Angorawolle verspricht einen hohen Kuschelfaktor und ist deshalb bei der Herstellung von Strickwaren wie Pullovern, Handschuhen und Mützen, aber auch für Winterunterwäsche und Nierenwärmer beliebt. Viele Menschen wissen jedoch nicht, dass mit der Produktion von Angorawolle großes Tierleid verbunden ist.
Vor zwei Jahren (2013) veröffentlichte die Tierrechtsorganisation PETA (People for the Ethical Treatment of Animals) ein schockierendes Video, welches durch Undercover-Ermittlungen auf verschiedenen Angorakaninchen-Farmen in der Volksrepublik China entstanden war. Die Filmaufnahmen zeigten die brutale Prozedur der Gewinnung von Angorawolle: Auf Streckbänken festgebundenen Kaninchen wurde bei lebendigem Leib büschelweise das Fell ausgerissen. Die markerschütternden Schreie der sensiblen Tiere entsetzten Tierschützer und Tierfreunde weltweit.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich im Herbst 2013 im Online-Shop des schwedischen Modegiganten H&M ein kuschliges Strickkleid und einen Kapuzenstrickmantel mit Kunstpelzbesatz kaufte (zum Thema Pelz siehe auch: https://querzeit.org/lebennaturumwelt/qualprodukt-pelz ). Über den fünfprozentigen Angora-Anteil der Stricksachen machte ich mir damals keine Gedanken. Wie die Mehrheit der Verbraucher ging ich davon aus, dass die Wolle der Kaninchen wie bei Schafen geschoren wurde, natürlich ohne den Tieren zu schaden (dass die Schafschur vielfach – vor allem auf den riesigen australischen Schafzuchtfarmen – alles andere als tierleidfrei ist, ist ein anderes Thema).
Nachdem ich Kleid und Jacke erhalten hatte, erfuhr ich durch PETA, wie grausam Angorawolle produziert wird, nämlich durch LEBENDRUPF! Dass dies nicht schmerzfrei sein kann, dürfte jedem klar sein, der schon mal die Erfahrung gemacht hat, wie unangenehm es ist, wenn man auch nur ein Pflaster von einer behaarten Stelle der Haut entfernt. Oder man stelle sich einfach mal vor, unser Kopf würde fixiert und dann würde jemand die Haare büschelweise herausreißen.
Alle drei Monate werden die in winzigen, dreckigen und kahlen Einzelkäfigen gehaltenen Angorakaninchen auf einer Streckbank fixiert oder an einem Seil aufgehängt und dann gerupft oder brutal geschoren. Nach dieser ausgesprochen schmerzhaften Prozedur verfallen sie in eine Schockstarre. 60% der Tiere sterben in den ersten ein bis zwei Jahren. Die überlebenden Tiere werden so gut wie nie tierärztlich versorgt, haben oft Wunden, Atemprobleme, chronische Infektionen und sind vielfach unterernährt. Zum Teil sind sie so schwach und krank, dass sie in ihren eigenen Ausscheidungen liegen und auf Berührungen nicht reagieren (Quelle: PETA).
Als die Wahrheit dank der PETA-Undercover-Recherche damals ans Licht kam, beschloss H&M, keine weiteren Produkte mit Angorawolle mehr ins Sortiment aufzunehmen, die sich bereits in den Läden befindlichen Strickwaren jedoch weiterhin zu verkaufen. Man bot aber an, die verkauften Kleidungsstücke zurückzunehmen. Ich ärgere mich, dass ich damals auf dieses Angebot nicht eingegangen bin. Wie viele Menschen dachte ich, dass die Rückgabe den gefolterten Tieren nun auch nichts mehr nützt. Eine falsche Denkweise, denn man hätte dadurch ein deutliches Zeichen GEGEN Tierquälerei setzen können.
In der Folge nahmen auch weitere Modefirmen und Einzelhändler Produkte mit Angora-Anteil aus ihrem Sortiment, beispielsweise C&A, Hugo Boss, Calvin Klein, ESPRIT, Tommy Hilfiger, Benetton, Lacoste, Gerry Weber, Tom Taylor, Marc O’Polo, GAP und viele andere mehr). Leider gibt es aber zwei Jahre später noch immer Firmen und Konzerne, die Angora-Produkte führen, wie zum Beispiel Galeria Kaufhof. Auch bei DaWanda sind Angorawaren erhältlich.
Gerade jetzt, in der kalten Jahreszeit, kaufen viele Menschen wärmende Wintersachen aus Wolle. Schauen Sie sich das Etikett an: Sollte dort Angora angegeben sein, kaufen Sie dieses Produkt bitte NICHT!
Jeder Kauf eines Produktes mit Angorawolle unterstützt die grausamen Praktiken auf den Zuchtfarmen. 90% der Angorawolle stammt aus China, einem Land, in dem keinerlei Tierschutz existiert. Auch wenn ein Kleidungsstück in Europa hergestellt wird, so wird die Wolle fast immer von chinesischen Angorafarmen bezogen.
Der Verbraucher hat die Wahl. Er entscheidet, welche Produkte in den Handel kommen. Was nicht gekauft wird, wird nicht mehr nachproduziert. Die Nachfrage bestimmt das Angebot.
Nutzen wir unsere Macht als Verbraucher!
Undercover-Video von PETA-India aufgezeichnet:
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