Warendorfer Freiheitsmelder
Ein offener Brief an den Staatsschutz

Warendorf. 2013/2014 installierte eine unbekannte Warendorfer Künstlergruppe in einer Nacht- und Nebelaktion sogenannte „Freiheitsmelder“ in der Stadt. Das rief den Staatsschutz auf den Plan. Sehr bedenklich!

Liebe Warendorfer, liebe Warendorfer Polizei, lieber Staatsschutz in Münster

Freiheitsmelder (www.wn.de)
Freiheitsmelder (www.wn.de)

In unserer hoch geschätzten Nachbarstadt Warendorf wurden bei Nacht und Nebel sogenannte Freiheitsmelder (siehe Bild) ausgehängt. Wie ein Mensch mit einigermaßen Verstand und einer mittelmäßigen Intelligenz feststellen kann, handelt es sich bei den Imitaten von Brandmeldern um eine politische Kunstaktion. Obendrein eine ästhetisch schöne und vor allem inhaltlich äußerst sinnhafte. Die Freiheitsmelder tragen z.B. Auf- bzw. Inschriften wie „Man darf nicht warten, bis der Freiheitskampf Freiheitsverrat genannt wird“ oder auch sehr wahrhaftig: „wer hier sagt: hier herrscht Freiheit, der lügt, denn Freiheit herrscht nicht!“ Übrigens, liebe Schützer der Freiheit, dieser Spruch stammt originär von Erich Fried und bevor ihr plant, ihn zu bespitzeln: Der ist leider Gottes schon 1988 gestorben.

Ja, sicherlich, wir hochpreisen landauf, landab, die Freiheitlichkeit in diesem unserem Staat, aber, liebe Polizei, lieber Staatsschutz, seien wir doch mal ehrlich: Das ist doch ein Witz, oder? Ein Witz, der von der aus Wirtschaft und Politik vermengten Oligarchie immer wieder gerne aus dem Hut gezaubert wird. Dabei weiß doch jeder zeitungslesende Depp, mal abgesehen er liest BILD, dass es um die Freiheit böse bestellt ist: Wir werden medial beeinflusst, behördlich reglementiert, politisch bevormundet, wirtschaftlich ausgesaugt, kapitalistisch verblendet und NSA-technisch bespitzelt. Deswegen ist es den Mächtigen auch nicht recht, wenn zuviele Menschen plötzlich von Freiheit reden. Freiheitserinnerer kommen nämlich fix in den Verdacht, Böses im Schilde zu führen.

Vermutlich deswegen überlegen die Warendorfer, ob es sich bei der Kunstaktion um politisch motivierte Kriminalität handelt und die Landdeppen der Pferde- und Reiterstatt haben den Staatsschutz eingeschaltet. Lieber Staatsschutz, ich finde das äußerst lobenswert und politisch absolut korrekt, dass ihr diese wunderbare Idee zur Wahrung der deutschen Demokratie schützt. Wir schließen uns einem Vorschlag einer Freundin an, die Freiheitsmelder sollten unverzüglich in das städtische Kunst- und Kulturerbe aufgenommen und bundesweit eingesetzt werden. Man kann gar nicht genug für die Freiheit hierzulande und in aller Welt tun. Freiheit, so George Orwell, ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen. Und das ist in Warendorf auf großartige Weise gelungen.