
Bilder…
Sprechen manchmal mehr als wir es mit Worten sagen können
Oftmals schreien sie sogar … rufen: Hey, schau hin, so siehts wirklich aus
Und dann und wann sind sie still
Voller Erinnerungen, kleine eingefrorene Momente
Eine zur Gegenwart gewordene Vergangenheit
Bilder können amüsieren, trösten, Hoffnung machen, das Herz erfreuen
Und bei aller Hässlichkeit der Welt Blicke ins Schöne zaubern
Sie regen Phantasien an, lassen Träume sprudeln und verzaubern unsere Sinne
Manchmal sind Bilder so gut, dass sie uns schmecken lassen, was wir sehen
Oder hören … Oder fühlen
Oh … und Bilder können uns animieren, ja gar elektrisieren
Sie können unsere Begierde entfachen, uns sogar verrückt machen
Verrückt nach dem in uns schlummernden Verborgenen
Uns erregen, so als sei das dort Abgebildete nahezu lebendig
Daher können sie auch süchtig machen
Ersatz für das, was uns nicht gegönnt erscheint
Bilder können aber auch auf verdammt ungeschönte Weise
Uns Wahrheiten, die wir nicht wahrhaben möchten, vor Augen führen
Und ungeschönt heißt auch: Sie machen traurig, wütend, zornig
Sie geißeln unsere beschissene Gleichgültigkeit
Unser Es-wird-schon-alles-nicht-so-schlimm-sein-Denken
Manchmal sind sie realistischer als die Realität
Und bestialischer als das bestialisch Menschliche, was uns gerne vorenthalten wird
Um die Spezies Mensch als nicht ganz so armselig dastehen zu lassen
Wie sie aber eigentlich ist.
Und dann haben Bilder manchmal die Kraft
Dass wir aufspringen, aufschreien oder Unterdrücktem Luft machen
Dass wir auf die Straßen laufen und uns lauthals beschweren
Dass wir plötzlich merken, dass wir gar nicht wir selbst sind
Sondern trottelig an Fäden hängende Marionetten
Dann schmerzen Bilder oder beschämen uns
Oder wir wünschen uns, wir hätten nie hingeschaut
Denn Bilder sind direkter als Texte, wo man zwischen den Zeilen lesen muss
Oder sich die Wahrheit zurechtliest … So wie sie grade passt
Das ist bei Bildern anders
Außer …. Man belügt uns mit ihnen … Absichtlich
In letzter Zeit fällt mir auf, dass Bilder verloren gegangen sind
Es fing ganz harmlos an, mit kleinen unbedeutsamen Darstellungen
Mit harmlosen Kaschierungen, Veränderungen und Verheimlichungen
Dann wurden es mehr und mehr
Bis irgendwann die großen, dramatischen Bilder fehlten
Als man darauf hinwies, hieß es, man solle sich nicht so anstellen
Denn anderenorts gäbe es fast gar keine Bilder mehr
Und da wusste ich, dass es dem Zwecke dient
Bestimmte Dinge nicht sehen zu sollen
Weil Instanzen existieren, die sich als Herrscher der Bilder ausgeben
Vor allem aber als Herrscher über das, was auf ihnen gezeigt wird
Und die sich einbilden, nein: mehr noch, überzeugt sind, über sie verfügen zu können
Die Macht dazu haben wir ihnen gegeben
Das ist der Moment aufzuwachen
Genauer hinzuschauen und
Unerbittlich an die fehlenden Bilder zu erinnern
Und sie uns zurückzuholen … Alle!
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Nach dem autoritären Staatsumbau durch die Regierung Trumps ließ das Pentagon rund 26.000 Fotos auf den Websites US-Militärs zur Löschung markieren und sie zum Teil aus dem Netz verschwinden. Es sind u. a. „… historische Aufnahmen schwarzer Soldaten im Zweiten Weltkrieg ebenso wie Porträts von Christina Fuentes Montenegro, die 2013 als eine der ersten Frauen erfolgreich eine Infanterieausbildung absolviert hat.“ (Zitat und Information aus der Frankfurter Allgemeine – Sonntagszeitung vom 16. März 2025).
Es wird viel diskutiert, ob es sich in den Vereinigten Staaten um ein faschistisches Regime handelt. Meine Meinung: Immer dann, wenn einem Volk Informationen vorenthalten, sie gelöscht werden oder ihre Nutzung bestraft wird, handelt es sich um Symptome von Faschismus.
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Über zwei Wochen hing der Text in einem Schaukasten an unserem Haus in Telgte, der sich „SCHREYBEN & SEHEN“ nennt. Hier können Passanten wechselnde Texte, Gedichte, Schreibinstallationen etc. betrachten. So wie auch bei diesem Text wurden wir auf den Inhalt angesprochen.