Teddy Bittmann & Acustic Swing Band
Montmartre Feeling in der Kornbrennerei

Acustic Swing Quartett (Foto A. Illhardt)
Acustic Swing Quartett (Foto A. Illhardt)

Telgte. Die ältere Dame hatte bei der November-Hörstunde des Heimatvereins Telgte im vollbesetzten Brennraum der Kornbrennerei leider nur noch einen Platz im Eingangsbereich ergattern können. Das hielt sie aber nicht davon ab, gedankenverloren und im Takt wiegend den Klängen der Jazz- und Swing Musik zu lauschen. Und ab und zu hörte man sie in Richtung Ehemann schwärmen: „Ach Gott, ist das lange her.“ Derjenige, der diese Gefühlswallungen bei wohl den meisten Zuschauern hervorrief, war Teddy Bittmann, der mit seinem Akustik Swing Quartett den Raum musikalisch flutete. Teddy, begnadeter Saxophonist, Klarinettist, „Trommelwunder“ und Dönekeserzähler ist ein in Telgte allseits bekannter Musikmatador, dessen Wiege in der Ritterstraße nur wenige Meter vom Auftrittsort entfernt liegt. Wenn Teddy auftritt, kann er stets auf hochkarätige Begleitung zählen. Und so handelte es sich bei seinen Mitmusikern am Mittwoch um das Who is Who der regionalen Jazzszene: Gerd Lückermann, ein erfahrener Boogie-Spezialist an den Tasten; Wolfgang Köhler, versierter und in vielen Musikprojekten umtriebiger Gitarrist mit Schwerpunkt Gypsy Swing, sowie der in Telgte ebenfalls hochgeschätzte und begnadete Bassist Dieter Kuhlmann (u.a. Telgter Bigband, Tommy Schneller Band). Das Quartett verstand es auf meisterliche Weise ein Montmartre-Feeling in die Kornbrennerei zu zaubern, denn die an diesem Abend zelebrierten Klangwelten drehten sich um die Musik des Hot Club de France, den man mit so illustren Namen wie Django Reinhardt (Gitarre) und Stéphane Grappelli (Geiger) in Verbindung bringt. Eine besondere Huldigung erfuhr an diesem Abend der damals in Paris lebende Sopransaxophonist Sidney Bechet (1897-1959), der technisch versierteste Musiker der Ära des New Orleans Jazz. Stücke wie Petite fleur stammen aus seiner Feder. Weitere Ohrwürmer waren Sweet Georgia Brown, Besame Mucho oder Fly Me To he Moon. Dabei spielte Teddy nicht nur seine Melodieparts, sondern bearbeite auch schon mal rhythmisch das alte Metallfass oder übernahm mit dem Saxophon den Geigenpart von Grapelli. „Wenn ich sehe, dass die Zuhörer zufrieden sind und mitgehen, ist das für mich der schönste Lohn“, sagte Teddy später und er konnte sich nicht beschweren. Nach 3 (!) Sets und zwei Boogie-Woogie-Zugaben ging ein zufriedenes Publikum nach Hause und wer weiß, ob der ein oder die andere nicht ein Liedchen vor sich hin gepfiffen hat. Vielleicht war es: „I Never Sing Another Song“?

Auch die beiden Organisatoren vom Heimatverein Telgte Dr. Thomas Müller und Arnold Illhardt waren mit diesem Abschluss der Hörstunden-Saison 2015 mehr als zufrieden und blicken auf ein absolut erfolgreiches kulturelles Jahr zurück. Hörstunde ist Kult geworden!