50 Jahre Wagenbach
"Der unabhängige Verlag für wilde Leser"

Dr. Susanne Schüssler (Fotoquelle: Wagenbach Verlag)
Dr. Susanne Schüssler (Fotoquelle: Wagenbach Verlag)

Telgte. Von dem verstorbenen Verleger Kurt Wolff stammt der sympathische Satz »Man verlegt entweder Bücher, von denen man meint, die Leute sollen sie lesen, oder Bücher, von denen man meint, die Leute wollen sie lesen. Verleger der zweiten Kategorie, das heißt Verleger, die dem Publikumsgeschmack dienerisch nachlaufen, zählen für uns nicht – nicht wahr?«

Mit dem „uns“ war der Wagenbach-Verlag mit Sitz in Berlin gemeint und obschon es schon Jahrzehnte her ist, dass dieser Kommentar gefallen ist, hat er an Aktualität nicht verloren.

 

Jetzt feiert der Verlag seinen 50 Geburtstag, was die Telgter Buchhandlung LesArt zum Anlass nahm, Frau Dr. Susanne Schüssler, die diesen Verlag seit 2002 leitet und Ehefrau des Gründers Klaus Wagenbach ist, in die Emsstadt einzuladen. Ein – wie sich herausstellen sollte – spannender Abend, an dem über den Ausnahme-Verlag oder – wie es in der Ankündigung hieß – Sonderfall zu berichten.

 

Wagenbach Verlag (Foto: Wagenbach Verlag)
Wagenbach Verlag (Foto: Wagenbach Verlag)

Während für mich der Wagenbach-Verlag seit meiner Jugend vor allem aufgrund seiner gesellschaftskritischen und linkspolitischen Ausrichtung eine bekannte Größe im ansonsten häufig gesichtslosen Verlagseinerlei darstellte, erging es vielen offensichtlich eher anders, denn die Zuhörerschar war überschaubar. Schade, denn Frau Schüssler konnte mit ihren Darstellungen von dem Verlag der schönen Bücher mehr als begeistern. Die Frage aus dem Publikum, wie man denn angesichts der vielen eher unbekannten Autoren, den vielen Neuentdeckungen aus dem italienischen, spanischen, englischen, französischen und natürlich deutschen Sprachraum und der politischen Anfeindungen von außen, überhaupt finanziell überleben kann, beantwortete die Verlegerin mit der glaubhaften Firmenmaxime: Wir arbeiten aus Leidenschaft, nicht aus Profit. „Wir veröffentlichen Bücher aus Überzeugung und Vergnügen, mit Sorgfalt und Ernsthaftigkeit“, heißt es auf der Homepage des Verlags, was bei der Verflachung und Oberflächlichkeit der Bücherwelt eine wohltuende Botschaft darstellt.

 

Dass Susanne Schüssler am Ende des Abends das Gebaren des Verkaufsriesen Amazon geißelte und diese wirtschaftliche Schurkenvereinigung für das Aussterben der Buchläden und Verlage verantwortlich machte, war dann die logische Schlussfolgerung. Mir fiel dabei die Grabinschrift von Herbert Marcuse ein: Weitermachen! Totgeglaubte leben doch länger und das ist in diesem Fall gut so!

 

www.wagenbach.de