Fado, der Zauber Portugals
Fado-Abend im "La Cantina LeVaRi"

Grupo de Fados Gerações (Foto: Birgit Hartmeyer)
Grupo de Fados Gerações (Foto: Birgit Hartmeyer)

Münster. „Fado“, erklärte Sänger João Marques beim gestrigen Fado-Abend in der westfälischen Hauptstadt, „ist zu 20 Prozent Stimme und zu 80 Prozent Herz“. Portugiesischer Weltschmerz, Liebe, Hingabe, Verlust, Trauer und die berühmte Saudade, die man nur unzureichend mit „Sehnsucht“ übersetzen kann, waren die Themen, die Sängerin Susana Pais sowie ihre beiden Kollegen João Marques und Manuel Martins mit Inbrunst in ihren Liedern vortrugen, virtuos begleitet von den drei Musikern der Gruppe Grupo de Fados Gerações.

 

Flyer (Foto: Birgit Hartmeyer)
Flyer (Foto: Birgit Hartmeyer)

Das Wort „Fado“ leitet sich angeblich vom lateinischen „fatum“ ab, was so viel wie „Schicksal“ bedeutet. Über die genauen Ursprünge des Fado kann man nur Vermutungen anstellen. Vielleicht hat er sich aus den Liedern portugiesischer Seefahrer entwickelt, vielleicht liegen seine Wurzeln auch in den Sklavengesängen Brasiliens. Bekannt ist, dass sich der Fado zunächst in den Armenvierteln Lissabons, wie der Mouraria, entwickelte. Durch die Lissabonner Fadista (Fadosängerin) Maria Severa, die eine pikante Liaison mit dem Grafen de Vimioso hatte, drang er im 19. Jahrhundert auch in Adelskreise vor.

Zwei Städte in Portugal geben beim Fado den Ton an: Zum einen gibt es den Fado aus der alten Universitätsstadt Coimbra, bei dem es sich um gesungene Balladen handelt, die in der Regel vom Studentenleben und dessen Ausschweifungen handeln. Er wird traditionell von Männern gesungen. In Lissabon hingegen ist der Fado eher schwermütig und voller Emotionen. Die bekannteste Fadosängerin, die „Königin des Fado“, ist Amália Rodrigues (1920-1999). Zu den heute erfolgreichen Fadistas gehören Mariza, Dulce Pontes, Telmo Pires, Carminho, Camané und Mísia. Auch die portugiesisch-kanadische Popsängerin Nelly Furtado verwendet Elemente des Fado in ihren Liedern.

 

Die Musiker Ivo Guedes, Miguel Ruas und Vitor Fonseca (Foto: Birgit Hartmeyer)
Die Musiker Ivo Guedes, Miguel Ruas und Vitor Fonseca (Foto: Birgit Hartmeyer)

Am gestrigen Abend begeisterten die vier Mitglieder des nordrheinwestfälischen Fado-Ensembles Grupo de Fados Gerações und die beiden Sänger Manuel Martins, der extra aus der nordportugiesischen Stadt Porto angereist war, und der Münsteraner Jõao Marques, der in Coimbra geboren wurde, das portugiesische und deutsche Publikum. Eingeladen hatten Sara und Carlos Rego, die Inhaber von La Cantina LeVaRi. Die Grupo de Fados Gerações, die 1998 gegründet wurde und deren Mitglieder allesamt portugiesische Wurzeln haben, besteht aus den Musikern Ivo Guedes (Portugiesische Gitarre), Miguel Ruas (Klassische Gitarre), Vitor Fonseca (Bassgitarre) und der Sängerin Susana Pais, die seit 2013 mit dabei ist. „Gerações“ bedeutet übersetzt „Generationen“ und spiegelt das musikalische Zusammenspiel der Musiker aus verschiedenen Generationen wider.

 

Manuel Martins (Foto: Birgit Hartmeyer)
Manuel Martins (Foto: Birgit Hartmeyer)
João Marques (Foto: Birgit Hartmeyer)
João Marques (Foto: Birgit Hartmeyer)

 

Die portugiesische Gitarre (guitarra portuguesa) (Foto: Birgit Hartmeyer)
Die portugiesische Gitarre (guitarra portuguesa) (Foto: Birgit Hartmeyer)

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Instrumente werden beim Fado im Übrigen stets von Männern gespielt, während die Lieder beim Lissabonner Fado von Frauen oder Männern gesungen werden können. Die guitarra portuguesa ist traditionell immer mit dabei. Es handelt sich dabei um ein zwölfsaitiges Instrument mit birnenförmigem Korpus aus Holz, das einer Laute ähnelt.

In Portugal wird der Fado in sogenannten Fadohäusern gesungen. Viele davon gibt es im alten Lissabonner Stadtviertel Alfama und im Ausgehviertel Bairro Alto. Vor dem Auftritt des Sängers oder der Sängerin wird gegessen und getrunken. So wurde es auch gestern von Sara und Carlos Rego gehandhabt: Das Publikum wurde nach dem Sektempfang zunächst mit einem köstlichen Vorspeisenteller verwöhnt, worauf der erste Gang mit dem portugiesischen Nationalgericht, dem bacalhau (Stockfisch), folgte, der mit Schinken Ibérico an Maronen und Rosmarinkartoffeln serviert wurde. Dazu konnten die Gäste portugiesische Weine aus Setúbal oder dem Dão bestellen – água suja, „schmutziges Wasser“, wie João Marques den Gästen augenzwinkernd empfahl. Danach folgten die ersten Darbietungen der geladenen Künstler, bevor man sich den Fleischgang (Filé de porco) munden lassen konnte (für Vegetarier gab es statt Schweinefilet ein Omelett mit Oliven). Als Nachtisch wurden traditionelle Dessertvariationen gereicht.

 

Das portugiesische Nationalgericht: Stockfisch (bacalhau) (Foto: Birgit Hartmeyer)
Das portugiesische Nationalgericht: Stockfisch (bacalhau) (Foto: Birgit Hartmeyer)
Fado = "20 Prozent Stimme, 80 Prozent Herz" (Foto: Birgit Hartmeyer)
Fado = „20 Prozent Stimme, 80 Prozent Herz“ (Foto: Birgit Hartmeyer)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die drei Musiker des Ensembles Grupo de Fados Gerações begeisterten das Publikum durch ihr virtuoses Spiel und Sängerin Susana Pais und die Sänger João Marques und Manuel Martins animierten die Gäste zum Mitklatschen und Mitsingen. Viele der portugiesischen und portugiesischstämmigen Gäste kannten die Texte von traditionellen Fadoliedern wie „Festa na Mouraria“, „Alma de Fadista“ und „Casa Portuguesa“ auswendig.

Alles in allem war es ein wunderbarer, stimmungsvoller Abend mit tollen Künstlern, die mit viel Herzblut, Gefühl und Hingabe sangen und spielten. Der Zauber Portugals im westfälischen Münster – davon dürfte es gern mehr geben!

 

Die gesamte Bildergalerie des Abends (Fotos: Birgit Hartmeyer):