Ein Ketzel Buntes
Rock'n Roll-Entertainer Johnny Ketzel in Telgte

Ein Ketzel Buntes (Foto: Marion Besse-Sandmann)
Ein Ketzel Buntes (Foto: Marion Besse-Sandmann)

Obschon draußen miesestes Januarwetter herrschte, war der Brennraum im Telgter Kornbrennereimuseum bei der 18. Hörstunde des Heimatvereins bis auf den letzten Treppenplatz gefüllt. Neben dem Stammpublikum, waren auch eingefleischte Fans gekommen, um die Münsteraner Lästerzunge Johnny Ketzel „live-haftig“ zu erleben. „Den Verrückten kann man sich doch nicht entgehen lassen“, freute sich ein Besucher beim Betreten der heiztechnisch etwas unterkühlten Location, wobei die Umschreibung „verrückt“ nur positiv gemeint war.

Ketzel ist einer der letzten Rock ’n-Roll-Entertainer, der nicht nur mit seinen bitterbösen, ungeschönten und ungeschminkten Songs zu überzeugen wusste, sondern auch mit seinen amüsanten und schnoddrigen Zwischenmoderationen das Publikum für sich gewinnen konnte.

Gleich zu Beginn verabschiedete sich Johnny Ketzel von den Zuhörern, bedankte sich bei jedem Einzelnen per Handschlag fürs Kommen, um dann über die Treppe nach oben zu entschwinden. Glücklicherweise sollte nach diesem Streich das Konzert mehr als nur eine Hörstunde lang dauern und das Telgter Publikum lockte nach dem tatsächlichen Ende den Künstler für mehrere Zugaben auf die kleine Bühne zurück.

 

Ein Ketzel Buntes (Foto: Marion Besse-Sandmann)
Ein Ketzel Buntes (Foto: Marion Besse-Sandmann)

Ketzel sang deutschsprachige Eigenkompositionen in Johnny-Cash-Manier zu einer eingespielten Musik des Münsteraner Ausnahmegitarristen Siggi Mertens, seinem früheren musikalischen Wegbegleiter. Bei einigen Stücken wurde Ketzel gesanglich von Ines Sannan begleitet; er selbst spielte Mundharmonikapassagen oder verzerrte seine Stimme durch einen Telefonhörer.

Die Ketzelsche Philosophie: „Liebe ist das Wichtigste; der Rest ist Pipifax!“ Und so ging es in den Songs um Liebesleid und leidige Liebe, um Verlassen und Verlassen werden, um verknitterte Vergangenheit und verblasste Träume. Dabei zog Johnny Ketzel alle Register, sang mal auf dem Schoß eines männlichen Zuhörers, flirtete mit der anwesenden Damenwelt, kitzelte Mitleidsbekundungen heraus, wenn in seinen Songs der Herzschmerz allzu schlimm wurde und gönnte sich zwischendurch immer mal wieder ein Gläschen Sambuca. Egal ob Lieder über die letzte Reha in Bad Hersfeld oder die Ketzelsche Eindeutschung des Johnny Cash Klassiker „Ring Of Fire“ in „Leichte Beute“, das Publikum hing ihm an den Lippen und liedfeste Fans sangen gar mit.

Die beiden Hörstunden -Veranstalter Dr. Thomas Müller und Arnold Illhardt waren sich mit den Zuhörern einig: Das war eine ganz große Hörstunde, um nicht zu sagen: Eine Sternstunde.

 

Die gesamte Bildergalerie dieser Hörstunde (Fotos: Marion Besse-Sandmann / Marion Illhardt):