Elba – Blau trifft grün
Mit dem Wohnmobil auf die toskanische Insel Elba

Elba bedeutet schiere Romantik und das Inselchen strahlt eine herrliche Leichtigkeit aus, doch gleichwohl auch jede Menge Temperament, naturalmente ist sie ja italienisch. Im Frühsommer ist die Insel kunterbunt, allerorten blüht der Oleander in unterschiedlichsten Farben und zieht sich die Bougainvillea, auch sie in verschiedener Farbgebung, in ihrer verschwenderischen Blütenpracht an den pastellfarbenen Häusern hoch. Ein Reisebericht über eine faszinierende Insel.

Von der Fähre Blick auf Portoferraio (Foto M. Illhardt)

Nirgends ist das Meer so tintenblau und leuchten die Schaumkronen in solch eiskristallenem Weiß wie zwischen Elba und Piombino! An Bord der Fähre stehend saugen sich meine Blicke an diesem Anblick fest, das Glücksgefühl sucht sich seinen Weg und es ist grenzenlos. Ich atme tief durch, Tränen der Freude rollen mir über die Wangen und ich denke dabei an den ersten Satz aus Tania Blixens Buch „Afrika, Dunkel lockende Welt“ in dem sie sehr poetisch über ihre Zeit in Afrika schreibt: „Ich hatte eine Farm in Afrika am Fuße der Ngongberge.“ In jenem Satz und der nachfolgenden Beschreibung der Ngong-Farm liegt ihr komplettes Gefühl für diese Welt. In diesem Moment bin ich ihr sehr nah.

Langsam läuft die Fähre auf Portoferraio zu, die Details der Stadt werden immer deutlicher und die theatralische Kulisse zur Tragödie „Napoleon auf Elba“ mit der Villa dei Mulini auf dem Felsen oberhalb der Stadt zeigt sich in ihrer ganzen Pracht.

Im Geschichtsunterricht habe ich gelernt, dass Napoleon 1814 hierher in die Verbannung geschickt wurde. Doch Napoleon wählte sich diese Insel, die ihm als Besitz zuerkannt wurde, selbst als Wohnsitz aus: „Ich habe die Insel Elba aufgrund des Sanftmut ihrer Bewohner und ihres milden Klimas ausgewählt. Die Insel wird für mich für immer von großem Interesse sein!“ Ich denke, das war eine klare Lüge! Kurze Zeit später floh er von seinem Wohnsitz und riss die Macht wieder an sich. Verbannt wurde er dann nach dem Desaster der „100 Tage Herrschaft“ und der Schlacht um Waterloo nach St. Helena. Hier starb er am 5. Mai 1821 an einem Magengeschwür. Hätte ich doch die Möglichkeit gehabt ihn zu fragen: „Napoleon, warum verließest du diese Insel? Was bedeutete dir Macht, wenn Du doch auf Elba hättest weiterleben können?“

Ohne Worte (Foto A. Illhardt)

Seit ich das erste Mal auf Elba war, erwarte ich nun bei jeder Überfahrt voller Ungeduld den Moment, wo sich die Bugklappe öffnet, sich die Autokolonne mit unserem Wohnmobil aus dem Bauch der Fähre bewegt und uns die Geräusche und der Duft von Portoferraio begrüßen! Zuerst sehen wir nur ein buntes Durcheinander von Autos, Bussen, dreirädrigen Piaggios und den obligatorischen Vespas. Doch sobald man den Frachtraum der Fähre komplett verlässt, umhüllt uns ein rauschendes Tschingderassabum von hupenden Autos, das Dröhnen der Signalhörner der aus- bzw. einfahrenden Fähren, das Quietschen von Bremsen, Klingeln von Fahrrädern und Vespas, Möwengeschrei und das Begrüßen der „Portoferraies“ (Einwohner von Portoferraio) untereinander in ihrer eigenen Lautstärke. Zu normalen Zeiten ein Stressmoment, doch hier zeigt sich auf meinem Gesicht ein befreites breites Grinsen! Es ist gerade jetzt alles herrlich und ich bin wieder da! Alsdann erreichen wir das Ende der Einfallstraße nach Portoferraio und da ist er: Der Duft von Elba! Im Sommer eine intensive Komposition aus Eukalyptus, Thymian, Jasmin, unzähligen anderen Blumen und Rosmarin. Im Spätsommer bleiben immerhin noch Eukalyptus und Rosmarin.

Elba bedeutet schiere Romantik und das Inselchen strahlt eine herrliche Leichtigkeit aus, doch gleichwohl auch jede Menge Temperament, naturalmente ist sie ja italienisch. Im Frühsommer ist die Insel kunterbunt, allerorten blüht der Oleander in unterschiedlichsten Farben und zieht sich die Bougainvillea, auch sie in verschiedener Farbgebung, in ihrer verschwenderischen Blütenpracht an den pastellfarbenen Häusern hoch.

Ich freue mich vor allem darauf, mir bekannte Orte zu sehen und wieder durch die vertrauten Straßen und Gassen zu schlendern. Ich brauche nicht wie Tausende von Touristen diese Insel geschwind eben auf touristische Art zu erobern oder positiver gedacht: zu erforschen! Ich kann mir Zeit nehmen, immer tiefer und mit Empathie in das Leben der Insel einzusteigen und vielleicht doch auch völlig unbekannte Orte zu entdecken. Ich bemerke leider schon immer wieder die Veränderungen: In manchen Orten sehe ich ein starkes touristisches, gleichgeschaltetes Angebot, das nicht zum kulturellen Teil Elbas gehört und es macht mir Angst, dass sich Elba dem Tourismus ausliefert und ich glaube nicht, dass die „alten“ Elbaner darüber so glücklich sind.

Piazza Matteotti Capoliveri(Foto A. Illhardt)

In 2011 wohnten wir während unseres Urlaubes in dem Bergdorf Capoliveri auf der Halbinsel Calamita. Mitten drin, rechts links, neben uns und über uns „Capoliveresi“, in Deutschland würde man den Kopf schütteln über dieses Durcheinander an Wohnungen. Hier gibt es keine standardisierten Häuser, keine Einheitlichkeit, keine genormten Etagen, Fensteröffnungen und Türen; Friedensreich Hundertwasser hätte seine Freude gehabt.

Es war eine spannende herrliche Zeit in der Via Circonvallazione. Morgens öffnete ich wie selbstverständlich unsere schwere Holztür, grüßte die Vorbeikommenden, schnappte mein Geld, eilte die Treppen zur Piazza hoch, denn da lag die Panetteria (Bäckerei), und reihte mich in die Schlange der Wartenden ein, spulte betont lässig mit den paar Brocken italienisch, die ich mir vor ein paar Jahren im Italienischkurs angeeignet hatte, meine Bestellung herunter und fühlte mich so selbstbewusst wie eine einheimische Italienerin. La vita è bella!

Des Nachmittags saß man selbstverständlich auf der wunderschönen Piazza, trank seinen Rotwein oder wie gewohnt Aperol, dazu Espresso. Danach schlenderten wir Hand in Hand, trunken vor Glück, durch die schmalen, charmant verschachtelten Gassen, lasen mit Begeisterung die Namen an den Haustüren und überlegten uns, wer das wohl sein könnte, schließlich gehörten wir ja selbstverständlich dazu und man muss ja seine Nachbarn benennen können.

In Capoliveri gibt es wunderschöne kleine Läden, nicht nur mit den üblichen Touristenartikel, sondern auch sehr geschmackvolle Boutiquen, die obligatorischen Acqua dell‘ Elba-Parfümerien, Schmuckläden und eben auch ein großartiges Hutgeschäft, an welchem ich nicht so einfach vorbeigehen konnte und einen roten Audrey-Hepburn-Hut erwarb. Am gleichen Abend gingen wir essen, natürlich mit Hut! Der überaus liebenswürdige Chef des kleinen Restaurants „Il Vecchio Borgo“, in dem wir damals öfter so vorzüglich gegessen hatten, merkte meine Ratlosigkeit. Wohin bloß mit dem Hut? und brachte mir einen Stuhl eigens für das prachtvolle Stück!

Wir hatten eine kleine Terrasse vor dem Haus, in dem wir wohnten und das am Rande der Altstadt lag. Die Terrasse befand sich vor der kleinen Zufahrtstraße und war umrahmt von Oleanderbäumen. Von hier aus ging unser Blick ungehindert weit und in die Ferne, Richtung Portoferraio. Schaute man nach Westen, konnte man die Halbinsel sehen, hinter der die Bucht von Lacona versteckt lag und dahinter im Dunst erahnte man den Monte Capanne; im Osten tief unter Capoliveri, direkt an einer kleinen Bucht: Porto Azzurro.

Abends hockten wir dort bei einem Glas Rotwein, schauten in den klaren Sternenhimmel und redeten uns ein, dass wir auf keinen Fall nach Hause fahren werden und überhaupt: Napoleon muss verrückt gewesen sein!

Piazza Matteotti Capoliveri(Foto A. Illhardt)

Den Namen verdient der hübsche Hafenort Porto Azzurro zu Recht. Es liegt direkt an einem kleinen Hafen mit dem außerordentlich leuchtend blauen Wasser. Zusammen mit den bunten Fischerbooten und den eleganten weißen Motorjachten bietet der Hafen ein farbenreiches Postkartenmotiv. In dem Städtchen herrscht auch ein reges Leben. Hinter der Hafenmauer liegt die Piazza Matteotti. Eingerahmt von zahlreichen Cafés, Bars und Boutiquen kann man hier auf Bänken dem Treiben auf dem Platz zuschauen. Offensichtlich finden auf diesem Platz auch Konzerte statt, denn bei unseren Besuchen war eben da eine Bühne aufgebaut, die eine unglaubliche Anziehungskraft für kleine, noch nicht entdeckte, doch mit allen Allüren ausgestattete Möchte-gern-Superstars ausübte. Hinter dem Platz gelangt man direkt in die kleine gemütliche Altstadt mit den verwinkelten Gassen und den gepflegten Häusern. In Porto Azzurro, wie in vielen anderen Städten auch, finden sich Mineralienläden, in denen die heimischen Gesteine angeboten werden. Ein Ort, den ich immer wieder besuchen würde!

Der nächst größere und nennenswerte Ort an der Ostküste ist Rio Marina; er liegt dem toskanischen Festland direkt gegenüber. Den alten Erzverladehafen, hier legten einst die Frachter Richtung Piombino an, erlebten wir eher ungepflegt; er ist sicherlich auch kein Badeort. Wer nach Rio Marina fährt, kommt wegen des Mineralienmuseums oder auch wegen der alten verrosteten Verladestation, die windschief aber höchst interessant noch als Fotomotiv ihr Dasein fristen darf und mit jedem Wellenbrecher mehr und mehr dem kompletten Untergang nahe ist. Auch wir verschafften uns auf dem eigentlich verbotenen Firmengelände Zugang um den gespenstig anmutenden und bebenden Metallkonstruktionen beim Sterben zuzuschauen und sie wenigstens auf unseren Fotos am Leben zu halten.

Hinter Rio Marina liegt der Parco Minerario, den man besichtigen kann. Führungen werden über das Mineralienmuseum angeboten.

Weiter nördlich, nicht mal 10 km entfernt, liegt Cavo. Bei gutem Wetter kann man von hier aus auf dem Festland die Stadt Piombino und sogar einzelne Häuser erkennen. Auch Cavo ist ein Fährhafen und von Piombino aus zu erreichen. Als auf Elba noch Erz abgebaut wurde, haben hier die reichen Bergwerksbetreiber ihre Villen gebaut und man sagt, dass Cavo damals ein sehr mondäner Badeort gewesen ist. Heute ist diese Zeit vorbei, nun ist der Ort touristisch sehr gut ausgestattet und wir finden ihn, abgesehen von den Touristen, verschlafen und langweilig.

Am Capo d’Enfola (Foto A. Illhardt)

Von Cavo aus führt eine kurvenreiche Straße durch das Inselinnere zum mittelalterlich anmutenden Bergdorf Rio nell’Elba, das ungefähr 180 m über dem Meeresspiegel am Berghang des Monte Capanello liegt. Rio nell’Elba zählt zu den ältesten Siedlungen auf Elba und wurde bereits im 12. Jahrhundert erbaut und war eines der wirtschaftlichen Zentren für den Erzabbau. In seiner Blüte lebten hier ca. 5000 Einwohner, heute hat der Ort nur noch ca. 1200 Bewohner. Es ist sehr ruhig in dem schönen kleinen Städtchen, aber es gibt viel zu sehen. Immer wieder kann man interessante kleine Details entdecken, doch die sicherlich wichtigste Sehenswürdigkeit ist das alte Waschhaus Lavatoio Pubblico, das von der Quelle Fonte dei Canali gespeist wird. Bis in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts wurde die Wäsche noch von den einheimischen Frauen im Waschhaus gewaschen.

Nicht weit von Rio nell’Elba entfernt ist die kleine Einsiedelei Santa Catarina. Im frühen 17. Jahrhundert wurde die kleine Kapelle, die ursprünglich ein romanischer Bau war, umgebaut. Für die für damalige Zeit merkwürdige Aufstellung einer Nord/Süd Richtung gibt es eine erstaunliche Begründung. Nach einer Legende erschien einem Hirtenjungen die Heilige Katharina von Alexandria im Traum, jedoch glaubte ihm niemand. Bis die Heilige ihm noch einmal erschien und diesmal im wachen Zustand. Merkwürdigerweise glaubte man ihm dieses Mal und erbaute an diesem Erscheinungsort eine Kapelle. Doch es gab noch ein weiteres Wunder: die Kapelle soll sich in die Luft erhoben, sich gedreht haben und zwar so, dass ihre vordere Seite Richtung Rio nell’Elba zeigte. Wer’s glaubt!

Hinter der Kapelle liegt ein kleiner Garten, in dem alle heimischen Pflanzen Elbas angepflanzt sind. Als wir die kleine Einsiedelei besuchten, war der Garten leider geschlossen, da verwüstet. Vor uns waren die Wildschweine da! Die kurze Strecke zurück zum Parkplatz, wo unser Auto stand, nahmen wir in Rekordzeit!

 Portoferraio

Das erste Mal war ich 1996 auf Elba. Wir hatten damals nur einen Tagesausflug vom Festland auf die Insel gemacht und doch war seit diesem Erlebnis das Verlangen, noch einmal hierher zurückzukommen, riesengroß. Wir sind mit dem Auto einmal rund um Elba gefahren und ich war bereits zu der Zeit von der unglaublichen Farbenvielfalt begeistert. Ich dachte oft an das Erlebte zurück und an Portoferraio.

Natürlich hatten wir damals keinen Plan von Portoferraio, haben uns auf dem Rückweg zum Fährhafen total verfranzt und sind kreuz und quer durch die Altstadt und zum Schluss durch irgendeines der Stadttore gefahren – endlich den Fährhafen im Blick; es blieb nicht viel Zeit bis uns die Fähre zurück nach Piombino brachte, es war eine einzige Hetze. Doch obwohl mit zwei quengelnden Kindern im Auto, blieb mir die gemütliche Altstadt in Erinnerung. Ich wäre so gerne ausgestiegen, über den Markt gelaufen und am liebsten dort geblieben.

Mit Blick auf Forte Stella in Portoferraio (Foto A. Illhardt)

Den ersten Eindruck einer quirligen bunten und lebensfrohen Stadt bekommt man, wenn die Fähre sich nach einer Stunde Fahrt langsam in die Einfahrt zur schmalen Bucht von Portoferraio schiebt, den alten schönen Hafen Darsena dicht vor Augen rechts liegen lässt und in den wenig ansehnlichen Fährhafen einläuft. Der Blick auf die alte Stadt der Medicis, die sich den Hügel auf der einen Seite bis zur Villa dei Mulini und der Forte Stella hochzieht und links bis zur Forte Falcone, entschädigt für die andere, wenig romantische und moderne Seite Portoferraios.

Auch auf Elba haben sich die Medicis verewigt: Die Festungen Forte Stella und Forte Falcone wurden innerhalb von zehn Jahren gebaut und führten dazu, dass Portoferraio für Piraten uneinnehmbar wurde. Die beiden Teile der Festung waren mit gewaltigen Mauern verbunden, die sich durch die gesamte Stadt zogen und den Einwohnern Sicherheit brachten. Das führte dazu, dass die Einwohnerzahl stark anstieg. Aus den anderen Städten Capoliveri und Rio nell’Elba, aber auch dem Festland, flüchteten die Bewohner und suchten hier Zuflucht. Auch heute noch ist der Grundriss der Stadt in etwa gleich geblieben wie zur Zeit der Herrschaft der Medicis.

Viele alte herrliche Häuser sind im Centro storico (Altstadt) zu bewundern, einige stammen tatsächlich noch aus dem 17. Jahrhundert. Steile verwinkelte Gassen ziehen sich in der idyllischen Altstadt empor, teilweise sind es breite Treppen und manchmal auch kleine schmale Stiegen. Hier stehen dann die Häuser dicht zusammen und die Wäsche kann quer über die Gasse aufgehängt werden.

Am alten Hafen Darsena haben sich schicke kleine Geschäfte, Boutiquen und nette Cafés angesiedelt. Hinter dem alten Torbogen Porta a Mare, der die Hafenpromenade mit der Altstadt verbindet liegt die Piazza Cavour. Rechter Hand der Piazza liegt die Alte Markthalle, zu Zeiten der Medici befand sich hier die Schiffswerft und rund um die Piazza Cavour siedelten sich Handwerksbetriebe an. Heute ist in der Alten Markthalle ein schäbiger Supermarkt untergebracht und der Charme einer Markthalle ist dem Gebäude völlig abhandengekommen.

Abends spielt sich auf der Piazza und am Hafen das Nachtleben ab, dann kommen die fliegenden Händler bauen ihre Stände auf, vor den Eisdielen bilden sich meterlange Schlangen und Besucher und auch Einheimische flanieren entlang des Hafenbeckens, setzen sich auf die Bänke oder auf die Kaimauer und genießen das Dolce Vita.

Hafen Darsena (Foto A. Illhardt)

Sehenswert in Portoferraio ist auf jeden Fall die Villa dei Mulini, der Wohnsitz Napoleons. Er wählte sich mit dem Gebäude einen hervorragenden Ort zum Wohnen, doch die Villa nährte nur noch sein Heimweh zu seiner Heimatinsel Korsika, auf die er von hier bei klarem Wetter einen sehr guten Blick hatte. Im obersten Stock der Villa wohnte seine Lieblingsschwester Paolina Borghese und Napoleon beschränkte sich auf das Erdgeschoss; sein Schlafzimmer ist zu besichtigen und in einem anderen Raum noch sein wenig bequemes Feldbett, ansonsten sind nicht mehr viele Originalmöbelstücke zu sehen.

Neben den vielen wunderschönen Häusern gibt es auch mehrere Kirchen zu bewundern. Neben dem eher schmucklosen Dom von Portoferraio befindet sich hier auch die sehr schöne prachtvoll ausgestattete Chiesa della Misericordia. Neben der Kirche steht das Museo Misericordia, in der viele Exponate ausgestellt sind, die an den Aufenthalt Napoleons erinnern. Unter anderem auch die Totenmaske und ein Gipsabdruck seiner Hand, die damals sein Leibarzt gefertigt hatte und der Stadt 1852 vermacht wurden.

Das kleine Cafe

Das kleine Cafe (Foto M. Illhardt)

Die kleinen Marmortische sind dekoriert mit ausgedienten Kaffeekannen, Zuckerdöschen und kleinen Milchkännchen, die auf kleinen Silbertabletts arrangiert wurden. Doch sie stehen hier nicht wegen ihrer eigentlichen Berufung, sondern dienen als Vasen. Auch die Blumensträußchen sind besonders, ein unkundiger Blick denkt: einfach reingestopft! Doch die kleinen Arrangements harmonieren in ihrer Zusammenstellung bestens zum Ambiente des Cafés. Wir sitzen direkt an der Wand auf einer kleinen Bank, die mit kunterbunten Kissen bedeckt ist und beobachten den netten Besitzer des Cafés, wie graziös er an den engstehenden Tischen vorbeischlendert und die Gäste bedient und für jeden ein paar freundliche Worte übrig hat. Touristen und Einheimische flanieren vorbei, die Touristen mit Rucksäcken und Kameras und die Portoferraies erkennt man an ihrem selbstverständlichen Gang. Sie gehören definitiv hierher. Und wir wollen hier nicht mehr weg. Übrigens: Sitzplätze gibt es nur draußen, drinnen gibt es keinen Platz!

Das kleine Cafe im Hafen Darsena heißt eigentlich „La Tonnina“, doch für mich bleibt es „Das kleine Café“. Das passende Eigenschaftswort? Oh, da gibt es mehrere: Zuckersüß, verspielt, romantisch, liebenswert, charmant… ach, ich könnte noch weitere hinzufügen! Dazu liegt es direkt am Hafen, mit herrlichem Blick auf die schneeweißen Yachten.

Wir sind immer auf der Suche nach außergewöhnlichen Cafés, „La Tonnina“ hat in unserer Liste „Cafés mit Eigensinn“ seinen Platz gefunden.

Sehnsuchtsorte

Unterhalb des Monte Capanne liegen die zwei Bergdörfer Marciana Alta und Poggio. Sie sind tatsächlich unsere Lieblingsorte auf Elba. Nein, auch Capoliveri kann mit der verborgenen Magie dieser Dörfer nicht mithalten! Von beiden Dörfern kann man ungehindert auf das am Meer liegende Marciana Marina schauen, weit gleitet der Blick nach Westen über das blaue Meer und im Dunst verborgen ahnt man im Osten das Capo d’Enfola.

Enge Gassen durchziehen die Dörfer, von denen Poggio das Kleinere, dafür aber das Blumenreichste ist und zudem mit einem wunderbaren Restaurant gesegnet.

Hinter dem Kern von Marciana Alta beherrscht die Fortezza Pisana immer noch das mittelalterliche Stadtbild. Mittlerweile wird die Festung, die noch aus der pisanischen Herrschaft stammt, für Veranstaltungen genutzt.

Am Brunnen in Marciana Alta (Foto M. Illhardt)

Besonders Marciana Alta zieht uns sehr in seinen Bann. Die Atmosphäre der Stadt wirkt beruhigend, obschon wenig Leerstand zu sehen ist, begegnet man nur selten Menschen. Die schmalen Gassen mit ihren gepflegten Häusern sind mit überfließenden Blumen gleich Kaskaden geschmückt, die Balkone sind als solche nicht mehr zu erkennen, sie sind überwuchert vom Blumenschmuck. Mitten drin in der Stadt ist eine kleine unregelmäßig angelegte Piazza mit einem kleinen Brunnen aus dem Trinkwasser sprudelt. Dieser Platz übt eine wohltuende, die Seele berührende Magie aus, der man sich nur schwer entziehen kann. Es ist ein Ort des Ablassens von Hektik und der Mediation. Sie hierzu auch: https://querzeit.org/reisenvonsinnen/marciana-alta

Zu Marciana Alta gehört der charmante Hafenort Marciana Marina. Ein kleiner gemütlicher Hafenort, der sehr gut zum beschaulichen Ortsbild von Marciana Alta passt. Nicht so touristisch wie Porto Azzurro hat er doch viel von seiner Ursprünglichkeit bewahrt. Der kleine Hafenort ist erst im 17. Jahrhundert erstanden. Zu Beginn standen hier nur einige Hütten, die den Fischern vom obigen Marciana Alta als Schutz dienten und am Ende der Bucht der Torre Pisana. Er wurde im 12. Jahrhundert als Wachturm gegen die Sarazeneneinfälle benutzt.

Blick auf den Hafen Marciana Marina (Foto A. Illhardt)

Der Mittelpunkt des Ortes bildet die Piazza Vittorio Emanuele, doch viele kleine Plätze muss man durch Schlendern durch die schmalen Gassen erst entdecken. Sie liegen teils versteckt hinter irgendwelchen Häuserecken, bieten einen fantastischen Blick auf das Meer, liegen jenseits der Uferpromenade und werden von den alten Männern des Ortes als Treffpunkt genutzt. Interessante Läden, Restaurants und Bars reihen sich an der Uferpromenade, hinter der direkt der überschaubare Hafen liegt. Ein Ort, den man durchaus auch mehrmals besuchen kann.

Speisen auf Elba

In jedem Land, das wir bisher bereist haben, kosten wir seine Klassiker-Rezepte, aber auch geheime Köstlichkeiten. Ein Land vielfältig zu erforschen, bedeutet auch, es nicht nur landschaftlich und kulturell zu entdecken  sondern auch auf kulinarische Entdeckungstour zu gehen. Eine Terrine in Frankreich ist kein Eintopf, sondern eine Pastete, Fish ’n‘ Chips in Großbritannien ist gebackenes Fischfilet mit Pommes und gelegentlich mit grünen Erbsen oder Erbspüree, Pizza in Italien und Paella aus Spanien sind allgemein bekannt. Doch wer ahnt schon, dass Gyros nicht der Klassiker der griechischen Küche ist und man in Griechenland über diese deutsche Vorliebe nur den Kopf schüttelt! Jede Köchin in Griechenland kennt da bessere und überlieferte Familienrezepte!

Meine schlechteste Pizza habe ich in Florenz gegessen. Ein Italiener sagte mir dazu Jahre später: „Signora, wie kann man auch in Florenz Pizza essen?! Non se ne parla!“

Eingedenk dessen studieren wir also in diesem bezaubernden Restaurant „Vento D’Estate“ die pizzafreie Speisekarte und hören der netten Chefin zu, wie sie uns ihre absolut köstlichen Tagesgerichte empfiehlt. Wir lächeln sie an und nicken zustimmend und ich denke immer an diesen Song von Namika „Je ne parle pas français“. Wir schauen uns an und ich sehe, dass mein Mann genauso ratlos und gespannt über das ist, was wir gerade bestellt haben. Doch wir lieben ja das Abenteuer!

Wir haben uns durch unser Gefühl leiten lassen, dieses hübsche Restaurant ist uns am ersten Tag im Vorbeifahren aufgefallen. Es ist ein sehr kleines Ristorante mit einer kunterbunten Einrichtung, umrankt von Oleander und Bougainvillea und steht direkt unter einem Eukalyptusbaum an der schmalen Zugangsstraße zum Capo d’Enfola. Es schaut auf die Sansone Bucht hinunter, die kleine Terrasse hat höchstens Platz für fünf kleine Tische, die mit bunten Tischdecken bedeckt sind. Schwere Geranientöpfe stehen auf der Brüstung und mir scheint, wir sind die einzigen deutschen Gäste. Erfahrungsgemäß ist das immer ein gutes Zeichen. Den köstlichen Elba-Wein im Glas, hören wir den Schwalben zu, beobachten das glitzernde Meer und sehen später die kleinen flinken Fledermäuse über die Terrasse sausen und das Leben könnte nicht schöner sein.

Ach ja, nebenbei bemerkt: Unser Gefühl hat uns nicht betrogen: der Salat aus Muscheln, Garnelen und Krabben war ein Gedicht und der Thunfisch mit gegrilltem Gemüse zerging auf der Zunge. Ich war begeistert, noch nie habe ich einen so zart gegrillten Thunfisch gegessen, überaus delikat daran die würzige Marinade! Und übrigens: der Thunfisch wurde vor Elba geangelt! Was mein schlechtes Gewissen ein wenig beruhigte.

Sansone Bucht (Foto A. Illhardt)

Wenn dieses Restaurant uns schon so beeindruckte, so hat die Sansone Reef Bar unser Herz gewonnen. Es wurde vor zwei Jahren erbaut und die Herausforderung war, die Bar so geschickt auf einem Felsvorsprung direkt über dem Strand an der Costa Bianca einzufügen, dass sich der Bau harmonisch in die geschützte Küstenlandschaft einfügt. Naturschutz wurde hier groß geschrieben und besonders umweltfreundliches Material verwendet. Die Kräuter, die für die stets frisch zubereiteten Gerichte verwendet werden, wachsen hier in zwei hängenden Gärten, die an der Fassade des Restaurants angebracht wurden. Ein weiterer hängender Garten mit heimischen Pflanzen der mediterranen Vegetation verbreitet auf der oberen Dachterrasse ein unverwechselbares Aroma nach sonnenwarmer Macchia.

Da die Bar direkt neben unserem Campingplatz liegt, sind wir häufig abends zu Gast. Verstohlen bestaunten wir die Köstlichkeiten, die abends den Gästen serviert werden. Und sogar die hier gereichte Pizza sieht so umwerfend aus, dass wir nicht widerstehen konnten und uns eines Abends so eine Köstlichkeit bestellten. Nie, und es ist nicht geflunkert, habe ich eine so erstklassige Pizza gegessen. Dazu wieder dieser wunderbare samtweiche Elba-Wein von einem der besten Weingüter der Insel. Doch auch die anderen Gerichte der Speisekarte hören sich fantastisch an und die Pasta mit Meeresfrüchten und Safranfäden war ein Gedicht!

Wir sitzen auf der Terrasse, die direkt an der Klippe liegt. Noch ist es hell, die Besucher des Strandes unter uns klettern den schmalen Pfad nach oben, ihr Strandtag ist vorbei und in der Sansone Bucht kehrt Ruhe ein. Sie gehört nun wieder den wenigen Möwen, die in den Klippen ihr Quartier bezogen haben. Hinter dem spitzen Kegel des Capo erahnt man den Sonnenuntergang, das Meer färbt sich rot und die Trennlinie zwischen Himmel und Meer wird unscharf, in der Mitte des Horizontes verschwindet sie gar. Jetzt wird das Meer ruhig und die Wellen rollen langsam, fast zärtlich an den Kiesstrand, es ist die Zeit der Erholung. Auch hier oben in der Reef Bar wird es ruhiger, manchmal dringt zu uns ein Lachen aus der Küche. Hier zu sitzen lässt keinen Raum für planende Gespräche, wie wir sie gerne führen oder Diskussionen über Politik oder das Weltgeschehen. Die Schönheit um uns herum und der sich langsam verdunkelnde samtige Himmel mit seinen unzähligen Diamanten über uns bildet eine Höhle der Vertrautheit; um nicht zu sagen, des Intimen. Auch hier in dieser Atmosphäre zu speisen ist ein besonderes Erlebnis.  In einem Buch über Paris von Hanns-Josef Ortheil fand ich den dazu passenden Satz: „Das Essen: Ähnlichkeit mit dem Hören langer Musikstücke….“

 Unterwegs mit der Vespa – Klischee bedient!

Wir erobern die Insel nach bester italienischer Art: mit dem Roller! Für drei Tage haben wir uns eine Vespa geliehen und erleben die Insel einmal anders.

  • Capo d’Enfola nach Marciana Marina und hoch nach Marciana Alta.
  • Vom Capo nach Capoliveri, Porto Azzurro und herauf nach Volterraio. Ab Porto Azzurro fahren wir stetig hoch, der Weg schraubt sich den Hügel in engen Kurven rauf, es stehen nur wenige Bäume hier, die sich mit der Macchia abwechseln. Wir sind allein unterwegs, lediglich auf dem winzigen Parkplatz zur Ruine treffen wir auf Menschen. Von hier oben schaut man weit über die Bucht von Portoferraio und im Osten auf das toskanische Festland.
  • Und am letzten Tag nach Poggio und über den Monte Perone. Wir schrauben uns mit der „Wespe“ hoch bis fast zum Gipfel des Monte Perone und fahren durch den mystisch anmutenden Kastanienwald. Früher wurden hier zwischen Marciana Alta und Poggio die Esskastanien angebaut, doch heute sind die Wälder verwildert und sehen eher nach geheimnisvollen Feenwäldern aus. Es geht weiter runter auf die südliche Seite der Insel nach Sant’Ilario und San Piero. Von hier hat man einen fantastischen Blick auf die gegenüber liegende Insel Montechristo. Wie auch auf dem Weg nach Volterraio sind wir so gut wie allein unterwegs.
Mit der Vespa unterwegs (Foto A. Illhardt)

Und wir erleben die Insel im wahrsten Sinne des Wortes hautnah! Unsere Blicke gleiten ungehindert über die Landschaft und es ist bei diesen hochsommerlichen Temperaturen erfrischend, den Fahrtwind zu spüren. Doch es ist nicht dieses profane Erlebnis, was diese Art der Fortbewegung so bedeutend für uns gemacht hat, es ist der Rausch des unmittelbaren Erlebens. Ich kann im Kabrio das Verdeck oder die Fenster öffnen, doch es bleibt die Blech/Kunststoffbarriere! Unsere Körper sind auf der Vespa in Freiheit, ich spüre die Sonne, den Schatten, ich rieche den würzigen Duft der Macchia, ich höre das Meer rauschen, das Kreischen der Möwen. Ich möchte die Arme ausbreiten und mich ganz diesem unvergesslichen Erlebnis hingeben! Diese drei Tage werden mir ewig in Erinnerung bleiben, sie zählen mit zu den schönsten Erlebnissen auf Elba!

Resümee:

 „Unsere Träume können wir erst dann verwirklichen, wenn wir uns entschließen, einmal daraus zu erwachen“ (Josephine Baker)

Nein, ich wünsche mir aus diesem „wirklichen“ Traum niemals zu erwachen! Ich möchte Teil von Elba sein, in dieser Stimmung vom Hier und Jetzt und der sprudelnden Lebensfreude ausharren. Die glitzernden Momente wie Perlen einer Kette auffädeln, mir um den Hals legen, gleichsam ein Motor, der mich am LEBEN hält. Kann das jemand verstehen?

Hier bin ich ein optimistisch denkender Mensch, empfinde Dankbarkeit für mein Leben und blicke zuversichtlich in die Zukunft. Ich fühle mich einem Jungbrunnen entstiegen, der Spiegel zeigt mir ein entspanntes Gesicht und ich könnte jauchzen vor Freude! Elba bedeutet Entschleunigung, Inspiration und gelebtes Erleben. Nichts gleitet unbewusst an mir vorbei, weil ich mit meinen Gedanken meilenweit beim nächsten Termin, to do oder sonst wo bin. Nein, hier bin ich im Jetzt!