Der Garten
Meine praktische Philosophie des Gärtnerns

Der Garten ist keineswegs ein Diener, der sich vor dem menschlichen Willen in Gehorsam verbeugt. Beachtet der Gärtner, die Gärtnerin jedoch einige Regeln, kann die Verbindung von Mensch und Garten produktiv und höchst erfreulich sein.

 

 

Regel Nr. 1: Sei geduldig

Als wir begannen unseren Garten anzulegen, spukten jede Menge Pläne durch unsere Köpfe. Und natürlich hatten wir diese Bilder aus Hochglanzmagazinen vor Augen: bunt und üppig und artenreich sollte er werden, unser Garten. Aber wir mussten feststellen, dass ein Garten sich nichts befehlen, nichts aufdrängen lässt. Man kann ihm Vorschläge machen und er sagt dann: gut, schauen wir mal, ich werde darüber nachdenken. Vielleicht geht es ja. Vielleicht. Habe also Geduld!

Ja, und manchmal trägt der Garten durchaus einleuchtende Gründe vor, wenn die Vorschläge scheitern und es nicht so läuft, wie wir es gern gehabt hätten. Es war zu warm oder zu kalt oder zu sonnig. Oder es gab zu viel Schatten. Es war zu nass und dann kamen die Pilze. Oder es war zu trocken. Außerdem waren da die hungrigen Nacktschnecken und andere Tiere, die ihm zu Leibe rückten. Derlei Gründe gibt es einige. Versucht man aber daraus Rückschlüsse für das nächste Jahr zu ziehen und unterbreitet dem Garten neue Vorschläge, ist seine Antwort dieselbe: schauen wir mal. Geduld.

Und so entsteht dann im Laufe des Jahres ein buntes, höchst lebendiges Chaos, das nur in Teilen den ursprünglichen Plänen entspricht. Irgendwann arrangiert man sich als Gärtner, Gärtnerin damit, dass Pläne und Wünsche das Eine sind, die Realität aber etwas ganz anderes ist. Aber deshalb nicht mehr zu planen und dem Garten keine Vorschläge mehr zu unterbreiten, wäre eine zu frühzeitige Resignation und zudem kontraproduktiv. Denn ein Garten hat immer das Bestreben, wieder Teil der „wilden Natur“ außerhalb seines geschlossenen Raumes zu werden, aus der er einmal geschaffen wurde. Dann würde er Teil der natürlichen Sukzession unserer Breitengrade werden, in der zuerst die sog. Pionier-Wildkräuter (Beispiel: Beifuss) den Raum für sich beanspruchen. Die Pionier-Wildkräuter würden irgendwann den Pionier-Sträuchern (Beispiel: Brombeere) weichen und diese wiederum dem Wald. Jeder Garten ist also immer ein potentieller Wald und es benötigt Überzeugungskraft, Einfühlungsvermögen und Geduld den Garten von seinem natürlichen Bestreben wieder zum Wald zu werden abzuhalten.

Regel Nr. 2: Lass dich überraschen

Wie viele Pflanzen haben wir vorgezogen! Wie viele Samen in Beete ausgesät! Wir hätten nur nicht glauben sollen, dass alle vorgezogenen Pflanzen auch wachsen. Manchmal weigern sie sich einfach und niemand von uns weiß, warum. Dann wiederum kann es sein, dass sie zwar aufgehen, aber nicht so, wie es eigentlich sein müsste, damit die kleinen Pflänzchen im Beet auch eine Überlebenschance haben.Dann hängen sie trotz bester Pflege und Zuspruch nach der Keimung schlapp in ihren Töpfen und scheinen nicht im Traum daran zu denken, mehr als nur ihre zwei Keimblätter auszubilden. Ja, und wenn man gefrustet zu dem radikalen Schritt übergehen will, sie dem Kompost zu übergeben, kann es sein, dass sie plötzlich durchstarten. So, als würden sie ahnen, dass jetzt ihre letzte Chance gekommen ist und sie ansonsten dem großen Verdauungsorgan des Gartens übergeben werden.

Sät man direkt in die Beete, ist es von vornherein besser, sich von der Überzeugung zu verabschieden, dass die Samen auch aufgehen und sich zu prächtigen Pflanzen entwickeln. Das kann sein, muss aber nicht. Manchmal kommt gar nichts und man fragt sich auch hier, was man falsch gemacht hat. Dann wiederum kann es sein, dass die Samen plötzlich an einer ganz anderen Stelle im Garten aufgehen. Als hätten sie sich mit dem Wind oder den kleinen Tierchen, denen der Garten zum Lebensraum wurde, verabredet, sie doch bitte an einen anderen Ort zu transportieren. Echte Überraschungen, die ein Garten zu bieten hat!

 

Regel Nr. 3: Schenke Wertschätzung und Fürsorge

Ein Garten ist das Ergebnis menschlicher Eingriffe in die Natur. Von sich aus würde kein Garten der Welt existieren. Die Gemüse, die in unseren Gärten wachsen, sind, ebenso wie unsere Haustiere, das Ergebnis von Züchtungen seit der Sesshaftwerdung der Menschen in der Jungsteinzeit. Sie wurden den Bedürfnissen der Menschen angepasst, damit diese vor Ort überleben konnten. Wie unsere Haustiere benötigen auch die Pflanzen, die in unseren Gärten wachsen, unsere Wertschätzung und Fürsorge. Die gesamte Schöpfung, dessen Teil der Mensch ist, beruht auf dem Prinzip der gegenseitigen Fürsorge. Das große Netz des Lebens hätte sich ohne diesen Grundsatz nie entwickeln können und kann ohne ihn nicht fortbestehen. Leider hat sich ein Teil der Menschheit aus diesem Netz des Lebens verabschiedet und das Prinzip der gegenseitigen Fürsorge aufgekündigt. Im Glauben, sie könnten auch ohne dieses Netz weiterexistieren. Ein Beispiel hierfür ist  die sog. moderne, industrialisierte Landwirtschaft. Sie befindet sich mittlerweile in einem Feldzug gegen das Leben. Wie sonst wären Massentierhaltung, das Zerstören und Vergiften von Boden, Wasser und Luft möglich, wo doch allen Beteiligten einschließlich uns als Verbrauchern klar sein muss, dass auch andere Lebewesen ein Anrecht auf ein Leben in Würde haben und dass das Leben auf der Erde von einer intakten Mitwelt abhängt? Wie viele Arten sind dem lebensfeindlichen „Wachse oder weiche“-Leitsatz der heutigen Landwirtschaft schon zum Opfer gefallen, wieviel Mitwelt wurde schon zerstört! Wir Menschen wissen heute noch nicht konkret, welche Auswirkungen das Artensterben haben wird. Wir wissen nur, dass es keine guten sein werden. Es ist wie beim Bau eines Hauses aus Holzklötzchen. Wird ein Klötzchen aus dem Haus herausgezogen, kann das das Bauwerk bereits gefährden. Werden mehrere Klötzchen herausgezogen, wird das Haus einstürzen.

Wer einen Garten anlegt, sollte sich also der Verantwortung bewusst sein, die er/sie für Tiere, Pflanzen und auch Pilze (auch ohne Pilze wäre kein Leben auf der Erde möglich) übernimmt. Verantwortung für den Boden mit seinen Milliarden an Lebewesen, der ohne Fürsorge irgendwann auslaugen, dahinsiechen und erodieren würde. Verantwortung für die Pflanzen, die nicht allein von Luft und Liebe wachsen und gedeihen. Und auch für die Tiere, die diesen Garten besiedeln, die später zu Helfern des Gärtners, der Gärtnerin werden und ohne die sich die meisten Früchte nicht entwickeln würden. Was wäre ein Garten ohne ihre Vielfalt? So ist es unbedingt nötig, den Garten für sie zu einem Lebensraum zu machen, in dem sie sich wohlfühlen. Wer nimmt, muss auch zurückgeben – ein Grundsatz, den jeder Gärtner, jede Gärtnerin berücksichtigen sollte. Fürsorge, wie sie sein soll.

 

Regel Nr. 4: Arbeit und (Aus)Zeit

Ohne Arbeit geht deshalb nichts! Ein Garten ohne Arbeit gab es nur im Paradies, im Garten Eden, den nach der Genesis Gott schuf. In vielen Mythologien ist der Garten ein von göttlichen Händen geschaffenes Werk. Aber aus dem Paradiesgarten wurden wir Menschen bekanntlich vertrieben. Ich frage mich bei diesem Bild oft, ob tatsächlich der Ungehorsam der Grund für die Vertreibung war. Vielleicht gab es ja ganz andere Gründe? Vielleicht war ja die Aufkündigung der Verbindung mit dem großen Ganzen der Schöpfung der eigentliche „Sündenfall“? Die Überheblichkeit des Menschen, sich selbst als Krone der Schöpfung zu sehen und die Mitwelt beherrschen zu wollen? Vielleicht war die Schöpfungsgeschichte einmal eine ganz andere und sie wurde später umgeschrieben? Jedenfalls gilt seitdem der göttliche Fluch, dass die Bewirtschaftung eines Gartens körperlich anstrengend ist. Von „im Schweiße des Angesichts“ ist sogar die Rede. Da ist was dran. Beispiel: das Bearbeiten oder besser die Fürsorge für den Boden. Er muss mit Kompost versorgt, er muss aufgelockert und gemulcht werden. Auch das Säen und Pflanzen benötigen einiges an Arbeit. Hinzu kommen das Düngen mit Kräuterjauchen, die hergestellt werden müssen, und das Gießen. Auch das Ernten und Verarbeiten ist arbeits- und zeitintensiv. In diesem Punkten gewährt der Garten keinen Verhandlungsspielraum. Das heißt auch: es gibt zeitliche Einschränkungen. Vom Frühjahr bis in den Herbst sind keine längeren Urlaubsreisen möglich. Z.B. ist unser Garten zu groß, um ihn anderen Menschen für mehr als zwei/drei Tage zur Pflege zu überlassen. Nicht weil wir ihnen misstrauen, sondern weil es von der Arbeitsintensität nicht zumutbar wäre. Eine mögliche Lösung wäre, dass mehrere Menschen einen Garten gemeinschaftlich bewirtschaften. Beispiele dafür gibt es viele.

Aber kann der vermeintliche Fluch nicht zum Segen werden? Heute, wo – zumindest im reichen Europa – niemand mehr allein vom Garten leben muss? Denn, auch wenn die Arbeit im Garten viel Kraft und Zeit kostet, ist sie eine sinnstiftende Arbeit, die sogar in eine tiefe Meditation führen kann. Vergessen ist die Welt drum herum mit ihren Kriegen und Krisen. Vergessen sind all die politischen Verwerfungen und die dafür verantwortlichen Protagonisten. Vergessen ist unsere im puren Materialismus gefangene Gesellschaft. Vergessen sind manche Zeitgenossen mit ihrem Dummschwätz und ihrer Ignoranz. Vergessen ist dieses lebensfeindliche Wirtschaftssystem, das die Erde in den Abgrund drängt. Vergessen sind all die Probleme, die mensch mit sich herumträgt. Gartenarbeit ist sinnlich, ist Luftholen, Kraft schöpfen. Kniend auf dem Boden mit den Händen in der Erde. Am Ende des Tages erschöpft, befriedigt, voller Freude und Liebe für das, was im Garten lebt. Für das Wunder des Lebens, dessen Teil wir Menschen sind.

Regel Nr. 5: Nichts gehört dir allein

Wer gärtnert und dabei meint, dass alles, was da wächst und gedeiht, gehöre ihm allein, der wird böse Überraschungen erleben. Im Garten gilt – wie überall in der Schöpfung – der Grundsatz: lerne zu teilen, denn nichts gehört dir allein! Ein Garten ist ein überaus vielfältiger Lebensraum, in dem sich – wenn es gut läuft – eine Vielzahl von Lebewesen ansiedelt. Über viele von ihnen freut man sich, über andere kann heftiger Ärger entstehen. Es gibt sie, diese ungebetenen Gäste im Garten. Sie verdrängen andere Lebewesen, sie bedienen sich ungefragt und ohne vorher etwas dafür getan zu haben. Da kann es passieren, dass liebevoll aufgezogene Salate oder Kohlpflanzen im Nu zu einem winzigen Rest zusammenschrumpfen. Da ist es besser, von Anfang an zu akzeptieren, dass es ohne zu teilen nicht geht. Und etwas zu akzeptieren heißt ja nicht, sich nicht darüber ärgern zu dürfen. Denn schließlich hat man die Pflanzen mit viel Mühe und Liebe versorgt – und dann sind sie über Nacht plötzlich verschwunden. Wer könnte sich da nicht ärgern?

 

Regel Nr. 6: Begrüße das Chaos, denn es ist lebendig

Schnurgerade Pflanzreihen, Beete mit schwarzer Erde ohne sog. Unkraut, ein Garten wie ein aufgeräumtes Wohnzimmer… Wer das möchte, muss dem Garten mit Pestiziden, Insektiziden, Herbiziden, Fungiziden, also mit all den überaus giftigen Errungenschaften der Chemieindustrie zu Leibe rücken. Aber: traue keinem Garten, in dem kein Unkraut sprießt und schon gar nicht seinem Gärtner. Wie wahr dieser Spruch doch ist! Lässt man dem Garten den benötigten Freiraum, so wachsen auch die sog. Unkräuter. Der Garten braucht diese wilden Pflanzen und – wer weiß –  vielleicht ruft er sie sogar herbei. Denn gerade sie locken die Insekten und andere Tiere an, ohne die ein Garten nicht überleben kann. Auch für einen gesunden Boden sind die wilden Pflanzen unverzichtbar. Sie lockern den Boden mit ihren Wurzeln auf, geben ihm Struktur und Halt und sorgen dafür, dass all die Bodenlebewesen Futter bekommen und überleben können. Ein Garten ohne Wildpflanzen ist ein toter Garten. Wir kartieren regelmäßig unseren Garten und sind schon auf über 90 verschiedene Wildpflanzen gestoßen. Viele von ihnen bereichern unseren Speiseplan und gehören zu den anerkannten Heilpflanzen. Nimmt eine von ihnen überhand, muss man als Mensch manchmal etwas gegensteuern, weil sie ansonsten im Beet keinen Platz mehr für andere Pflanzen lässt. Ansonsten: let it be. Und so verwandelt sich der Garten im Laufe des Jahres in ein kunterbuntes und lebendiges Chaos.

 

Ein Garten ist ein lebendiges, höchst eigenwilliges Universum. Er zeigt dem Menschen deutlich seine Grenzen. Gegen den Garten, gegen die Natur zu arbeiten, ist unmöglich. Mit ihm in den Austausch zu gehen, ihm zuzuhören, sein Eigenleben zu respektieren, zu akzeptieren, dass einige Pflanzen, die man so gern wachsen lassen würde, einfach nicht wachsen wollen, weil das Garten-Biotop nicht zu ihnen passt, all das sind elementare Regeln für die Zusammenarbeit mit einem Garten. Ein Garten verlangt viel vom Gärtner, der Gärtnerin, er gibt aber auch mit vollen Händen zurück.

Wir gärtnern seit einigen Jahren unter durchaus schwierigen Bedingungen. Der Boden auf fast 500 m Höhe ist karg, schwer und steinig. In unmittelbarer Umgebung stehen Fichten, die Schatten werfen und mit ihren Nadeln den Boden versauern. Der Frühling kommt hier spät und der Herbst früh, die Anbauperiode ist also kurz. Durch die Plateaulage des Gartens ist es oft sehr windig, wovon viele Gartenpflanzen nicht gerade begeistert sind. Da half nur, eine Hecke anzulegen, um den Garten vor Wind zu schützen und die Wärme zu halten. Die Eifel ist ein Heckenland und das aus guten Gründen. Wer hier früher vom Garten leben musste, der hatte es sehr schwer.

Und es ist sicher nicht so, dass ich täglich voller Wonne durch den Garten tanze. Ich quäle mich, fluche, schimpfe, will aufgeben und, ja, dem Garten den Mittelfinger zeigen. Meine seit frühester Kindheit antrainierte Vorstellung von Ordnung und Sauberkeit kommt mir immer wieder in die Quere, Hochglanzbilder treiben in mir ihr Unwesen und ich will unbedingt hier und jetzt und sofort Beete ohne „Unkraut“ haben. Dann wird der sog. Unkrautstecher in meiner Hand zur Waffe gegen das Lebendige. Nicht immer kann ich mich in letzter Minute zügeln. Da hilft mir nur Innehalten und Nachdenken. Das stoppt die Aufräumwut und das „Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt-Syndrom“.

Gartenlust kann also auch manchmal zu Gartenfrust werden. Aber ohne Garten, ohne Gärtnern zu leben? Nein, das könnte ich nicht mehr. Das Gärtnern tut mir/uns trotz aller Widrigkeiten gut. Es ist wirklich Balsam für Geist und Seele. Und beim Anblick dieser bunten Lebendigkeit, beim Summen der zahlreiche Insekten, beim Zwitschern der Vögel, bei diesem ganz speziellen, betörenden Duft des Gartens überkommt mich doch immer wieder das Singen und das Tanzen. Ich spüre, dass ich Teil des bunten und quirligen Netzes des Lebens bin.

 

 

Praktische Tipps für Neugärtner und Neugärtnerinnen

 

  1. Pflanze oder säe niemals willkürlich. Beachte die Vorlieben der Pflanzen, wer mit wem wo zusammenleben will. Nicht alle Pflanzen kommen gut miteinander aus. Das ist wie bei uns Menschen.
  2. Lass die Pflanzen Jahr für Jahr durch deinen Garten wandern und pflanze oder säe sie nur in bestimmten Abständen auf dasselbe Beet (Fruchtfolge).
  3. Pflanze oder säe nur das aus, was in deiner Region heimisch ist. Es bringt nichts, Jahr für Jahr für Jahr zu versuchen, etwa Artischocken in den Garten zu locken, wenn die regionalen Bedingungen (Wetter, Boden) es nicht zulassen.
  4. Pflanze oder säe alte Pflanzensorten. Ihr Saatgut ist bedroht, weil es offiziell von der EU nicht zugelassen ist (Bayer-Monsanto und Co. lassen grüßen). Alte Sorten sind meistens wesentlich schmackhafter und widerstandsfähiger als die neuen Züchtungen der Agrarkonzerne. Zusätzlich kannst du so auch dein eigenes Saatgut gewinnen. Saatgut-Rebellen gibt es viele und man trifft sie auf Saatgut-und Pflanzen-Tauschbörsen, die es  in jeder Region gibt.
  5. Beachte den jeweiligen Bedarf der Pflanzen an Sonne, Nährstoffen und Wasser. Wie wir Menschen haben nicht alle Pflanzen dieselben Bedürfnisse.
  6. Lege unbedingt einen Komposthaufen an. Er ist das schwarze Gold des Gartens und Grundlage für einen guten Boden und damit für ein gutes Pflanzenwachstum.
  7. Akzeptiere, dass es keinen Garten ohne sog. Schädlinge gibt. Blattläuse, Schnecken, Kartoffelkäfer, bestimmte Pilze, die Pflanzen am Wachstum hindern, wird es immer geben. Auch sog. Schädlinge haben ihre Daseinsberechtigung und ist der Garten wild genug, sind die sog. Nützlinge wie Marienkäfer, Schwebfliegen und viele andere mehr meistens nicht weit. Einbußen wird es aber dennoch immer geben.
  8. Lasse den Boden niemals, wirklich niemals unbedeckt. Nicht nur während des Winters, sondern auch während der Wachstumsphase muss der Boden beschattet und abgedeckt sein. Das spart Wasser und erfreut die Bodenlebewesen. Mulchen und/oder Gründüngerpflanzen sind hier eine gute Lösung.
  9. Der gefürchtetste Gärtner ist der, der ständig aufräumt, als sei der Garten ein Wohnzimmer. Jeder von uns kennt diese Gärten, aus denen jedes Leben vertrieben wurde. Ein wahrer Horror für  alle Gartenbewohner! Niemand krabbelt, niemand summt, niemand zwitschert. Lass deshalb, auch wenn es unaufgeräumt wirkt, Pflanzen im Winter stehen. Sie sind für viele Insekten oder ihre Nachkommen die einzige Möglichkeit den Winter zu überleben. Lass die wilden Ecken – manche nennen sie auch Schmuddelecken- zu, die in jedem Garten über kurz oder lang entstehen. Beobachte zunächst, was da summt und brummt und krabbelt, dann wird sich hoffentlich der Meister Propper in dir kleinlaut zurückziehen.
  10. Akzeptiere, dass nicht alles nach Plan läuft. In diesem Jahr will die eine Pflanze nicht wachsen, im nächsten Jahr eine andere nicht. Oder sie werden aus welchen Gründen auch immer von Pilzen befallen und kümmern vor sich hin. Du kannst es nie im Voraus wissen, es wird immer wieder passieren.
  11. Anstatt mit Kunstdünger zu düngen, stelle Kräuterjauchen her. Auf Chemie kannst du getrost verzichten.
  12. Akzeptiere, dass dein Gemüse und dein Obst nicht aussehen werden wie im Supermarkt. Dafür schmeckt es sehr viel besser und ist auch deutlich gesünder.
  13. Sorge gut für die Tiere im Garten. Lass wilde Pflanzen wachsen und auch im Winter stehen. Lege einen Totholzhaufen an. Und wenn es viele Steine gibt (wie bei uns), auch einen Steinhaufen. Beide entwickeln sich zu neuen Lebensräumen für Pflanzen und Tiere.
  14. Alles ist mit Allem verbunden. Deshalb erfreue dich an den Vögeln, auch wenn sie das ein oder andere Samenkorn stibitzen. Ein Garten braucht den Gesang der Vögel.
  15. Lass die wilden Ecken im Garten in Ruhe und freue dich über die Brennnesseln dort. Sie sind das Zuhause zahlreicher Insekten und schmecken auch uns Menschen gut. Zudem ist die Brennnessel eine hochwirksame Heilpflanze. Noch ein Vorteil: aus ihr kannst du eine hochwertige Jauche für das Düngen von Tomaten, Paprika, Gurken und Kohl herstellen.
  16. Akzeptiere die mitunter harte körperliche Arbeit. Dass du manchmal auf den Knien durch den Garten robben, dich mit nackten Händen in den Boden eingraben musst. Aber nur so lernst du den Boden kennen und kannst buchstäblich erfühlen, was er braucht.
  17. Akzeptiere die zeitliche Gebundenheit. Es ist der Rhythmus der Natur, der dich bindet, und diesen Rhythmus wirst du nicht ändern können.
  18. Nur Mut!

Fotos: MM