Warum vegan?
10 Fragen und 10 Antworten

Vegan und lecker! (Foto: Birgit Hartmeyer)
Vegan und lecker! (Foto: Birgit Hartmeyer)

Vegan ist „in“. Spätestens seitdem Attila Hildmann den Veganismus aus der etwas angestaubten Öko-Ecke geholt und ihm einen hippen Anstrich gegeben hat, konvertieren jede Menge Vegetarier und auch ganz normale „Allesesser“ zur veganen Ernährung. Einige gehen noch einen Schritt weiter und stellen ihr gesamtes Leben auf „vegan“ um: Weg mit allen offensichtlichen tierischen Produkten wie Leder, Wolle, Seide, Daunen, Bienenwachs und auch den versteckten, wie Gallseife (aus Rindergalle) und Lippenstifte mit dem Farbstoff Karmin, der aus weiblichen Schildläusen hergestellt wird. Vegan sein ist cool! Aber ist dies alles nur ein vorübergehender Hype? Ich hoffe nicht!

 

Versteckte tierische Inhaltsstoffe (Foto: Birgit Hartmeyer)
Versteckte tierische Inhaltsstoffe (Foto: Birgit Hartmeyer)

Es gibt Menschen, die stets jedem Trend hinterherhecheln und ihn nach einer Weile wieder fallen lassen. So wird auch der eine oder andere Neu-Veganer früher oder später wieder zum Käsebrötchen greifen oder die geliebte Currywurst verzehren. Diejenigen aber, die sich etwas mehr mit der veganen Lebensweise und den Gründen dafür beschäftigen, bleiben – hoffentlich – dabei. „Rückfälle“ sollten nicht überbewertet werden, denn der Veganismus ist schließlich keine Religion und man landet nicht in der Hölle, wenn man sich im Hochsommer dann doch mal ein Milcheis gönnt oder auf der Familienfeier eine Scheibe vom Rinderbraten. Der Weg ist das Ziel – diese alte Lebensweisheit macht durchaus Sinn, und jeder Schritt in die richtige Richtung zählt.

 

Neu-Veganer und viele Menschen, die gern ihre Ernährung umstellen würden, sehen sich mit einigen Fragen, Vorurteilen und Halbwahrheiten konfrontiert, die sie oft verunsichern. Im Folgenden möchte ich versuchen, auf 10 der am häufigsten gestellten Fragen eine Antwort zu geben. Wer sich noch genauer informieren möchte, findet im Anhang eine Liste empfehlenswerter Bücher und Links zum Veganismus.

 

  1. Frage: Was bedeutet überhaupt VEGAN?

Der Begriff „vegan“ setzt sich aus den ersten drei und den letzten beiden Buchstaben des Wortes „vegetarian“ zusammen. Er wurde von der 1944 gegründeten britischen Vegan Society kreiert, deren Mitglieder zuvor der Vegetarian Society angehörten, dann aber beschlossen, neben der fleischlosen Ernährung konsequent auf alle tierischen Produkte zu verzichten, also auch auf Eier, Honig, Milch, Butter und Käse. In ihrem Gründungsdokument definieren sie den Veganismus folgendermaßen:

„Veganismus bezeichnet eine Philosophie und einen Lebensstil, der versucht – soweit möglich und praktikabel – alle Formen der Ausbeutung und des Leides gegenüber Tieren für Lebensmittel, Kleidung oder jeglichen anderen Grund zu vermeiden; und fördert darüber hinaus die Entwicklung und die Nutzung von nicht tierischen Alternativen zum Vorteil von Mensch, Tier und Umwelt.“

 

  1. Frage: Warum soll ich mich vegan ernähren? Reicht denn nicht auch eine vegetarische Ernährung?

 

Vegetarier verzichten generell auf Fleisch, Geflügel und Fisch. Menschen, die ab und an Fleisch essen, sich ansonsten aber vegetarisch ernähren, nennt man „Flexitarier“.

Vegetarier führen als Beweggründe für ihre Ernährung zumeist entweder gesundheitliche und/oder ethische Gründe an. Letztere beziehen sich in der Regel auf die Massentierhaltung, die für die Tiere großes Leid bedeutet. Die sogenannten „Nutztiere“ werden auf reine Fleischlieferanten reduziert; das alleinige Interesse der Lebensmittelindustrie ist es, bei minimalen Kosten maximale Erträge zu erzielen. Die Bauernhofidylle der Werbung gibt es schon lange nicht mehr. Wann sieht man heutzutage noch mal Kühe friedlich auf der Weide grasen? Sie leben in Boxenlaufställen auf Betonböden und enden genauso im Schlachthaus wie die Schweine, die dichtgedrängt in ammoniakgeschwängerter Luft auf Spaltenböden stehen, oder die Hühner, die nach der Abschaffung der herkömmlichen Käfighaltung (2009) in der sogenannten Kleingruppenhaltung doch nur wenig mehr Platz haben als zuvor und nach einem Jahr, wenn die Eierproduktion nachlässt, ebenso beim Schlachter landen. Ex-Beatle Paul McCartney hat einmal gesagt: „Wenn Schlachthäuser Wände aus Glas hätten, wäre jeder Vegetarier.“

Wenn man sich vegetarisch ernährt, tut man bereits eine Menge, um vielen Tieren ein qualvolles Leben und Sterben zu ersparen.

 

Warum also vegan?

Was viele nicht wissen: Auch derjenige, der Eier und Milchprodukte verzehrt, ist mitverantwortlich für Tierleid und Tiertod. Männliche Küken werden in den Großbrütereien aussortiert und getötet (geschreddert, vergast, gemust oder erstickt), da sie für Masthähnchen zu wenig Fleisch ansetzen und für die Eierproduktion natürlich unbrauchbar sind. Das gilt auch für Bio-Betriebe. Kühe müssen ständig künstlich befruchtet werden, damit sie ein Kalb bekommen und die Milchproduktion weiterläuft. Die Kälber werden den Kühen spätestens einen Tag nach der Geburt weggenommen (auch auf Bio-Bauernhöfen), in enge Ställe gesperrt, in denen sie sich nicht einmal umdrehen können und mit Milchersatzpulver aufgezogen. Nach wenigen Wochen werden die männlichen Kälber geschlachtet und landen als Wiener Schnitzel auf den Tellern, während die weiblichen zu Milchkühen heranwachsen. Kühe können 20 Jahre alt werden; ihre Lebenszeit in Mastställen ist jedoch auf 5 – 6 Jahre reduziert, da dann ihre Milchleistung nachlässt. Sie enden auf dem Schlachthof, „konventionelle“ Kühe genauso wie Bio-Kühe. Von Fehlbetäubungen beim Akkordschlachten in den großen Schlachthöfen, wo tagtäglich bis zu 20.000 Tiere ihr Leben lassen, hat bestimmt jeder schon mal gehört.

Außer den genannten ethischen Gründen für eine vegane Ernährung gibt es auch noch andere Gründe, die jemanden dazu bewegen, seine Lebensweise zu überdenken und zu tierleidfreien Produkten zu greifen.

 

Feldsalat mit Kirschtomaten, Champignons und Sonnenblumenkernen mit Essig-Öl-Dressing (Foto: Birgit Hartmeyer)
Feldsalat mit Kirschtomaten, Champignons und Sonnenblumenkernen mit Essig-Öl-Dressing (Foto: Birgit Hartmeyer)

Besonders wichtig ist für viele der gesundheitliche Aspekt. Zivilisationskrankheiten wie Krebs, Diabetes, Herzkrankheiten, Bluthochdruck, Osteoporose u.v.a. entwickelten sich in dem heute gekannten Ausmaß erst mit Beginn der industriellen Landwirtschaft und der Massentierhaltung, durch die die Produktionskosten sanken und Fleisch und andere tierische Produkte für jedermann zugänglich wurden. Der US-amerikanische Professor T. Colin Campbell hat in seinem Buch China Study (2004) nachgewiesen, dass die erwähnten Zivilisationskrankheiten der westlichen Welt in Ländern und Gebieten mit einer überwiegend pflanzlichen Ernährung eher selten auftauchen. Ebenso zeigt er auf, dass Krankheiten rückgängig gemacht werden konnten oder sich zumindest erheblich verbesserten, wenn statt tierischer Kost pflanzliche Produkte verzehrt wurden. Campbell fasst zusammen: „Die Ergebnisse der China Study weisen darauf hin, dass, je niedriger der konsumierte Anteil von Nahrungsmitteln tierischen Ursprungs ist, desto höher der gesundheitliche Nutzen. […] Ich empfehle Ihnen, alle Tierprodukte aus Ihrer Ernährung wegzulassen.“ (China Study, S. 260). Der bekannte Slogan „Fleisch ist ein Stück Lebenskraft“ verkehrt sich somit ins Gegenteil. Interessanterweise schreibt selbst die Amerikanische Gesellschaft für Ernährung (American Dietetic Association), dass gut geplante vegane und andere Formen der vegetarischen Ernährung für alle Phasen des Lebenszyklus geeignet sind, einschließlich Schwangerschaft, Stillzeit, frühe und späte Kindheit und Adoleszenz.

Auch ökologische Aspekte spielen oft eine Rolle für den Ausstieg aus der konventionellen Ernährung und Lebensweise. Stichwörter hierzu sind beispielsweise die Vernichtung des Regenwaldes für Rinderweideflächen und Sojaanbauflächen (85% der weltweiten Sojaernte wird an Tiere verfüttert) und der Klimawandel: Weltweit werden durch die Tierhaltung Treibhausgase erzeugt, die mehr als die gesamten Treibhausgas-Emissionen von PKWs, Zügen und Flugzeugen des Planeten zusammen ausmachen (siehe hierzu auch Marc Pierschel, Vegan!, S.39f.).

Neben den ethischen, gesundheitlichen und ökologischen Gründen gibt es für einige Veganer auch noch spirituelle, z.B. der Glaube an die Seele von Tieren oder eine pazifistische Lebenseinstellung.

 

  1. Frage: Was kann ich denn dann überhaupt noch essen?

 

Vegane Tomatensuppe (Foto: Birgit Hartmeyer)
Vegane Tomatensuppe (Foto: Birgit Hartmeyer)

Antwort: Jede Menge wunderbarer Köstlichkeiten! Zum einen gibt es eine riesige Vielfalt von Produkten, die ohnehin vegan sind, wie beispielsweise Obst und Gemüse, Nüsse und Samen, Getreide und Hülsenfrüchte, Nudeln aus 100% Hartweizengrieß, diverse Öle, Kräuter und Gewürze, Zartbitterschokolade (ohne Milchanteil) und selbst die Praline Mon Chéri. Mehr bräuchte man eigentlich gar nicht, um leckere Gerichte zu kreieren, von veganem Fastfood bis hin zu Gourmetspezialitäten. Es gibt mittlerweile eine große Auswahl an tollen veganen Kochbüchern auf dem Markt.

 

Vegane Produktpalette (Foto: Birgit Hartmeyer)
Vegane Produktpalette (Foto: Birgit Hartmeyer)

Natürlich gibt es auch ein vielfältiges Angebot an sogenannten „Ersatzprodukten“ wie Tofuburger und -würstchen, Seitanschnitzel, veganer Käse (der von „Wilmersburger“ schmeckt tatsächlich wie echter Käse; er wird auf der Basis von Kokosöl hergestellt), veganer Ei-Ersatz, Soja-, Hafer- und Mandelmilch, vegane Butter (z.B. Alsan), vegane Sahne und Sauerrahm, usw. Auch vegane Nougatschokolade und Gummibärchen gibt es im Handel.

Niemand muss beim Grillen auf sein Würstchen verzichten oder zum Nachtisch auf das geliebte Mousse au Chocolat.

 

  1. Frage: Woher bekommen Veganer ihre Proteine?

 

Es ist ein Irrtum, dass der Mensch wertvolle Proteine nur über tierische Nahrung aufnehmen kann. Grünes Blattgemüse und Hülsenfrüchte (vor allem in Kombination mit Getreidegerichten) enthalten jede Menge Proteine. Wie sonst hätte der kanadische Veganer und professionelle Ironman-Triathlet Brendan Frazier 2003 und 2006 Sieger des kanadischen Ultramarathons über 50 km Distanz werden können?

Exotisch: Durian mit Postelein und Pinienkernen (Foto: Birgit Hartmeyer)
Exotisch: Durian mit Postelein und Pinienkernen (Foto: Birgit Hartmeyer)

 

  1. Frage: Woher bekomme ich das Kalzium für meine Knochen und Zähne, wenn ich keine Milchprodukte mehr esse?

 

Wer erinnert sich nicht an den Werbeslogan von „Kinderschokolade“: „Viel Milch, wenig Kakao!“ Damit wurde suggeriert, dass Milch ein besonders wertvolles Nahrungsmittel sei. Das Gegenteil ist der Fall: Der Kakao enthält viele wichtige Nährstoffe, während die Milch im Verdacht steht, Allergien, Hauterkrankungen wie Neurodermitis und Akne sowie Krebserkrankungen auszulösen. Interessanterweise entzieht Kuhmilch dem Körper Kalzium, weil sie die Eisenaufnahme hemmt und die Kalziumausscheidung fördert, was dann zu Osteoporose (Knochenschwund) führen kann. In Ländern, in denen traditionell wenig oder gar keine Milch getrunken wird, z.B. in Asien, tritt Osteoporose eher selten auf, während in Ländern wie Dänemark, Deutschland und den USA, die einen hohen Milchverbrauch haben, viele Menschen an dieser Krankheit leiden.

Irgendwie kann dann da doch etwas nicht stimmen mit dem Werbeversprechen der Milchindustrie, dass Milch dem Körper Kalzium für die Knochen liefert, oder?!

Außerdem: Kuhmilch ist die Muttermilch für Kälber, Ziegenmilch die Muttermilch für Zicklein und Schafsmilch die Muttermilch für Lämmer, genauso wie die Muttermilch einer Frau, die ein Kind geboren hat, für ihren Säugling bestimmt ist. Kein Tier auf dieser Welt käme auf die Idee, die Milch einer anderen Spezies zu trinken, und schon gar nicht im Erwachsenenalter! Darüber sollte man auch mal nachdenken!

 

Köstlich und nahrhaft: Green Smoothie (Foto: Birgit Hartmeyer)
Köstlich und nahrhaft: Green Smoothie (Foto: Birgit Hartmeyer)

Aber woher bekommen Veganer denn nun ihr Kalzium? Die Antwort lautet: durch den Verzehr von grünem Blattgemüse wie Grünkohl, Spinat und Salat, Brokkoli, Nüssen, Mandeln, grünen Bohnen, Sesam und Sojaprodukten.

 

  1. Frage: Bekomme ich bei einer veganen Ernährung auch alle wichtigen Vitamine und Mineralstoffe?

 

Bei einer ausgewogenen veganen Ernährung: Ja! Obst, Gemüse, Getreide, Hülsenfrüchte, Nüsse und Samen sind überaus nährstoffreich. Zudem bekommt der Körper jede Menge Ballaststoffe, die für einen gesunden Darm wichtig sind.

 

Wild und fruchtig: Papaya und Spargel an Wildkräutern (Foto: Birgit Hartmeyer)
Wild und fruchtig: Papaya und Spargel an Wildkräutern (Foto: Birgit Hartmeyer)

Einzig die Versorgung mit dem essenziellen Vitamin B12 könnte problematisch werden. Dieses Vitamin wird von Mikroorganismen produziert, die hauptsächlich im Erdreich und im Darm von Tieren, einschließlich unseres eigenen, vorkommen. Die in unserem Darm hergestellte Menge ist jedoch nicht ausreichend und wir müssen Vitamin B12 deshalb über unsere Ernährung zuführen. Vitamin B12 findet sich an Wild- und Gartenpflanzen und in tierischen Produkten. Früher gehörten Gemüse aus nicht durch Pestizide, Herbizide und Düngemittel geschwächten Böden sowie wildwachsende Kräuter wie Brennnesseln, Giersch, Spitzwegerich usw. zur normalen Ernährung der Menschen. Da es noch keine Verschmutzung durch die Industrie und Autoabgase gab, verzehrte man diese auch ungewaschen und nahm somit das wasserlösliche Vitamin B12 auf (und natürlich über tierische Produkte, die aber in den meisten Familien eher selten auf den Tisch kamen). Heutzutage ist die Versorgung mit Vitamin B12 (für Veganer) schwieriger, es sei denn, man isst größere Mengen ungewaschener Wildkräuter, was wohl nur in industriefreien Gegenden (und auf hundefreien Spazierwegen) möglich ist, oder ungewaschenes, selbst angebautes (Bio-)Gemüse. Konventionelles Gemüse, das auf den heutigen leider vorwiegend „leblosen“ Ackerböden wächst, enthält nur eine unzureichende Menge dieses Vitamins. Der Ausweg: Vitamin B12 in Tablettenform. Besonders empfehlenswert ist die Variante als Lutschtablette, weil hierbei bereits über die Mundschleimhaut Vitamin B12 aufgenommen werden kann, was insbesondere für Menschen, die nicht genügend Magensäure bilden, wichtig ist. Achten sollte man auf die Art des Vitamins B12: Methylcobalamin wird vom menschlichen Körper besser aufgenommen als Cyanocabalamin (welches leider in den meisten Tabletten enthalten ist).

In den Monaten Oktober bis März empfiehlt sich im Übrigen für alle Menschen in unseren Breitengraden, also auch für Nichtveganer, die zusätzliche Aufnahme von Vitamin D. Veganer müssen dabei wissen, dass Vitamin D3 tierischer Herkunft ist (es wird aus Lanolin (Wollfett) hergestellt); Vitamin D2 wird aus Pflanzen produziert.

 

  1. Frage: Ist eine vegane Ernährung nicht ziemlich teuer?

 

Schnell zubereitet: Tomate "Veganella" (Basilikumtofu) mit Olivenöl und frischen Basilikumblättern (Foto: Birgit Hartmeyer)
Schnell zubereitet: Tomate „Veganella“ (Basilikumtofu) mit Olivenöl und frischen Basilikumblättern (Foto: Birgit Hartmeyer)

Ja und nein. Wer viele der sogenannten Ersatzprodukte verzehrt, muss dafür schon tiefer in seinen Geldbeutel greifen. Der Grund dafür ist, dass diese Produkte zum einen häufig hochwertigere Inhaltsstoffe enthalten (z.B. Bio-Qualität) und zum anderen in geringeren Mengen hergestellt werden als viele konventionelle Produkte.

Wer sich aber von saisonalen und regionalen Produkten (Obst und Gemüse) und preiswerten Grundnahrungsmitteln wie Kartoffeln, Getreide und Nudeln ernährt, der wird nicht mehr ausgeben als zuvor.

 

 

 

  1. Frage: Was mache ich unterwegs oder wenn ich eingeladen bin oder ausgehe?

 

Leckeres veganes Fast Food: Falafel mit Hummus (Foto: Birgit Hartmeyer)
Leckeres veganes Fast Food: Falafel mit Hummus (Foto: Birgit Hartmeyer)

Hier wird es schon schwieriger. Bislang war das Essen außer Haus immer mein Verhängnis. Ich bin seit fast 5 Jahren Vegetarierin und zum Glück ist es heutzutage kein Problem mehr, in Kantinen, Restaurants, Imbissen, Bäckereien etc. vegetarische Gerichte und Snacks zu erhalten. Auch Familie und Freunde nehmen in der Regel Rücksicht darauf, und im Notfall lässt man eben das Fleisch oder den Fisch bei einer Einladung zum Essen weg. Meistens bleibt noch genügend anderes übrig, was man essen kann. Manchmal – und das habe ich selbst schon öfter erlebt – gibt es bei Feiern auch eine vegetarische und eine nicht-vegetarische Variante desselben Gerichts, z.B. die Pizza hälftig mit Salami und Schinken belegt und der Rest nur mit Gemüse, oder eine Quiche-Hälfte mit Speck und eine ohne.

Als Veganer hat man es da deutlich schwieriger. Auf die Pizza kommt nun mal in der Regel Käse, und in der Quiche befinden sich Eier und Milch. Das Eis zum Nachtisch enthält ebenfalls Milch oder Sahne, der Pudding und das Tiramisu auch. Im Kuchen sind Eier usw. usf.

Guacamole mit Gemüsesticks (Foto: Birgit Hartmeyer)
Guacamole mit Gemüsesticks (Foto: Birgit Hartmeyer)

Die einzige Möglichkeit: vorausplanen! Immer einen Not-Snack dabei haben, Freunden und Familie Bescheid geben und notfalls ein eigenes veganes Gericht mitbringen, und bei vorher arrangierten Restaurantbesuchen zuvor im Lokal anrufen und nachfragen, ob auch vegane Gerichte bestellt werden können bzw. ob vegetarische Gerichte veganisiert werden können.

Trotzdem ist es nicht einfach, das muss ich zugeben. Ich wünsche mir, dass es in naher Zukunft genauso unproblematisch sein wird, Brötchen mit veganem Aufstrich beim Bäcker zu bekommen und mindestens zwei vegane Gerichte in jedem Restaurant, wie es jetzt bei vegetarischen Mahlzeiten der Fall ist.

 

 

  1. Frage: Meine Familie/meine Freunde sind keine Veganer. Wie verhalte ich mich ihnen gegenüber?

 

Die erste und wichtigste Regel lautet: NICHT MISSIONIEREN!!! Wenn sich jemand für die vegane Ernährung interessiert, soll man ihm natürlich auch davon erzählen (aber nur, wenn er oder sie nachfragt!). Ansonsten: Ruhe bewahren und dumme Sprüche ignorieren oder sich schon vorher eine schlagfertige Antwort überlegen. Die Veganerin Kirstin Knufmann (von PureRaw) antwortet beispielsweise auf die Standardfrage „Was ist DAS denn?“ (in der Regel mit einem leichten Naserümpfen gestellt): „Lecker ist das!“ (nachzulesen in: Ab heute vegan, hrsg. v. Patrick Bolk, S.107)

Viele „Allesesser“ fühlen sich merkwürdigerweise angegriffen, wenn sie es mit einem Veganer oder einer Veganerin zu tun haben. Manche glauben, Veganer würden sich als „bessere Menschen“ fühlen. Andere meinen, sich und ihre Ernährung verteidigen zu müssen. Beispiele dafür: „Aber mir schmeckt Fleisch (alternativ: Käse) nun mal so gut. Darauf könnte ich nie verzichten!“ Oder „Ich esse ja nur selten Fleisch.“ Oder „Ich kaufe nur Biofleisch.“ Etc.

Die beste Devise lautet: Leben und leben lassen. Mit gutem Beispiel vorangehen, und wenn andere dann sehen, wie viel besser man sich fühlt OHNE den Genuss von tierischen Produkten, dann kommen sie vielleicht ins Grübeln und ändern peu à peu ihre eigenen Essensgewohnheiten. Und wenn nicht, dann ist das eben so.

 

Vegane Gemüsepizza vor dem Backen (Foto: Birgit Hartmeyer)
Vegane Gemüsepizza vor dem Backen (Foto: Birgit Hartmeyer)
"Pizza-Schmelz" (= veganer Streukäse) oben drauf und 15 Minuten in den Backofen ... (Foto: Birgit Hartmeyer)
„Pizza-Schmelz“ (= veganer Streukäse) oben drauf und 15 Minuten in den Backofen … (Foto: Birgit Hartmeyer)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  1. Frage: Muss ich sofort mein ganzes Leben auf „vegan“ umstellen?

 

Guten Appetit!!! (Foto: Birgit Hartmeyer)
Guten Appetit!!! (Foto: Birgit Hartmeyer)

Nein! Wer dies schafft, hat meine volle Bewunderung.

Es ist bereits eine echte Herausforderung, wenn man sich bislang mit tierischen Produkten ernährt hat und jetzt auf eine tierfreie Ernährung umstellt. Vegetarier haben es da sicherlich leichter, da sie ja ohnehin weder Fleisch, Fisch noch Meeresfrüchte essen. Was mich persönlich betrifft, so macht mir dieser „Verzicht“ nichts aus. Gescheitert bin ich aber bislang immer an meiner großen Vorliebe für Käse. Nun habe ich endlich eine tolle tierleidfreie Käse-Alternative entdeckt (siehe Foto), die genauso schmeckt wie „echter“ Käse! Ich muss nicht jeden Tag Käse essen, aber ab und an hätte ich schon gerne ein Käsebrötchen oder Käse auf der Pizza, auch wenn eine Gemüsepizza ohne Käse (fast) ebenso lecker ist.

 

Veganes Käsebrötchen (Foto: Birgit Hartmeyer)
Veganes Käsebrötchen (Foto: Birgit Hartmeyer)

Wer seinen Lebensstil komplett veganisieren will, muss jedoch nicht nur die Lebensmitteletiketten auf versteckte tierische Inhaltsstoffe untersuchen, sondern auch bei Weinen (werden oft mit Eiklar, Gelatine oder Fischblase geklärt!) und Kosmetik-, Hygiene- und Haushaltsprodukten (Tierversuche und tierische Inhaltsstoffe!) aufpassen.

Außerdem gilt: Keine Kleidung aus Leder, Wolle, Seide und mit Daunenfüllung. Das trifft im Übrigen auf sämtliche Textilien im Haus zu. Mittlerweile gibt es immer mehr vegane Modelabels, allerdings sind die meisten mir zu sportiv ausgerichtet, und so richtig schön finde ich die Mehrheit der veganen Schuhe auch nicht. Aber in diesem Bereich tut sich viel, und ich bin zuversichtlich, dass vegane Mode in Zukunft immer attraktiver werden wird.

 

 

 

 

 

Empfehlenswerte Literatur und Links:

  • Patrick Bolk (Hrsg.), Ab heute vegan: So klappt dein Umstieg (Ein Wegweiser durch den veganen Alltag), Ventil Verlag, 2013.
  • Marc Pierschel, Vegan! – Vegane Lebensweise für alle, compassion media, 2011.
  • Colin Campbell, China Study – Die wissenschaftliche Begründung für eine vegane Ernährungsweise, 2. Aufl., Verlag Systemische Medizin, 2011 [2004].
  • Jonathan Safran Foer, Tiere essen, 3. Aufl., Kiepenheuer & Witsch, 2010.
  • Brendan Frazier, Vegan in Topform – Der vegane Ernährungsratgeber für Höchstleistungen in Sport und Alltag, Unimedica, 2013.
  • https://vebu.de/
  • http://www.vegane-gesellschaft.org/
  • http://www.deutschlandistvegan.de/
  • http://claudigoesvegan.blogspot.de/