Ein Schreiber, der sich hinter einer Glasfassade befand, um Eindrücke zu sammeln, die sich auf die Gesellschaft beziehen. Fürwahr: Eine EINSAMe Aufgabe. Manchmal kommt man der Wahrheit näher, wenn man das zu untersuchende Objekt aus einer gewissen Distanz heraus betrachtet. Und vielleicht auch, wenn man sich an Orte begibt, die durch ihre Ungewöhnlichkeit Gedanken anziehen, wie Mücken das Licht.
Draußen wurde es langsam Abend und die sonst gut gefüllte Geschäftsstraße vor der Scheibe leerte sich zusehends. Abends flachte das Kollektive ab, GESELLIGKEIT fand im Privaten statt. Gesellschaftliche BERÜHRUNGEN laufen vor allem medial, digital, scheißegal. So-als-ob-TEILHABE mit viel SPASS! Hauptsache das Fernsehprogramm stimmt! Ein Hoch auf das GEMEINSCHAFTSWOHL. Ich nippte an meinem Weinglas.
In meiner Einsiedelei, in meinem Beobachtungskasten, hatte ich mich wider Erwarten gemütlich eingerichtet. Die Situation begann mir mehr und mehr zu gefallen. Ich liebte das Absurde, das Surreale. Wobei mir die KÄLTE, die diesem Raum zu eigen war, mehr und mehr die Beine hochkroch. Passend zu meiner Aufgabe. KÄLTE war etwas, was ich eng mit meinem Thema verband. Vielleicht sollte ich meinen Observationsposten aufgeben, vor die Tür treten und eine Neuauflage der Publikumsbeschimpfung wagen. Mensch, hier wird nicht gehandelt, hier wirst du behandelt – frei nach Peter Handke. Eine Gesellschaftsbeschimpfung vom Feinsten, das wäre der VERKOMMENen Gesellschaftssubstanz angemessen. Ich würde den Passanten zurufen: Leute, nennt ihr das Gesellschaft? Nennt ihr das, was hier passiert MITEINANDER? SOZIALES HANDELN? Gegenseitiges AKZEPTIEREN? Wo steckt das Gemein in GEMEINSCHAFT, wo doch mehr das Ich als das WIR den Ton angibt? Wo sind Eure Werte, die ihr so gerne zitiert. Meint ihr mit Werten all den Hass, den ihr säht? All die SPALTUNG, die ihr erzeugt? Gesellschaft soll auch HALTUNG sein – meint ihr damit eure Scheißegal-Haltung? Längst habt ihr das, was ihr EMPATHIE nennt gegen IGNORANTes Verhalten und Denken eingetauscht. Nennen wir es entmenschlichte Gesellschaft!
Ich hatte mich in Rage geredet, oder besser: gedacht, denn diese Salven fanden eher in meinem Hirn statt. Doch aus diesen Gedankenwallungen wurde ich je herausgerissen, als ich plötzlich eine Stimme vernahm:
„Was machst du da?“ Ich schaute von meinem Laptop hoch und erblickte ein kleines Mädchen einige Meter von mir entfernt, hatte ich doch vergessen, die Türen zu schließen. Verschlossene Türen waren nicht unbedingte gute Voraussetzungen für meine Explorationen. Ich schaute – möglicherweise leicht mürrisch – zu ihr hinüber. Mit Publikumsverkehr hatte ich in dieser kalten Umgebung nicht gerechnet.
„Ich schreibe“, antwortete ich, wurde mir allerdings gleich bewusst, dass es sich dabei um eine reichlich blöde Antwort handelte. Dieses Mädchen wirkte nicht wie ein Kind, das Fragen stellt, um Erwachsenen zu imponieren, sondern wie ein tatsächlich neugieriges Kind.
„Ich sitze hier, um meine Eindrücke über die Gesellschaft aufzuschreiben.“
Die Kleine nickte und schaute sich um. Offenbar schien ihr dieser Raum auch aus kindlicher Sicht wenig geeignet, um dieses Unterfangen ein glückliches zu nennen.
„Was ist Gesellschaft?“ fragte sie.
Hatte ich mich soeben noch mit den krankhaften Abgründen dieser falschen GEMEINSCHAFT beschäftigt, so versuchte ich nun, die Angelegenheit etwas softer anzugehen. Ja, möglicherweise sogar schönzureden. Vielleicht gab es HOFFNUNG, die JUGENDSICHT auf Gesellschaft positiv zu formieren. Retten, was zu retten ist.
„Gesellschaft“, antwortete ich, „das sind WIR ALLE. ALLE Menschen, die zum Beispiel in dieser Stadt oder in diesem Land leben, gehören zu einer Gesellschaft. Gesellschaft, das ist so eine Art Gemeinschaft und das bedeutet auch GEMEINSAMkeit, RÜCKHALT und natürlich auch GERECHTIGKEIT.“
„ALLE?“ fragte die Kleine nach. Eine Frage, die mich einigermaßen in Verlegenheit brachte. Und nach einer Weile folgte ein „Auch ich?“
„Ja natürlich, auch du. Gesellschaft ist nicht nur ein ZUSAMMEN von Erwachsenen, sondern dazu gehören Junge und Alte. Gesellschaft soll GEBORGENHEIT und ZUSAMMENHALT geben und die Menschen darin sollen sich mit RESPEKT und NÄCHSTENLIEBE begegnen. Und wichtig ist, dass dabei ein großes Gefühl von FREIHEIT spürbar ist und sich die Menschen einer Gesellschaft AKZEPTIEREN.“ Ich war selbst über das „sollen“ in der Indikativform erstaunt, erschien mir doch der Konjunktiv „sollten“ näherliegend.
Das Mädchen schaute mich nachdenklich an. „Merkt man das, wenn man zu einer Gesellschaft gehört?“ „Ja, man sollte es merken; ganz deutlich sogar“, erwiderte ich. Warum fragst du?“ Das Mädchen war schon auf dem Weg zu Tür. Beim Rausgehen drehte sie sich noch einmal um. „Weil ich davon nichts merke.“, sagte sie leise und lächelte mich kurz an. „Ich glaube, die Gesellschaft hat uns Kinder vergessen!“ Dann verschwand sie.
Ich hätte nicht gedacht, dass diese von mir anfangs belächelte Aufgabe mit so viel INSPIRATION einhergehen würde. Wohlgemerkt: INSPIRATION für mich. Das Gespräch mit dem Mädchen hatte für mich eine ganz neue und für mich ungewohnte BEZIEHUNG zu dem Thema Gesellschaft aufgebaut. Gut, ich wurde in meiner eigentlichen Profession als Psychotherapeut Tag für Tag Zeuge, dass es sich bei dem Thema Gesellschaft eher um ein POTPOURRI aus TRAURIGEN WECHSELWIRKUNGEN handelte; eine KRANKE Gesellschaft mit KRANKEN Individuen. Die Symptome: SPALTUNG, SOZIALE UNGLEICHHEIT, KONKURRENZdenken, ALLEINsein und SEHNSUCHT nach Liebe. Mit den Jahren hatte sich bei mir eine besorgniserregende MENSCHENSCHEU entwickelt und ich hatte mich mehr und mehr von der Gesellschaft zurückgezogen.
Wieder wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Ein mir fremder Mann hatte mein Refugium betreten. Ein Künstler, dachte ich gleich, was ich aus seiner ungewöhnlichen Kleidung schloss, aber auch aus seinem unbefangenen Auftreten. „Was ist das für eine geile Aktion hier“, fragte er mich, während er sich mitten im Raum im Zeitlupentempo um die eigene Achse drehte. Ich versuchte mit seinen Augen zu schauen und stellte mir den Anblick vor, den ein bärtiger und langhaariger Typ wie ich, Anfang sechzig, mitten in einem Schaufenster sitzend und schreibend, auf einen Beobachter machte. Vermutlich muss ich anfügen: auf einen Beobachter, der seine Wahrnehmung noch nicht im KONSUMSTAU und Nebenherleben ertränkt hatte. „Diese geile Aktion“, antwortete ich ihm, „ist der Akt einer Gesellschaftsbeobachtung. Ich sitze hier und nehme wahr, was diese BUNTE MISCHUNG Mensch, diese Spezies HERDENTIER so treibt.“ Ich fand meine Antwort BOMFORZIONÖS und der möglichen Unterhaltung mit meinem unbekannten Gegenüber angemessen. Er wippte leicht auf seinen schweren Stiefeln auf und nieder. „Gesellschaft! Gesellschaft!“ Und dann nach einer Pause: „Weißt du, was mir zu Gesellschaft einfällt?“ Er begann die nachfolgenden Worte mit seinen Händen zu formen: „BORSTIG … HAUCHDÜNN … LIEBESBEDÜRFTIG … ja, und irgendwie ELEKTRISCH. Als wollte er seine Überlegungen unterstreichen, nickte er nach jeder Nennung. Ich schrieb mit. Inzwischen hatte sich eine ganze Palette von Begriffen angesammelt. Er holte einen Stuhl heran, der in der Ecke stand und setzte sich vor mich hin. „Der Philosoph Alan Watts hat mal gesagt“ … er schaute dabei lange Zeit auf den Boden, „dass wir eine Gesellschaft sind, die unter chronischer ENTTÄUSCHUNG leidet. Ein gewaltiger Schwarm von verzogenen Kindern, die ihre Spielzeuge kaputt machen. Ich finde, das bringt es auf den Punkt. Vor allem sind wir eine Gesellschaft, die sich selbst zerlegt. Der GESELLSCHAFTSTANZ von heute ist eine TOXISCHE BEWEGUNG; ein kaputtes GESELLSCHAFTSPIEL!“ Dann zog er aus seiner Umhängetasche eine kleine Flasche GENEVER heraus, schüttete ihn in zwei kleine Gläschen und reichte mir eins: „Lass uns auf das neue Büro der Gesellschaft trinken! Einer offenen Gesellschaft! Vielleicht kannst du hier künftig die SCHWARMINTELLIGENZ all der Menschen nutzen.“ Wir stießen an. „Schön dich kennengelernt zu haben“, sagte ich und musste immer wieder an das HAUCHDÜNNE denken. Er gab mir die Hand und wünschte mir weiterhin viel Glück für meine Aktion.
Nach diesem Gespräch saß ich eine Weile wie elektrisiert an meinem Tisch. Dann zog ich vier Blatt DinA4-Papier aus meiner Tasche und schrieb mit einem dicken Stift die Worte „Hier“ „entsteht“ „Gesell“, „schaft“, klebte sie zusammen und heftete sie draußen an die Tür. Vielleicht, so mein Gedanke, würde das weitere Menschen anlocken. Und tatsächlich dauerte es nicht lange und ein junges Pärchen betrat den Raum. Er trug eine dicke Lederjacke und ein T-Shirt mit dem Aufdruck REVOLUTION-Team, sie eine zerrissene Strumpfhose und einen verschlissenen Parka. Beide schauten freundlich, aber auch skeptisch. „Hier entsteht Gesellschaft? Was soll das bedeuten?“ Er setzte sich auf den stehengebliebenen Stuhl, sie sich auf seinen Schoß. Mehr Sitzgelegenheiten besaß ich nicht. Noch nicht! Und dann legten beide los. Sie schimpften über die aufgehende Schere zwischen ARM UND REICH, über das korrupte System der BOURGEOISIE, über deutsche RÜSTUNGSEXPORTREKORDE, über ein Politsystem, das DURCHREGIEREN und alle EHRLICHkeit vermissen lassen würde, über den Rechtsnationalismus, der die Gesellschaft GESPALTEN habe, sowie die erbärmliche Tierindustrie, wobei die Begriffe SCHWEINESTAU und Massentierhaltung fielen. Gesellschaft, das bedeutete für sie vor allem: Fuck the system! Die Worte hatte sie sich mit Edding auf den Parka geschrieben.
Kurz bevor ich diesen Abend beenden wollte, huschte noch ein älterer Herr, offenbar ein Geistlicher, in meine bescheidenen Räumlichkeiten. Er sei Pater bei den Jesuiten oder auch Societas Jesu, was so viel wie GESELLSCHAFT JESU bedeuten würde. Er habe große HOFFNUNG in die Gesellschaft, sehe aber leider mit Entsetzen zu, wie die ehemals christlichen Werte, mit denen sich grade in letzter Zeit Rechtsnationale und Konservative schmücken, den Bach runtergehen. Es ist traurig zuzuschauen, so seine Worte, wie mehr und mehr eine ELLBOGENGESELLSCHAFT entstehe. Sein LIEBLINGSMENSCH, so beendete er augenzwinkernd das Gespräch, sei das DU im Menschen. Und beim Rausgehen hörte ich ihn sagen: „Aber ich gebe den Glauben an eine Gesellschaft des Miteinanders nicht auf!“
Am nächsten Tag schrieb ich all meine Eindrücke nieder. Als ich mich zur MITTAGSRUHE in den Garten setzte, wirkte ich innerlich gelöst, ja geradezu befreit. Ganz nebenbei war mein Verhältnis zur Gesellschaft ANDERS geworden; hatte eine Wendung genommen. Es war keine rosarote Brille, sondern vielmehr das Bedürfnis, etwas zu seiner Verbesserung beitragen zu müssen. Man sollte Gesellschaft nicht der Politik überlassen, sondern selbst in die Hände nehmen, war mein Fazit aus dieser Aktion. Kurz danach recherchierte ich nach einem erschwinglichen, freien Ladenkokal. Ich würde es in vier Bereiche einteilen: Vergangenheit, Gegenwart, ZUKUNFT und UTOPIE. Und ich würde es „Büro der Gesellschaft“ nennen.
Fotos von der Aktion