Für die Verteidigungsfähigkeit von Deutschland fehlen 80.000 Soldat*innen. Freiwilligkeit der Rekrutierung ist die eine Möglichkeit, die andere Pflichtrekrutierung. Gibt es eine plausible Lösung? Bevor wir darüber nachdenken, wäre es höchste Zeit sich darüber Gedanken zu machen, warum man so lange die Jugend benachteiligt hat?
Man ahnt schon, dass der Konflikt der schwarz-roten Regierung wie das Hornberger Schießen ausgehen wird. Die Lösung wird so dumm sein, dass sie nicht einmal mir einfällt. Die einen wollen Freiwilligkeit junger Soldat*innen, die anderen eine Pflicht nur für männliche Soldaten, weibliche Soldaten bleiben freiwillig. Ein „kuhler“ Denker namens Röttgen brachte das Los ins Spiel: also Pflicht für alle, aber wer infrage kommt, entscheidet das Los. In der Bundeswehr ist nichts los ohne Los. Eine Karikatur sah die deutsche Armee als Armee der Pechvögel.
Übrigens, gilt das Losverfahren, das Röttgen so toll findet, auch beim Fußball, um die kniffligen Entscheidungen auf diese Weise fairer zu machen. Das Losverfahren ist niemals gerecht. Oder war das schon die schwarze-rote Konfliktlösung?
Ich sehe zurzeit auch keine Lösung, aber ich sehe das Problem, dass man schon allzu lange die Jungen benachteiligt hat. War das in der Pandemie nicht auch schon so, dass statt Schule oder Universität Homeschooling obligatorisch wurde, was ohne Beziehungen und gemeinsames Lernen vonstattenging? Wieder einmal wurde das Infektionsrisiko eingeschränkt, obwohl das Risiko bei den Älteren lag.
Problem Nr. 1: Losentscheid

Schon seit längerer Zeit wird diskutiert, ob das Bundestagswahlrecht nicht von 18 auf 16 Jahre runtergesetzt werden sollte. So mancher Soldat könnte gewonnen werden, wenn er über die sog. Staatsgewalt mitentscheiden durfte. Unter 18 können die Jungen kein Soldat/keine Soldatin sein, aber Bundestagswahlen finden nur alle 4 Jahre statt, Musterungen dagegen immer. Entscheiden darf man nicht, aber kämpfen fürs Vaterland kämpfen darf man, und sei es per Los. Ist das nicht verrückt?
Meine Meinung, auch wenn ich zu den Alten gehöre: Natürlich dürfen wir uns von der Arbeit ausruhen. Aber wir müssen den Jungen eine Welt zurücklassen, die wir nicht kaputt gemacht haben. Ein ungelöster Generationenkonflikt?
Problem Nr. 2: Rentensicherung

Die Renten sollen bis 2029 bei 48% des Einkommens eingefroren werden, beschloss die schwarz-rote Koalition. Das hilft den Jungen herzlich wenig. Bei unserer Wirtschaftslage wird die Rentenhöhe nach 2029 bestimmt nicht bei 48% stehen bleiben, sondern sinken. In die Rente einzahlen können die Jungen, und kämpfen sollen sie auch noch!
Ein Problem der Zukunft junger Menschen ist die Altersarmut, die schon lange unser Problem ist. Bei nach 2029 droht die Absenkung der Steuer und damit auch noch eine Vergrößerung der Altersarmut. Wieder ein Generationenkonflikt?
Problem Nr. 3: Steuern

Die Finanzierung von Gebäuden bzw. deren Sanierung für Schulen, Hochschulen und Universitäten ist ins Sondervermögen eingeplant, aber nicht die Unterstützung der Bildung. Die ist in unser bisheriges System zwar teilweise eingeplant, für Kinder einkommensschwacher Eltern oder von Stiftungen. Zum Teil gut so! Immerhin werden die Jungen unser größtes Vermögen genannt. Aber müsste man nicht mehr tun, vor allem für die Jungen? Unterstützung durch Stiftungen – auch die AfD hat eine – führt mal wieder zu Abhängigkeit.
Die Steuern sollen nicht erhöht werden, obwohl Steuererhöhung für alle fast unausweichlich und dann wohl auch ein gemeinsames Anliegen für Alt und Jung ist. Und schon beschloss unsere Regierung ein Gegenkonzept. Es gibt eine Mütterrente, gleich wie reich die alten Mütter sind. Die CSU hat dafür gesorgt. Wieder ein Generationenproblem?
Problem Nr. 4: Reformen

Reformen sind überfällig: Klimaschutz, Bildung, Grundsicherung (vormals Bürgergeld) usw. Aber wenig passiert. Reformen, besser Reförmchen, scheitern an Streitigkeiten der Koalition. Davor müsste erst einmal die Teamfähigkeit der beiden Parteien gecoacht werden, dann wären die Reformen dran. Wenn mehrere Interessen von Parteien und Betroffenen beteiligt sind, geht es nicht ohne Kompromisse. Da die Parteien dazu nicht in der Lage waren, wurde aus Reformen Symbolpolitik, die allen Bürgern, vor allem den ausgelosten Rekruten, wenig Vertrauen gibt und erst recht keine Motivation. Also wieder ein Konflikt der Generationen?
Hier noch ein wenig Statistik:
Die diesjährige Schell-Studie (ca. alle 4 Jahre) stützt sich unter anderem auf persönlich-mündliche Befragungen von 2.509 Jugendlichen im Alter von 12 bis 25 Jahren entlang eines standardisierten Erhebungsbogens Anfang 2024. Auch andere Studien (Bertelsmann-Studie usw.) stellten fest, dass besonders kritisch
gesehen wird. Beide Werte betreffen insbesondere die Sicht in die Zukunft.
Kritisch sehen junge Menschen
Vertrauen in die Demokratie wird insgesamt positiv wahrgenommen.
Mein Fazit: Wenn die Jungen für den Wehrdienst rekrutiert werden sollen, muss man die Balance der Generationen justieren. Tun wir das nicht, führt die Freiwilligkeit der Vaterlandsverteidigung nicht zum Ziel.
—–
P.S. Coverbild von Pixabay mit eingefügtem Kopf eines Soldaten


