Über QUERZEIT

Wer sind wir und was wollen wir?

QUERZEIT – Redaktionsleitung: Marion und Arnold Illhardt.

Mit dem Umzug nach Telgte in ein altes Haus an der Ems begannen unsere unzähligen Abende und Nächte, in denen wir über die aus den Fugen geratene Zeit und unsere Existenz in einer selbstgefälligen Welt sinnierten. Es erschien uns notwendig, Position zu beziehen, unsere Finger in Wunden zu legen, aber auch andere Wege auszuloten oder selbst zu gehen.

„Es war Zeit, die Wirklichkeit mit glasklarem Blick zu betrachten, wenn man sie verändern wollte. Mit dem Leben zu experimentieren und mit der Liebe und Ideen, Konventionen über Bord zu werfen, sich selbst neu zu erfinden und der Welt neuen Zauber einzuhauchen…“ (1)

In unserem Urlaub auf der kroatischen Insel Hvar saßen wir in einem bezaubernden Café und sprachen über das Leben, Lieben und politische Wirken von Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre (die wir später auf ihrer letzten Ruhestätte in Paris besuchten), aber auch über ihr Zusammenwirken mit anderen kritischen Geistern ihrer Zeit. Uns faszinierten ihr unermüdliches Engagement und ihr Schreiben für eine Vision von einer anderen Gesellschaft, aber auch anderer Politik. Natürlich ist ein Vergleich mit diesen Philosophen vermessen, aber uns treibt bis heute der gleiche Geist. Es fanden sich alsbald Gleichgesinnte, denen das Einmischen ein Anliegen war, um nicht am Nichtstun zu ersticken. Uns gefiel das Konzept eines literarisch-politischen Mediums, so wie die von Beauvoir und Sartre begründete Zeitschrift Les Temps modernes.

„Der Ton war originell, die Reportagen lasen sich wie Literatur, der Stil war kompromisslos, die Analysen waren provokativ (1).“

So entstand zunächst der Blog FARASAN, aus dem später QUERZEIT hervorging. Von Anfang an war es uns wichtig, nicht nach Quote oder Lesbarkeit zu schielen, sondern stets unserem Anspruch nach Ununterworfensein und damit dem Quer-zur-Zeit-Stehen treu zu bleiben. Doch bei QUERZEIT geht es uns nicht nur um Gesellschafts- und Politikkritik, sondern auch um das Bewahren der Ästhetik des Moments und der Achtsamkeit für die kleinen Dinge. Es ist uns ein Bedürfnis, über Themen zu schreiben, die in der „freien“ Presse aufgrund einer der von der Geschäftsführung vorgegebenen Doktrin ausgespart werden. Aber wir möchten auch an Momente erinnern, die aus der Zeit gefallen zu sein scheinen, um somit Geschätztes und Vermisstes wiederzubeleben.

QUERZEIT startete als Kulturblog, doch wir fassen den Begriff Kultur inzwischen allgemeiner und zwar als einen Bereich, der im weitesten Sinne alle Erscheinungsformen menschlichen Daseins umschließt. Man könnte also auch sagen, Kultur ist all das dem Menschen Dazugehörige. Und da die Natur, die uns mehr als am Herzen liegt, gerne als Gegenbegriff zur Kultur gesehen wird, schließen wir sie in unsere Betrachtungen mit ein. Sie ist für uns Zufluchtsort, wenn uns all das Menschgemachte zu viel wird.

Die Texte auf QUERZEIT stammen von verschiedenen Autoren. Manche stießen für kurze Zeit hinzu und verließen dann den Blog. Andere sind bis heute aktiv dabei und beleben die Seite mit ihren Gedanken, Überlegungen und Ausführungen. Willkommen sind uns all diejenigen, die sich durch unser dargestelltes Konzept angesprochen fühlen.

Anmerkung:

Bei dem Wort QUERZEIT tauchen möglicherweise Assoziationen zur QUERdenkerbewegung auf, die diesen Ausdruck – wie in solchen Kreisen üblich – aus Ermangelung an eigener Kreativität für sich in Anspruch genommen hat. Schon viel früher bezeichneten wir uns als Querdenker, doch im Gegensatz zu der Bewegung, die im Zusammenhang mit den Protesten gegen Schutzmaßnahmen zur Covid-Pandemie entstanden ist und an der von Anfang an Verschwörungs“unternehmer“, sowie Akteure der extremen Rechten beteiligt waren, denken wir SELBST und übernehmen nicht ungeprüft Vorgegebenes oder Fabuliertes. Wir grenzen uns damit strikt von diesem entsetzlichen Geschwurbel ab.

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(1) Agnès Poirier: An den Ufern der Seine. Die magischen Jahre von Paris 1940 -1950. Klett-Cotta, 2019