Das Haus in Wales
Ein großer Busch Kletterrosen rankt sich an der weißen Wand hoch und umrahmt ein kleines Fenster. Das Häuschen in Llanychaer liegt nicht weit von der Straßenkreuzung nach Dinas entfernt, die rote Haustür leuchtet uns schon von weitem entgegen. Wir waren nicht sicher, ob es die richtige Abzweigung war, aber erkannten das Haus mit dem Namen „Court Lodge“ sofort. Unter einem Blumentopf am verabredeten Platz lag der Schlüssel. Das Gatter neben dem weißen Häuschen stand offen, wir wurden ja erwartet.
Court Lodge wurde vor vielen Jahren auf den Ruinen des alten Hauses wieder errichtet. Schwere Balken unter der Decke, ein Kamin, Steinfußböden und die Verwendung von Schiefer im Inneren zeugen von der stilvollen Umsicht bei der Renovierung. Bei der äußeren Gestaltung wurde darauf geachtet, den Eindruck eines alten walisischen Hauses wieder herzustellen.
Direkt neben dem Haus fließt der Gwaun, an seinem Ufer führt ein Pfad das Gwaun Valley hoch. Leise plätschernd fließt er hinunter nach Fishguard und dort ins Meer.
Anreise
Die Anreise über die Niederlande, Belgien und Frankreich erwies sich als völlig unproblematisch. Die nette Dame am Zoll erkannte uns anhand des Kfz-Kennzeichens und unserer Reservierung und begrüßte uns mit Namen, was meinem Mann einen kleinen Joke entlockte: „Oh, I’m famous!“ „Yes, you are!”, meinte die Zollbeamtin grinsend. Es ist wie immer ein tolles Gefühl auf eine Fähre zu fahren, das Auto abzustellen und je nachdem, in welches Land man fährt (mediterran oder englisch) ein erstes Bier und Cider oder den ersten Rotwein zu trinken. Hier fängt unser Urlaub an!
Nach all den Jahren haben wir die Erfahrung gemacht, dass verschiedene Decks von unterschiedlichen Passagieren erobert werden. Es gibt Decks mit Familien und Kleinkindern, dann trifft man nur ältere Leute aus Reisebussen an, die steigen dort aus ihren Bussen und sind froh, dass sie nicht weit laufen müssen und bleiben auch direkt in ihrer Gruppe. Oder aber man trifft auf Gruppenreisen von Kegeltouren, die sind dann von der Art zum Abgewöhnen. Dann wiederum gibt es Schulausflüge und es gibt die Individualisten, so wie wir. Das sind dann die Passagiere, die sich irgendwo auf Deck in eine Ecke quetschen und sich den Wind um die Nase wehen lassen.
Wir haben dieses Mal den „rabenschwarzen Peter“ gezogen, sowohl als auch, es waren alle Gruppen auf unserem Deck vertreten! Ausweichen ging leider nicht, wir warteten ziemlich lange auf unseren Kaffee, Arnold brachte dann auch für jeden einen halben Liter mit; big war dann sehr big! Deshalb klappte es diesmal auch nicht mit dem Bier!
Endlich England!
Drive left! Slow! Give way! Huch ja, es wird wieder spannend. Linksfahren, linksfahren, linksfahren, man muss sich schon etwas konzentrieren, aber nach einigen Kilometern und mehreren Crashs hat man das auch raus! (Scherz!)
Unser erster Stopp auf dem Weg nach Wales ist Ashford. Sehr viel gibt es über Ashford nicht zu berichten, hier und da gibt es sehr schöne Häuschen. Aber wir trinken hier in einem netten Pub unser erstes Bier und Cider. Unsere Unterkunft sah im Internet sehr vielversprechend aus; davor zu stehen, war dann etwas ernüchternd. Das „Cornerstone“ ist aus dem 14. Jh.. Von innen ist es an den alten Balken und den kleinen krummen und schiefen Räumen prima zu erkennen, das gleicht einiges wieder aus. So viel Geschichte steckt in diesen Balken!
Müde und etwas grummelig wurden wir am nächsten Morgen wach, wir mussten erfahren, dass die Türen wohl auch aus den vorigen Jahrhunderten stammen! Jedes Wort der anderen Gästen konnte man verstehen, Männer, die über ihre Motorräder diskutierten, Frauen die babbelten und gegen Morgen ein Gast, der Dauertelefonate führte. Das Frühstück war später auch nicht dazu angetan, unseren Start in den Tag zu versüßen: das „Cornerstone“ hat keinen eigenen Frühstücksraum, wir mussten um die Ecke in ein Schnell-Cafe-Restaurant gehen. Als Menschen, die das Frühstück zelebrieren, war die hier servierte Kost nicht gerade ein kulinarisches Ereignis!
Die Fortsetzung unserer Reise über verschiedene Autobahnen war absolutely easy und die Fahrt über den Severn sehr beeindruckend, eine gigantische Brücke spannt sich über den Fluss mit seinem Delta: Wir waren in Wales!
Von hier war es dann nur noch eine Fahrt von zwei Stunden bis wir in Llanychaer ankamen!
Das Gwaun Valley
Das Grün ist grün, ich meine nicht wie das Grün in verschiedenen Abstufungen des Farbkastens, auch nicht wie das Grün der Ampel. Nicht wie das ewige Grün unseres Kirschlorbeers oder das zarte Grün des Haselnussbaumes in unserem Garten. Es ist ein leuchtendes Grün, ein strahlendes Grün, ein Grün, das grüner ist als grün. Ein magisches Grün? Man sagt ja der Farbe Grün nach, dass sie eine beruhigende Wirkung hat. Es ist ein Grün, das mich innehalten lässt, das meinen Chaosschalter im Kopf auf „Aus“ stellt und auf „Aus“ lässt. Das auch meine euphorischen explosiven Gefühle in melancholische wandelt. Was durchaus positiv gemeint ist. In einem Reisebericht über Irland las ich, dass der Sänger Johnny Cash in Irland 40 verschiedene Grüntöne zählte. Ja, das mag wohl für Wales und insbesondere das Gwaun Valley ebenfalls stimmen.
Dazu kommen die anderen Farben: Das Pink der Fingerhüte, die Farben des Rot- und Weißdorns, das Rosa der Kuckuckslichtnelken und der Disteln. Dazwischen das Weiß der Margeriten und die vielen verschiedenen Farben des Rhododendrons, der hier in Wales wild wächst.
Und über allem liegen der Duft nach Bärlauch und das Gezwitscher der vielen Vögel.
Der Gwaun plätschert in seinem mal flachen und mal tiefen Bett durch die Landschaft. Kleine Wasserfälle blitzen durch die Bäume, am Ufer wachsen Schilf und Sumpfdotterblumen, hier und da sieht man gelbe Iris leuchten. Er schlängelt sich durch den Wald und die saftigen Weiden der Schafe und Kühe. Wind in den Weiden.
Dinas Head
Zwischen Fishguard und Newport liegt die Halbinsel Dinas Head. Ein Rundwanderweg von fünf Meilen führt um die Insel. Der Coast Path beginnt in Pwll Gwaelad und führt nach Cwm-y-Eglwys. Der Weg ist gut zu laufen, nur an einigen Stellen gibt es sehr steile Abschnitte. Nach Südwesten hat man einen herrlichen Blick bis Fishguard und dem Fährhafen und nach Norden wohl bis zur Cardigan Bay. An manchen Punkten führt der Weg sehr nah an den Kanten der Steilküste vorbei. Alles ungesichert, versteht sich, man ist hier nicht in Deutschland. Es ist also Vorsicht geboten!
Im Reiseführer war zu lesen, dass man hier seltene Tiere zu sehen bekommt. Erst auf dem Abstieg von Dinas Head kamen wir an einer Kolonie von Tölpeln vorbei, die sich in den felsigen Wänden einer kleinen vorgelagerten Insel ihre Nester gebaut haben. Kurz vor Cwm-y-Eglwys beobachtete uns noch ein junger Fuchs aus dem Gebüsch. In Deutschland findet man sie leider oft nur noch als Kadaver auf den Straßen oder ausgestopft an der Wand.
Der kleine Ort Cwm-y-Eglwys am Schluss der Wanderung besteht tatsächlich nur aus einer Handvoll Häusern, hat aber einen sehr romantischen Anschein: Eer lädt zum Rasten und Verweilen ein. Der Weg zurück quer über die Insel führt uns noch mal durch eine wilde moorige Landschaft.
Solva und St. David
Es sind nicht die großen Orte, die uns im Urlaub anziehen. Beim Stöbern im Reiseführer stoßen wir ziemlich oft auf kleine bezaubernde Orte, manchmal sind es nur wenige Häuser, die sich eine kleine Bucht zum Meer hinunterziehen, wie z. B. Solva. Tief unten schaukeln ein paar Boote in der Bucht, die heute von der Sonne derartig beschienen wird, dass das Wasser kräftig blau leuchtet und allem einen mediterranen Hauch verleiht. Kleine Häuser säumen die schmalen Straßen, sie sind so hübsch anzusehen, ich würde in jedem Einzelnen wohnen wollen. Ihre Gärten, liebevoll gepflegt, liegen am steilen Hang. Läden, in denen Souvenirs zu finden sind, sucht man hier vergebens. Es ist ein Ort der Ruhe.
St. Davids ist durch seinen Dom leider ein Touristenmagnet geworden. Früher waren es Pilger, die den Weg hierher fanden um im Schrein des hl. David zu beten. Versteckt in einem Tal liegt er an dem kleinen Flüsschen Alun. Im 6. Jh. gründete der Heilige David hier ein Kloster, mit dem Bau des heutigen Gebäudes wurde um das Jahr 1180 begonnen. Leider hat die versteckte Lage nicht viel Erfolg gehabt, der Dom wurde einige Male geplündert. Rund um das religiöse Zentrum von St. Davids stehen kleine, reizende Steinhäuser. Über mehrere Stufen geht man zum Dom hinunter. Von Außen eher bescheiden, beeindruckt er uns im Inneren durch seine prächtige Holzdecke, die im Kirchenturm zudem aufwendig bemalt ist. Der kleine Garten hinter dem Innenhof ist ein bezaubernder Platz der Stille. Hier steht eine wunderschöne Rose, deren Farbe nicht oft vorkommt, sie ist lila.
Eine einheimische Schulklasse besichtigt ebenfalls das Gotteshaus, es ist erstaunlich wie leise und ehrfürchtig sie sich verhalten und sich umschauen.
Zweigt man von der direkten Straße zwischen Fishguard und St. Davids ab, kommt man nach Middle Mill. Hier steht eine kleine Wollmühle, in der immer noch traditionelle walisische Muster gewebt werden. Oberhalb der Mühle ist ein kleiner Friedhof, seine Gräber stehen kreuz und quer durcheinander, teilweise stehen die Grabsteine auch recht schief, hier herrscht durch das Sonnenlicht, das auf Farne fällt, eine wunderbare Atmosphäre.
Porthgain
Glücklicherweise haben Menschen unterschiedliche Geschmäcker, die wir teilen können, aber nicht müssen. Und auch derjenige, der den Reiseführer über Wales verfasst hat, hat so seine eigenen Ansichten. So wie ich manchmal faszinierend über einen Ort schreibe, der so manchem Leser sicherlich langweilig erscheint.
Ich war ziemlich enttäuscht von Porthgain, über das zu lesen war, dass es ein netter Ort sein, mit Galerien und Pubs, direkt in einer kleinen Bucht gelegen. Vielleicht war es der bedeckte Himmel oder der Wind, ich fand den Ort recht langweilig. Zwei Galerien haben wir gefunden, eine nichtssagend, die andere zwar ganz nett, aber es muss wohl so sein, dass hier in der Gegend Bilder über Wales, insbesondere der Küste ausgestellt werden. Künstlerisch tolle Exponate, aber nicht unser Geschmack.
Meidet man die Hauptverkehrsstraßen und nutzt die kleinen schmalen Straßen, lernt man das Land kennen. Urplötzlich öffnet sich ein Ausblick und man schaut auf eine einsame winzige Bucht oder man hat das Glück, einen fantastischen Blick über die Küste genießen zu können. Die Straßen sind mit Vorsicht zu befahren, sie sind stellenweise so schmal, dass keine zwei Autos aneinander vorbeikommen, man muss kleine Haltebuchten (lay-by) nutzen. Abgestimmt wer eine dieser Buchten nutzt, meistens derjenige, der näher dran ist, wird durch Winken oder gestikulieren angezeigt.
Die Sorte „Engländer“
So manche Nationalität hat ja ihren eigenen Ruf. Der Italiener ist ein sorgloser lebenslustiger Mensch, der Deutsche überaus korrekt und ordentlich, der Franzose ein Charmeur, der Österreicher überaus höflich, vor allem der Wiener und die Holländer alle blond. Und die Engländer?
Seit wir in Dover von Bord gingen, staunen wir über die Freundlichkeit der Engländer. Sie sind interessiert und überhaupt nicht zurückhaltend oder unfreundlich gegenüber uns Deutschen. Ganz besonders fällt es uns hier in Wales auf. Immerzu werden wir von wildfremden Menschen nett gegrüßt. In den Cafes und Läden ist man hilfsbereit und freundlich. In den Pubs wird man ruckzuck mit einbezogen und man war sehr interessiert an uns Deutschen. Und selbst unser nicht immer perfektes Englisch wird lächelnd übersehen, man versteht uns trotzdem. Beim Abschied ist man stolz, uns mit kleinsten deutschen Sätzen wie „Gute Nacht“ zu überraschen. Auf den kleinen Straßen wird sich freundlich bedankt und gewunken, wenn man die Vorfahrt gewährt. So mancher Deutscher kann hier noch was in punkto Freundlichkeit und Höflichkeit lernen.
Tenby
Tenby habe ich mir ganz anders vorgestellt. Auch hier herrscht der Tourist. Zur viktorianischen Zeit war Tenby ein renommierter Badeort für die reichen Engländer. Die Stadt wird verglichen mit Orten auf Korsika oder den Cinque Terre. Nun ja, vielleicht ansatzweise! Abseits vom Tourismusstrom, aber noch auf der Altstadtseite, gibt es ein paar Straßenzüge, die mir allerdings sehr gut gefallen haben. Hier stehen winzige gepflegte bunte Häuschen, die Fensterbänke sind von innen geschmackvoll dekoriert, es ist eine Freude, hier entlang zu schlendern. Direkt der Stadt gegenüber liegt eine kleine Insel, St. Catherines Island mit einem viktorianischen Fort. Bei Ebbe kann man die nur 100 m prima hinüberlaufen.
In den Überresten des Tenby Castle liegen das Tenby Museum und die Art Gallery. Hier findet man Exponate zur Geschichte von Tenby und zur Natur- und Sozialgeschichte von Pembrokeshire. Die Galerie zeigt Bilder Gwen und Augustus John, die beide ihre Kindheit hier verbrachten.
Newport
Fährt man nach Norden Richtung Cardigan, erreicht man nach etwa drei Meilen Newport. Dieser wirklich entzückende Ort ist unser Lieblingsort in diesem Teil von Pembrokeshire. Kleine entzückende Häuser stehen hier, dazwischen etwas größere stattliche Steinhäuser mit alten aufwendig geschnitzten Holztüren. In den Vorgärten grünt und blüht es, Kletterrosen umwuchern die Eingangstüren, es ist ein Bilderbuchort. Oberhalb Newport steht ein altes kleines Schloss, das noch im Privatbesitz ist. Vom Hafen geht ein Rundwanderweg von ca. fünf Meilen in Richtung Dinas Head. An manchen Stellen führt der Weg auch hier direkt oberhalb der Klippe entlang. Der Pfad ist gut zu begehen, nicht so anstrengend wie am Dinas Head. Der Rückweg, der durch ein kleines Bachtal führt, mutet wie eine grüne leuchtende Höhle an. Ein herrlicher und faszinierender Weg.
Cwm Gwaun
Nimmt man sich Zeit und nicht den direkten Weg von Newport zurück nach Llanychaer, kann man durch das Cwm Gwaun fahren. Das ist die schönste Straße, die wir hier in Wales gefahren sind. Religiöse Menschen empfinden dieses Gefühl vielleicht in einer sehr beeindruckenden Kirche, wir auf diesem Weg! Ein Wort reicht nicht aus, um diese Empfindung zu beschreiben: wir waren verzaubert, berauscht, melancholisch und voller Glück. Immer wieder blieben wir mit dem Auto stehen, um wirklich alles aufnehmen zu können. Um so mehr waren wir enttäuscht, als der Weg zu Ende war. Wir fuhren durch wilde Wälder, durch mit Wildblumen bewachsene Wiesen, die sich mit saftigen Weiden, auf denen Kühe mit ihren liebenswerten Kälbern grasten, abwechselten. Dann wieder fuhren wir an bezaubernden Cottages vorbei. Manchmal führte der Weg auch direkt am Gwaun entlang, überdacht von Bäumen hatten wir den Eindruck von grünen leuchtenden Kuppeln.
Cardigan
Ich genieße es immer in eine Stadt zu kommen, die noch „ursprünglich“ ist, das heißt, sie ist noch nicht von Touristen erobert worden. Cardigan, etwas nördlich von Fishguard, an der Cardigan Bay gelegen und am Ende des Pembrokeshire Coast Path, ist so ein Ort, natürlich geblieben und mit seinen vielen farbenfrohen Häusern schön anzusehen. Viel gibt es nicht zu besichtigen, aber die Atmosphäre ist sehr angenehm und es gibt ein wunderbares Cafe: In vielen kleinen Séparées wird hier unterschiedlichste Kunst ausgestellt.
In den letzten Jahren haben wir in verschiedenen Städten auch hin und wieder die Friedhöfe besucht. Auch in England zieht es uns an diese Orte der Stille. Das Besondere an den englischen Friedhöfen ist, dass die alten verwitterten Grabsteine erhalten bleiben. Sie stehen fein säuberlich aufgereiht an der Friedhofsmauer, hin und wieder wurde ein besonders eindrucksvolles Grab an Ort und Stelle belassen. Geschichten, die das Leben schrieb, in Stein gemeißelt, wurden hier für die Nachwelt erhalten. So auch die Geschichte eines Predigers, der seine Familie Ende des 19. Jh. innerhalb von drei Tagen verlor. Erst die geliebte Ehefrau im Kindbett und drei Tage später der neugeborene Sohn. Oder der 22jährige Sohn, der auf einem Segler anheuerte und dort am Gelbfieber verstarb und auf See sein nasses Grab fand. Sein Platz im Grab der Eltern bleibt leer.
Nicht weit entfernt von Cardigan liegt Cilgerran Castle. Man kann die Ruine besichtigen und von oben hat man einen herrlichen Blick über die Landschaft. Das Castle liegt an einer strategisch günstigen Stelle am Teifi, der früher noch schiffbar war, heiß umkämpft wechselte es mehrmals seinen Herrn. Als Ruine eher nichtssagend, aber als erhaltene Burg muss sie durch ihre zwei Burgfriede sehr beeindruckend gewesen sein.
Pentre Ifan
Pentre Ifan war für uns nicht so leicht zu finden. Die Grabkammer aus der Megalithkultur ist die größte und besterhaltenste in Wales. Sie befindet sich über dem Nevern-Tal, von hier oben hat man einen weiten fantastischen Blick über die Preseli Mountains und bis hinunter zum Meer. Der Schlussstein wiegt 16 Tonnen und ist 5 m lang und liegt über den anderen Steinen in etwa 2,50 m Höhe. Auf einer Schautafel kann man sehr gut erkennen, wie die Grabstätte damals ausgesehen hat. Absolut beeindruckend!
Die Gärten
Schon lange vor unserem Urlaub haben wir uns Literatur über sehenswerte Orte, Schlösser, Burgen und Gärten geliehen oder gekauft. Darin fanden wir auch den Dyffryn Fernant Garden, der wirklich nur ein Katzensprung von unserem Häuschen entfernt liegt. Ein nicht sehr großer Garten, aber wunderschön angelegt, dabei wurde stellenweise die Ursprünglichkeit der Anlage erhalten. An besonders passenden Stellen findet man hier auch Skulpturen, die sich ganz besonders an dieser Stelle einfügen. Was wohl zuerst da war? Die Figur oder der Standort? Ein schmaler Bach fließt am Rand unter Bäumen hindurch, sein sumpfiges Ufer wird durch kleine Stege begehbar. Den Eintrittspreis für diesen wunderbaren Garten kann man in einer kleinen Box freiwillig und unbewacht hinterlegen.
Am gleichen Tag, an dem wir Tenby besuchten, fuhren wir zum Colby Woodland Garden. Was für eine Erholung! Ein großer Park, der eigentlich nur aus einer großen Wiese besteht, an deren Rand sich unter alten Bäumen Wanderwege bis zum Meer hinunterziehen. Das Grün des Waldes wird an manchen Stellen vom Leuchten vieler Rhododendron Büsche unterbrochen. Sehr sehenswert ist ein kleiner Garten mit einem bezaubernden Pavillon, der von einer alten Mauer begrenzt ist. In den Zwischenräumen sitzen kleine lilafarbene Glockenblumen und dort, wo die Sonne nicht hinkommt, zierliche Farne. Ein Taubenhaus, wie ich es aus meiner Kindheit und Abbildungen aus Märchen kenne, steht hier auf einer kleinen Wiese, Turteltauben schauten heraus und darunter watschelte wie selbstverständlich ein Entenpärchen.
Wenn man in dieser Ecke von Wales Urlaub macht, sollte man auf jeden Fall Picton Castle besuchen. Sowohl der Garten als auch das Schloss sind zu besichtigen. Der Garten ist sehr weitläufig und zählt zu den prächtigsten Gärten in West-Wales. Für mich eine Mischung aus Sissinghurst Garden und Lost Garden of Heligans. Im dazugehörigen Gift-Shop kann man auch gleich die seltenen Blumen erwerben, die hier in verschwenderischer Menge in einem ummauerten Teil des riesigen Gartens wachsen. Ein uraltes Treibhaus wurde zum „Farnhaus“ umfunktioniert. In der dunklen Schwüle wachsen und vermehren sich neben zarten kleinen Farnen auch riesige Pflanzen, kleine angelegte Wasserfälle plätschern über alte Wurzeln, alles wirkt absolut natürlich.
Zum Abschluss kann man in dem kleinen Restaurant im Innenhof des Schlosses noch einen Imbiss zu sich nehmen, es gibt eine hervorragende Küche, die ich nur empfehlen kann.
Mehr mit zwei weinenden Augen als mit einem lachenden fahren wir nach Hause. Jeder unserer Urlaube war wunderschön und immer etwas Besonderes. Jeder war anders, aber es gab auch Urlaube, die wir getrost hintenan stellen könnten. Wales war ein Aufenthalt, der die Seele berührt hat! Es ist ein Land, das sich seine Ursprünglichkeit bewahrt hat. Der Besucher ist hier Reisender und Gast, kein Tourist und „Landschaftsfresser“!
Die gesamte Bildergalerie dieser Reise (Fotos: Arnold Illhardt):